denn eine so gar abscheuliche Person? Und indem sie ihre verwirreten Lebens-Geister wie- derum versammlete, zog sie ihn auf eine verliebte Weise nach sich, und zerküssete und zerdrückte ihn so starck, daß es kein Wunder gewesen, wenn ihm der Odem ausgefahren wäre. Jmmittelst lag der ar- me Schelm, und zitterte wie ein Rebhuhn unter den Klauen eines Raub-begierigen Habichts, und ma- chete einige verzagte Weigerungen, sich von ihren Umarmungen loßzuwickeln; Jedoch, da er endlich befand, daß diese schöne Erscheinung kein Geist, son- dern würcklich Fleisch und Blut sey, gab er ihr, was ihr mangelte, mit solcher angenehmen Satisfa- ction, daß sie nach diesem sich des Roberts oder Ruperts noch manchesmal statt ihres heimlichen Schlaff-Gesellen bediente, weßwegen er, so lange seine Domina gratiosa lebte, nichts von schlim- men Tagen wuste, und als sie starb, noch weniger Schaden von dieser Liebe hatte.
XL. Herr Oldys, der Poet, und Madame Latch.
DJese abgefeimte Weibs-Person war die Tochter eines Pachters neben Hors- ham, in der Grasschafft Sussex, Nah-
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und Madame ‒ ‒.
denn eine ſo gar abſcheuliche Perſon? Und indem ſie ihre verwirreten Lebens-Geiſter wie- derum verſammlete, zog ſie ihn auf eine verliebte Weiſe nach ſich, und zerkuͤſſete und zerdruͤckte ihn ſo ſtarck, daß es kein Wunder geweſen, wenn ihm der Odem ausgefahren waͤre. Jmmittelſt lag der ar- me Schelm, und zitterte wie ein Rebhuhn unter den Klauen eines Raub-begierigen Habichts, und ma- chete einige verzagte Weigerungen, ſich von ihren Umarmungen loßzuwickeln; Jedoch, da er endlich befand, daß dieſe ſchoͤne Erſcheinung kein Geiſt, ſon- dern wuͤrcklich Fleiſch und Blut ſey, gab er ihr, was ihr mangelte, mit ſolcher angenehmen Satisfa- ction, daß ſie nach dieſem ſich des Roberts oder Ruperts noch manchesmal ſtatt ihres heimlichen Schlaff-Geſellen bediente, weßwegen er, ſo lange ſeine Domina gratioſa lebte, nichts von ſchlim- men Tagen wuſte, und als ſie ſtarb, noch weniger Schaden von dieſer Liebe hatte.
XL. Herr Oldys, der Poët, und Madame Latch.
DJeſe abgefeimte Weibs-Perſon war die Tochter eines Pachters neben Hors- ham, in der Graſſchafft Suſſex, Nah-
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und Madame ‒ ‒.
denn eine ſo gar abſcheuliche Perſon?
Und indem ſie ihre verwirreten Lebens-Geiſter wie-
derum verſammlete, zog ſie ihn auf eine verliebte
Weiſe nach ſich, und zerkuͤſſete und zerdruͤckte ihn ſo
ſtarck, daß es kein Wunder geweſen, wenn ihm der
Odem ausgefahren waͤre. Jmmittelſt lag der ar-
me Schelm, und zitterte wie ein Rebhuhn unter den
Klauen eines Raub-begierigen Habichts, und ma-
chete einige verzagte Weigerungen, ſich von ihren
Umarmungen loßzuwickeln; Jedoch, da er endlich
befand, daß dieſe ſchoͤne Erſcheinung kein Geiſt, ſon-
dern wuͤrcklich Fleiſch und Blut ſey, gab er ihr, was
ihr mangelte, mit ſolcher angenehmen Satisfa-
ction, daß ſie nach dieſem ſich des Roberts oder
Ruperts noch manchesmal ſtatt ihres heimlichen
Schlaff-Geſellen bediente, weßwegen er, ſo lange
ſeine Domina gratioſa lebte, nichts von ſchlim-
men Tagen wuſte, und als ſie ſtarb, noch weniger
Schaden von dieſer Liebe hatte.
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Herr Oldys, der Poët, und
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DJeſe abgefeimte Weibs-Perſon war die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/503>, abgerufen am 16.02.2025.
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