gestattet, glaubte er sie wahrhafftig erblichen zu seyn. Man stellte zum Schein ein Leichen-Be- gängniß an, da mittlerweile sie und ihr Mann in ein freywilliges Elend nach Yorkshire zogen. Der Ritter fraß sich hingegen, als der allerun- glückseligste Liebhaber, für Sorgen und Gram das Hertz ab; ja, er gab der Traurigkeit dergestalt Platz, daß er sich bald mit Hunger tödten, bald mit Gifft vergeben, und wieder bald erstechen wollte; Weil aber das freundliche Einrathen einiger gra- vitätischen Personen über diese unmenschliche Ab- sichten die Oberhand behielte, wurde sein Gemüth etwas ruhiger und gelassener.
Seiner Mutter war bey dieser verliebten Nei- gung nicht allzuwohl zu Muthe: Massen sie besorgte, daß, woferne seine Liebe ohne Gegenstand bliebe, noch mehr seltzame Würckungen daraus entstehen dürfften, die ihn vielleicht zuletzt gar in einen Schat- ten des Todes verwandelten. Gleichwie sich nun für einen ältesten reichen Bruder insgemein so leicht- lich Weiber finden, als schwer sie für arme jüngere Brüder anzutreffen sind: Also fehlte es auch hier nicht dran; Alleine der Ritter wollte durch eine seiner Kranckheit gemässe Artzney curiret seyn: Schönheit hatte ihn verwundet: Schönheit war demnach auch das eintzige Mittel ihn zu heilen. Seine Mutter, die nicht sonderlich auf Reichthum sahe, erwählte ein tugendhafftes junges Engels-
Kind,
Herr Oldys, der Poët,
geſtattet, glaubte er ſie wahrhafftig erblichen zu ſeyn. Man ſtellte zum Schein ein Leichen-Be- gaͤngniß an, da mittlerweile ſie und ihr Mann in ein freywilliges Elend nach Yorkshire zogen. Der Ritter fraß ſich hingegen, als der allerun- gluͤckſeligſte Liebhaber, fuͤr Sorgen und Gram das Hertz ab; ja, er gab der Traurigkeit dergeſtalt Platz, daß er ſich bald mit Hunger toͤdten, bald mit Gifft vergeben, und wieder bald erſtechen wollte; Weil aber das freundliche Einrathen einiger gra- vitaͤtiſchen Perſonen uͤber dieſe unmenſchliche Ab- ſichten die Oberhand behielte, wurde ſein Gemuͤth etwas ruhiger und gelaſſener.
Seiner Mutter war bey dieſer verliebten Nei- gung nicht allzuwohl zu Muthe: Maſſen ſie beſorgte, daß, woferne ſeine Liebe ohne Gegenſtand bliebe, noch mehr ſeltzame Wuͤrckungen daraus entſtehen duͤrfften, die ihn vielleicht zuletzt gar in einen Schat- ten des Todes verwandelten. Gleichwie ſich nun fuͤr einen aͤlteſten reichen Bruder insgemein ſo leicht- lich Weiber finden, als ſchwer ſie fuͤr arme juͤngere Bruͤder anzutreffen ſind: Alſo fehlte es auch hier nicht dran; Alleine der Ritter wollte durch eine ſeiner Kranckheit gemaͤſſe Artzney curiret ſeyn: Schoͤnheit hatte ihn verwundet: Schoͤnheit war demnach auch das eintzige Mittel ihn zu heilen. Seine Mutter, die nicht ſonderlich auf Reichthum ſahe, erwaͤhlte ein tugendhafftes junges Engels-
Kind,
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Herr Oldys, der Poët,
geſtattet, glaubte er ſie wahrhafftig erblichen zu
ſeyn. Man ſtellte zum Schein ein Leichen-Be-
gaͤngniß an, da mittlerweile ſie und ihr Mann in
ein freywilliges Elend nach Yorkshire zogen.
Der Ritter fraß ſich hingegen, als der allerun-
gluͤckſeligſte Liebhaber, fuͤr Sorgen und Gram das
Hertz ab; ja, er gab der Traurigkeit dergeſtalt
Platz, daß er ſich bald mit Hunger toͤdten, bald mit
Gifft vergeben, und wieder bald erſtechen wollte;
Weil aber das freundliche Einrathen einiger gra-
vitaͤtiſchen Perſonen uͤber dieſe unmenſchliche Ab-
ſichten die Oberhand behielte, wurde ſein Gemuͤth
etwas ruhiger und gelaſſener.
Seiner Mutter war bey dieſer verliebten Nei-
gung nicht allzuwohl zu Muthe: Maſſen ſie beſorgte,
daß, woferne ſeine Liebe ohne Gegenſtand bliebe,
noch mehr ſeltzame Wuͤrckungen daraus entſtehen
duͤrfften, die ihn vielleicht zuletzt gar in einen Schat-
ten des Todes verwandelten. Gleichwie ſich nun
fuͤr einen aͤlteſten reichen Bruder insgemein ſo leicht-
lich Weiber finden, als ſchwer ſie fuͤr arme juͤngere
Bruͤder anzutreffen ſind: Alſo fehlte es auch hier
nicht dran; Alleine der Ritter wollte durch eine
ſeiner Kranckheit gemaͤſſe Artzney curiret ſeyn:
Schoͤnheit hatte ihn verwundet: Schoͤnheit war
demnach auch das eintzige Mittel ihn zu heilen.
Seine Mutter, die nicht ſonderlich auf Reichthum
ſahe, erwaͤhlte ein tugendhafftes junges Engels-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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