Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Charlton.
durch einen Häscher ferner nach Newgate gefüh-
ret, und zwar dieses, weil er den Baskevil, einen
Pförtner von demselben Gefängniß, mit einem
Scheer-Messer über das Angesicht herab geschnit-
ten, daß er die Gefangenen unrechtmäßiger Weise
angereitzet, ihn wegen des daselbst üblichen Will-
kommens, den ein neuer Gefangener denen andern
zu geben schuldig ist, zu berauben. Zu Newgate
wurde er verruckt im Kopff, und rasete; und da man
ihn alsdenn nach Bedlam brachte, satzte der Tod
hieselbst seinen unglückseligen Tagen ein Ziel. Ob
nun wohl Herr Wagstaff des Verstorbenen
Weibe über 4000. Pfund an Gelde und Juwe-
len
abgeschwatzet; So wollte er sie dennoch nicht
ansehen, als sie ihr Ehe-Mann, aller Billigkeit ge-
mäß, im Elende sitzen lassen: Also starb sie vor ihm
im Kind-Bette in grosser Dürfftigkeit; Doch
fande die Undanckbarkeit und Ehebrecherey dieses
Ritters ihre verdiente Straffe auch zu rechter Zeit,
indem er von des Hrn. Charltons Bruder Anno
1698. hinterm Montague-Hause ermordet
wurde.

Wir können nicht mit Stillschweigen übergehen,
daß, als sie sich noch in beglücktem Zustande be-
fande, Mons. Allen, ein Ritter, Addresse bey
ihr suchte; Er wurde aber von ihr verachtet; Und
als sie ihn eines Abends kurtz um mit einem gefloch-
tenen Compliment, verstehe einem Korbe, ab-

wiese,

und Madame Charlton.
durch einen Haͤſcher ferner nach Newgate gefuͤh-
ret, und zwar dieſes, weil er den Baskevil, einen
Pfoͤrtner von demſelben Gefaͤngniß, mit einem
Scheer-Meſſer uͤber das Angeſicht herab geſchnit-
ten, daß er die Gefangenen unrechtmaͤßiger Weiſe
angereitzet, ihn wegen des daſelbſt uͤblichen Will-
kommens, den ein neuer Gefangener denen andern
zu geben ſchuldig iſt, zu berauben. Zu Newgate
wurde er verruckt im Kopff, und raſete; und da man
ihn alsdenn nach Bedlam brachte, ſatzte der Tod
hieſelbſt ſeinen ungluͤckſeligen Tagen ein Ziel. Ob
nun wohl Herr Wagſtaff des Verſtorbenen
Weibe uͤber 4000. Pfund an Gelde und Juwe-
len
abgeſchwatzet; So wollte er ſie dennoch nicht
anſehen, als ſie ihr Ehe-Mann, aller Billigkeit ge-
maͤß, im Elende ſitzen laſſen: Alſo ſtarb ſie vor ihm
im Kind-Bette in groſſer Duͤrfftigkeit; Doch
fande die Undanckbarkeit und Ehebrecherey dieſes
Ritters ihre verdiente Straffe auch zu rechter Zeit,
indem er von des Hrn. Charltons Bruder Anno
1698. hinterm Montague-Hauſe ermordet
wurde.

Wir koͤnnen nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen,
daß, als ſie ſich noch in begluͤcktem Zuſtande be-
fande, Monſ. Allen, ein Ritter, Addreſſe bey
ihr ſuchte; Er wurde aber von ihr verachtet; Und
als ſie ihn eines Abends kurtz um mit einem gefloch-
tenen Compliment, verſtehe einem Korbe, ab-

