mens Latch; Und dieser war eines Ritters, ge- nannt Johann Bustock, Lehnmann, dessen befug- ter Zutritt, reiches Vermögen von 800. Pfunden jährlicher Einkünffte, und geruhige faule Tage ihn zu Liebes-Gedancken Anlaß gaben: Und wer kunn- te sein Hertz anders verwunden, als des Mons. Latch seine schöne Tochter? Denn ihre vollkom- mene Gestalt that es allen andern Weibs-Bildern im gantzen Lande zuvor; So war auch an ihrem witzigen Verstande und artigen Person nicht das geringste bäurische oder unanständige, ausser ih- ren Kleidern, zu finden.
Der junge Ritter, welcher von der Schönheit dieser Dorff-Nymphe biß in den Tod entzündet war, bildete sich ein, daß, weil ihr Vater ihm eini- ger Massen verpflichtet seyn müste, er seine Tochter leichtlich dahin vermögen könnte, seinem verliebten Verlangen ein Genügen zu leisten; Er fand sich aber schrecklich betrogen, als, auf Proponirung et- was von dergleichen Dingen, er diese damals noch wilde Creatur gantz untractabel und schüchtern antraff. Er meynte Anfangs, solches rühre viel- leicht aus Mangel der Auferziehung her, oder weil sie dergleichen Addressen zur Zeit noch ungewohnt wäre; Allein, er mochte mit den Augen wincken, er mochte singen, und alle Stellungen eines verliebten Protheus annehmen, so gaben ihm doch weder ih- re Augen, Mund, noch Geberden das allergeringste
Merck-
Herr Oldys, der Poët,
mens Latch; Und dieſer war eines Ritters, ge- nannt Johann Buſtock, Lehnmann, deſſen befug- ter Zutritt, reiches Vermoͤgen von 800. Pfunden jaͤhrlicher Einkuͤnffte, und geruhige faule Tage ihn zu Liebes-Gedancken Anlaß gaben: Und wer kunn- te ſein Hertz anders verwunden, als des Monſ. Latch ſeine ſchoͤne Tochter? Denn ihre vollkom- mene Geſtalt that es allen andern Weibs-Bildern im gantzen Lande zuvor; So war auch an ihrem witzigen Verſtande und artigen Perſon nicht das geringſte baͤuriſche oder unanſtaͤndige, auſſer ih- ren Kleidern, zu finden.
Der junge Ritter, welcher von der Schoͤnheit dieſer Dorff-Nymphe biß in den Tod entzuͤndet war, bildete ſich ein, daß, weil ihr Vater ihm eini- ger Maſſen verpflichtet ſeyn muͤſte, er ſeine Tochter leichtlich dahin vermoͤgen koͤnnte, ſeinem verliebten Verlangen ein Genuͤgen zu leiſten; Er fand ſich aber ſchrecklich betrogen, als, auf Proponirung et- was von dergleichen Dingen, er dieſe damals noch wilde Creatur gantz untractabel und ſchuͤchtern antraff. Er meynte Anfangs, ſolches ruͤhre viel- leicht aus Mangel der Auferziehung her, oder weil ſie dergleichen Addreſſen zur Zeit noch ungewohnt waͤre; Allein, er mochte mit den Augen wincken, er mochte ſingen, und alle Stellungen eines verliebten Protheus annehmen, ſo gaben ihm doch weder ih- re Augen, Mund, noch Geberden das allergeringſte
Merck-
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Herr Oldys, der Poët,
mens Latch; Und dieſer war eines Ritters, ge-
nannt Johann Buſtock, Lehnmann, deſſen befug-
ter Zutritt, reiches Vermoͤgen von 800. Pfunden
jaͤhrlicher Einkuͤnffte, und geruhige faule Tage ihn
zu Liebes-Gedancken Anlaß gaben: Und wer kunn-
te ſein Hertz anders verwunden, als des Monſ.
Latch ſeine ſchoͤne Tochter? Denn ihre vollkom-
mene Geſtalt that es allen andern Weibs-Bildern
im gantzen Lande zuvor; So war auch an ihrem
witzigen Verſtande und artigen Perſon nicht das
geringſte baͤuriſche oder unanſtaͤndige, auſſer ih-
ren Kleidern, zu finden.
Der junge Ritter, welcher von der Schoͤnheit
dieſer Dorff-Nymphe biß in den Tod entzuͤndet
war, bildete ſich ein, daß, weil ihr Vater ihm eini-
ger Maſſen verpflichtet ſeyn muͤſte, er ſeine Tochter
leichtlich dahin vermoͤgen koͤnnte, ſeinem verliebten
Verlangen ein Genuͤgen zu leiſten; Er fand ſich
aber ſchrecklich betrogen, als, auf Proponirung et-
was von dergleichen Dingen, er dieſe damals noch
wilde Creatur gantz untractabel und ſchuͤchtern
antraff. Er meynte Anfangs, ſolches ruͤhre viel-
leicht aus Mangel der Auferziehung her, oder weil
ſie dergleichen Addreſſen zur Zeit noch ungewohnt
waͤre; Allein, er mochte mit den Augen wincken, er
mochte ſingen, und alle Stellungen eines verliebten
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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