Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Herr Thomas Wagstaff, de, als welcher seinem alten Lebens-Wandel nochimmer nachfolgete, und wenn er mit seiner nassen Brüderschafft herum schmaussete, müste sich Ma- dame Charlton in allen Wein-Kellern, die er be- suchte, herum nehmen lassen. Mittlerweile flehete Madame Charlton ihres Mannes Gedult und gewöhnliche Gerechtigkeit auf ihren Knien mit be- thrä[nt]en Augen an, versicherte ihn ihrer Treue, und wünschete mit tausenderley schrecklichen Verflu- chungen, daß ihr Nahme nach dem Tode ewig mit denen Zeichen der Schande begleitet seyn möchte, womit die Bosheit und Verleumdung ihrer Fein- de ihre Ehre bey dem Leben beflecket, woferne sie de- rerjenigen Laster, die sie ihr unschuldig aufgebürdet, im geringsten theilhafftig wäre; Weil sich aber die Eyffersucht ihres Mannes mit diesen Protestatio- nibus nicht einschläffern ließ, wurde dem Mägd- gen mehr als ihr selbsten geglaubet. Er war so ent- rüstet über sein Weib, daß er alsbald alle seine Gü- ther verkauffte, und ihr kaum einige Kleider ließ, womit sie ihre Blösse bedecken kunnte; Alsdann machte er sich mißvergnügt davon, und weil er es mit leichtfertigen Weibs-Personen hielte, brachte er in kurtzem ein Vermögen von 1100. Pfunden jähr- licher Einkünffte durch; Hernach wurde er auf ei- ne Action von 2000. Pfunden in Arrest ge- nommen, und als ein Gefangener im Wood- ftreet-Compter verwahret, von dannen aber durch
Herr Thomas Wagſtaff, de, als welcher ſeinem alten Lebens-Wandel nochimmer nachfolgete, und wenn er mit ſeiner naſſen Bruͤderſchafft herum ſchmauſſete, muͤſte ſich Ma- dame Charlton in allen Wein-Kellern, die er be- ſuchte, herum nehmen laſſen. Mittlerweile flehete Madame Charlton ihres Mannes Gedult und gewoͤhnliche Gerechtigkeit auf ihren Knien mit be- thraͤ[nt]en Augen an, verſicherte ihn ihrer Treue, und wuͤnſchete mit tauſenderley ſchrecklichen Verflu- chungen, daß ihr Nahme nach dem Tode ewig mit denen Zeichen der Schande begleitet ſeyn moͤchte, womit die Bosheit und Verleumdung ihrer Fein- de ihre Ehre bey dem Leben beflecket, woferne ſie de- rerjenigen Laſter, die ſie ihr unſchuldig aufgebuͤrdet, im geringſten theilhafftig waͤre; Weil ſich aber die Eyfferſucht ihres Mannes mit dieſen Proteſtatio- nibus nicht einſchlaͤffern ließ, wurde dem Maͤgd- gen mehr als ihr ſelbſten geglaubet. Er war ſo ent- ruͤſtet uͤber ſein Weib, daß er alsbald alle ſeine Guͤ- ther verkauffte, und ihr kaum einige Kleider ließ, womit ſie ihre Bloͤſſe bedecken kunnte; Alsdann machte er ſich mißvergnuͤgt davon, und weil er es mit leichtfertigen Weibs-Perſonen hielte, brachte er in kurtzem ein Vermoͤgen von 1100. Pfunden jaͤhr- licher Einkuͤnffte durch; Hernach wurde er auf ei- ne Action von 2000. Pfunden in Arreſt ge- nommen, und als ein Gefangener im Wood- ftreet-Compter verwahret, von dannen aber durch
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Herr Thomas Wagſtaff,
de, als welcher ſeinem alten Lebens-Wandel noch
immer nachfolgete, und wenn er mit ſeiner naſſen
Bruͤderſchafft herum ſchmauſſete, muͤſte ſich Ma-
dame Charlton in allen Wein-Kellern, die er be-
ſuchte, herum nehmen laſſen. Mittlerweile flehete
Madame Charlton ihres Mannes Gedult und
gewoͤhnliche Gerechtigkeit auf ihren Knien mit be-
thraͤnten Augen an, verſicherte ihn ihrer Treue, und
wuͤnſchete mit tauſenderley ſchrecklichen Verflu-
chungen, daß ihr Nahme nach dem Tode ewig mit
denen Zeichen der Schande begleitet ſeyn moͤchte,
womit die Bosheit und Verleumdung ihrer Fein-
de ihre Ehre bey dem Leben beflecket, woferne ſie de-
rerjenigen Laſter, die ſie ihr unſchuldig aufgebuͤrdet,
im geringſten theilhafftig waͤre; Weil ſich aber die
Eyfferſucht ihres Mannes mit dieſen Proteſtatio-
nibus nicht einſchlaͤffern ließ, wurde dem Maͤgd-
gen mehr als ihr ſelbſten geglaubet. Er war ſo ent-
ruͤſtet uͤber ſein Weib, daß er alsbald alle ſeine Guͤ-
ther verkauffte, und ihr kaum einige Kleider ließ,
womit ſie ihre Bloͤſſe bedecken kunnte; Alsdann
machte er ſich mißvergnuͤgt davon, und weil er es
mit leichtfertigen Weibs-Perſonen hielte, brachte er
in kurtzem ein Vermoͤgen von 1100. Pfunden jaͤhr-
licher Einkuͤnffte durch; Hernach wurde er auf ei-
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Zitationshilfe: | Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/430>, abgerufen am 16.02.2025. |