wieſe,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0431" n="411"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Charlton.</hi></hi></fw><lb/>
durch einen Ha&#x0364;&#x017F;cher ferner nach <hi rendition="#aq">Newgate</hi> gefu&#x0364;h-<lb/>
ret, und zwar die&#x017F;es, weil er den <hi rendition="#aq">Baskevil,</hi> einen<lb/>
Pfo&#x0364;rtner von dem&#x017F;elben Gefa&#x0364;ngniß, mit einem<lb/>
Scheer-Me&#x017F;&#x017F;er u&#x0364;ber das Ange&#x017F;icht herab ge&#x017F;chnit-<lb/>
ten, daß er die Gefangenen unrechtma&#x0364;ßiger Wei&#x017F;e<lb/>
angereitzet, ihn wegen des da&#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;blichen Will-<lb/>
kommens, den ein neuer Gefangener denen andern<lb/>
zu geben &#x017F;chuldig i&#x017F;t, zu berauben. Zu <hi rendition="#aq">Newgate</hi><lb/>
wurde er verruckt im Kopff, und ra&#x017F;ete; und da man<lb/>
ihn alsdenn nach <hi rendition="#aq">Bedlam</hi> brachte, &#x017F;atzte der Tod<lb/>
hie&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;einen unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen Tagen ein Ziel. Ob<lb/>
nun wohl Herr <hi rendition="#aq">Wag&#x017F;taff</hi> des Ver&#x017F;torbenen<lb/>
Weibe u&#x0364;ber 4000. Pfund an Gelde und <hi rendition="#aq">Juwe-<lb/>
len</hi> abge&#x017F;chwatzet; So wollte er &#x017F;ie dennoch nicht<lb/>
an&#x017F;ehen, als &#x017F;ie ihr Ehe-Mann, aller Billigkeit ge-<lb/>
ma&#x0364;ß, im Elende &#x017F;itzen la&#x017F;&#x017F;en: Al&#x017F;o &#x017F;tarb &#x017F;ie vor ihm<lb/>
im Kind-Bette in gro&#x017F;&#x017F;er Du&#x0364;rfftigkeit; Doch<lb/>
fande die Undanckbarkeit und Ehebrecherey die&#x017F;es<lb/>
Ritters ihre verdiente Straffe auch zu rechter Zeit,<lb/>
indem er von des Hrn. <hi rendition="#aq">Charltons</hi> Bruder <hi rendition="#aq">Anno</hi><lb/>
1698. hinterm <hi rendition="#aq">Montague-</hi>Hau&#x017F;e ermordet<lb/>
wurde.</p><lb/>
          <p>Wir ko&#x0364;nnen nicht mit Still&#x017F;chweigen u&#x0364;bergehen,<lb/>
daß, als &#x017F;ie &#x017F;ich noch in beglu&#x0364;cktem Zu&#x017F;tande be-<lb/>
fande, <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Allen,</hi> ein Ritter, <hi rendition="#aq">Addre&#x017F;&#x017F;e</hi> bey<lb/>
ihr &#x017F;uchte; Er wurde aber von ihr verachtet; Und<lb/>
als &#x017F;ie ihn eines Abends kurtz um mit einem gefloch-<lb/>
tenen <hi rendition="#aq">Compliment,</hi> ver&#x017F;tehe einem Korbe, ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie&#x017F;e,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0431] und Madame Charlton. durch einen Haͤſcher ferner nach Newgate gefuͤh- ret, und zwar dieſes, weil er den Baskevil, einen Pfoͤrtner von demſelben Gefaͤngniß, mit einem Scheer-Meſſer uͤber das Angeſicht herab geſchnit- ten, daß er die Gefangenen unrechtmaͤßiger Weiſe angereitzet, ihn wegen des daſelbſt uͤblichen Will- kommens, den ein neuer Gefangener denen andern zu geben ſchuldig iſt, zu berauben. Zu Newgate wurde er verruckt im Kopff, und raſete; und da man ihn alsdenn nach Bedlam brachte, ſatzte der Tod hieſelbſt ſeinen ungluͤckſeligen Tagen ein Ziel. Ob nun wohl Herr Wagſtaff des Verſtorbenen Weibe uͤber 4000. Pfund an Gelde und Juwe- len abgeſchwatzet; So wollte er ſie dennoch nicht anſehen, als ſie ihr Ehe-Mann, aller Billigkeit ge- maͤß, im Elende ſitzen laſſen: Alſo ſtarb ſie vor ihm im Kind-Bette in groſſer Duͤrfftigkeit; Doch fande die Undanckbarkeit und Ehebrecherey dieſes Ritters ihre verdiente Straffe auch zu rechter Zeit, indem er von des Hrn. Charltons Bruder Anno 1698. hinterm Montague-Hauſe ermordet wurde. Wir koͤnnen nicht mit Stillſchweigen uͤbergehen, daß, als ſie ſich noch in begluͤcktem Zuſtande be- fande, Monſ. Allen, ein Ritter, Addreſſe bey ihr ſuchte; Er wurde aber von ihr verachtet; Und als ſie ihn eines Abends kurtz um mit einem gefloch- tenen Compliment, verſtehe einem Korbe, ab- wieſe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/431
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/431>, abgerufen am 17.06.2024.