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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Herr Thomas Wagstaff,
cken vor, ohne daß sie des Wagstaffs im gering-
sten erwehnen sollen, als welches er ihr theuer ver-
bothen und sie heilig zu beobachten versprochen.

Madame Charlton, welche, gleich einigen
ihres Geschlechts, die, wenn sie allzuderb geschnürt
werden, krum wachsen, sich einer fast zu strengen
Tugend befliesse, darneben aber dem Aberglauben
einiger massen ergeben war, indem sie lieber zu viel,
als zu wenig fromm seyn wollte, ließ sich den Di-
scours
ihres Kammer-Kätzgens dergestalt gefal-
len, daß sie ihm leichtlich Glauben zustellete; Und
nachdem auch diese, denen Anweisungen des Herrn
Wagstaffs gemäß, ihr von der Rechtmäßigkeit
und Gewißheit derer Astrologischen Urtheile ein
hauffen Dings vorgeschwatzet, beschlosse sie als-
bald, diese Methode zu versuchen, die sie und ih-
ren Mann unfehlbar mit einem fruchtbaren Zweig
beseligen werde. Drey Tage darnach nahm sie
sich mit ihrer Magd vor, zu den Herrn Gadbury
zu gehen, und ihn um Rath zu fragen, was die Ur-
sache ihrer Unfruchtbarkeit seyn müste, und was für
Mittel darwider am dienlichsten wären? Herr
Wagstaff bezeigte ein grosses Vergnügen über
dieser Zeitung, welche ihm das Mägdgen hinter-
brachte, und zwar um so viel destomehr, weil sie es
ohne Wissen und Willen ihres Mannes thun woll-
te; Das Kammer-Mensch war aber nicht so bald
von ihm hinweg, so gienge er stracks zum Gad-

bury,

Herr Thomas Wagſtaff,
cken vor, ohne daß ſie des Wagſtaffs im gering-
ſten erwehnen ſollen, als welches er ihr theuer ver-
bothen und ſie heilig zu beobachten verſprochen.

Madame Charlton, welche, gleich einigen
ihres Geſchlechts, die, wenn ſie allzuderb geſchnuͤrt
werden, krum wachſen, ſich einer faſt zu ſtrengen
Tugend beflieſſe, darneben aber dem Aberglauben
einiger maſſen ergeben war, indem ſie lieber zu viel,
als zu wenig fromm ſeyn wollte, ließ ſich den Di-
ſcours
ihres Kammer-Kaͤtzgens dergeſtalt gefal-
len, daß ſie ihm leichtlich Glauben zuſtellete; Und
nachdem auch dieſe, denen Anweiſungen des Herrn
Wagſtaffs gemaͤß, ihr von der Rechtmaͤßigkeit
und Gewißheit derer Aſtrologiſchen Urtheile ein
hauffen Dings vorgeſchwatzet, beſchloſſe ſie als-
bald, dieſe Methode zu verſuchen, die ſie und ih-
ren Mann unfehlbar mit einem fruchtbaren Zweig
beſeligen werde. Drey Tage darnach nahm ſie
ſich mit ihrer Magd vor, zu den Herrn Gadbury
zu gehen, und ihn um Rath zu fragen, was die Ur-
ſache ihrer Unfruchtbarkeit ſeyn muͤſte, und was fuͤr
Mittel darwider am dienlichſten waͤren? Herr
Wagſtaff bezeigte ein groſſes Vergnuͤgen uͤber
dieſer Zeitung, welche ihm das Maͤgdgen hinter-
brachte, und zwar um ſo viel deſtomehr, weil ſie es
ohne Wiſſen und Willen ihres Mannes thun woll-
te; Das Kammer-Menſch war aber nicht ſo bald
von ihm hinweg, ſo gienge er ſtracks zum Gad-

bury,
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[402/0422] Herr Thomas Wagſtaff, cken vor, ohne daß ſie des Wagſtaffs im gering- ſten erwehnen ſollen, als welches er ihr theuer ver- bothen und ſie heilig zu beobachten verſprochen. Madame Charlton, welche, gleich einigen ihres Geſchlechts, die, wenn ſie allzuderb geſchnuͤrt werden, krum wachſen, ſich einer faſt zu ſtrengen Tugend beflieſſe, darneben aber dem Aberglauben einiger maſſen ergeben war, indem ſie lieber zu viel, als zu wenig fromm ſeyn wollte, ließ ſich den Di- ſcours ihres Kammer-Kaͤtzgens dergeſtalt gefal- len, daß ſie ihm leichtlich Glauben zuſtellete; Und nachdem auch dieſe, denen Anweiſungen des Herrn Wagſtaffs gemaͤß, ihr von der Rechtmaͤßigkeit und Gewißheit derer Aſtrologiſchen Urtheile ein hauffen Dings vorgeſchwatzet, beſchloſſe ſie als- bald, dieſe Methode zu verſuchen, die ſie und ih- ren Mann unfehlbar mit einem fruchtbaren Zweig beſeligen werde. Drey Tage darnach nahm ſie ſich mit ihrer Magd vor, zu den Herrn Gadbury zu gehen, und ihn um Rath zu fragen, was die Ur- ſache ihrer Unfruchtbarkeit ſeyn muͤſte, und was fuͤr Mittel darwider am dienlichſten waͤren? Herr Wagſtaff bezeigte ein groſſes Vergnuͤgen uͤber dieſer Zeitung, welche ihm das Maͤgdgen hinter- brachte, und zwar um ſo viel deſtomehr, weil ſie es ohne Wiſſen und Willen ihres Mannes thun woll- te; Das Kammer-Menſch war aber nicht ſo bald von ihm hinweg, ſo gienge er ſtracks zum Gad- bury,

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/422>, abgerufen am 22.11.2024.