Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

König Carolus II.
um ihn treuhertzig zu machen, ihme versprach, das
Geheimniß gantz verschwiegen zu halten; so erzehlte
er doch noch selbigen Morgens, als seine Stube vol-
ler Kund-Leute war, allen denenselben, die zugegen,
dieses Abendtheuer haarklein, worüber sich diese gar
satt und den Bauch voll lacheten. Offt erwehnter
Gold-Arbeiter, der des Barbierers Nachbar und
sehr vertrauter Freund war, kam gleichfalls, und
wollte sich den Barth abnehmen lassen, und hörte
diese Historie so wohl als die andern mit an, worü-
ber er ein besonderes Vergnügen bezeugete; Allein
er lachte sich nur selbsten aus: Denn, nachdem er
alle Umstände von dieser Intrigue angehöret hat-
te, und bey seiner Heimkunfft den Beutel mit 50.
Guineas bey seiner Frauen fande, vergieng ihm
das Lachen gar bald. Er befahl daher seinem Wei-
be, sie sollte augenblicklich ihre Braut-Kleider an-
ziehen, worinnen er sie auch sofort nach Hause zu
ihren Eltern begleitete, mit der Versicherung: Er
wäre kommen, ihnen ihre Tochter wieder zuzustel-
len, denn er könnte keine solche fleißige Arbeiterin in
seinem Hause leiden, die in einer eintzigen Nacht 50.
Pfund mit Plattung eines Hembdes zu verdienen
wüste. Jhre Scheidung bestärckte kurtz hierauf die
gantze Stadt in der Wahrheit dieser Historie; und
man hörte gar bald in York die Jungen auf denen
Gassen davon singen; Der Goldschmied aber zoge
fich diese ihm durch seines Weibes Leichtfertigkeit

ver-

Koͤnig Carolus II.
um ihn treuhertzig zu machen, ihme verſprach, das
Geheimniß gantz verſchwiegen zu halten; ſo erzehlte
er doch noch ſelbigen Morgens, als ſeine Stube vol-
ler Kund-Leute war, allen denenſelben, die zugegen,
dieſes Abendtheuer haarklein, woruͤber ſich dieſe gar
ſatt und den Bauch voll lacheten. Offt erwehnter
Gold-Arbeiter, der des Barbierers Nachbar und
ſehr vertrauter Freund war, kam gleichfalls, und
wollte ſich den Barth abnehmen laſſen, und hoͤrte
dieſe Hiſtorie ſo wohl als die andern mit an, woruͤ-
ber er ein beſonderes Vergnuͤgen bezeugete; Allein
er lachte ſich nur ſelbſten aus: Denn, nachdem er
alle Umſtaͤnde von dieſer Intrigue angehoͤret hat-
te, und bey ſeiner Heimkunfft den Beutel mit 50.
Guineas bey ſeiner Frauen fande, vergieng ihm
das Lachen gar bald. Er befahl daher ſeinem Wei-
be, ſie ſollte augenblicklich ihre Braut-Kleider an-
ziehen, worinnen er ſie auch ſofort nach Hauſe zu
ihren Eltern begleitete, mit der Verſicherung: Er
waͤre kommen, ihnen ihre Tochter wieder zuzuſtel-
len, denn er koͤnnte keine ſolche fleißige Arbeiterin in
ſeinem Hauſe leiden, die in einer eintzigen Nacht 50.
Pfund mit Plattung eines Hembdes zu verdienen
wuͤſte. Jhre Scheidung beſtaͤrckte kurtz hierauf die
gantze Stadt in der Wahrheit dieſer Hiſtorie; und
man hoͤrte gar bald in York die Jungen auf denen
Gaſſen davon ſingen; Der Goldſchmied aber zoge
fich dieſe ihm durch ſeines Weibes Leichtfertigkeit

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0368" n="348"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Carolus II.</hi></hi></fw><lb/>
um ihn treuhertzig zu machen, ihme ver&#x017F;prach, das<lb/>
Geheimniß gantz ver&#x017F;chwiegen zu halten; &#x017F;o erzehlte<lb/>
er doch noch &#x017F;elbigen Morgens, als &#x017F;eine Stube vol-<lb/>
ler Kund-Leute war, allen denen&#x017F;elben, die zugegen,<lb/>
die&#x017F;es Abendtheuer haarklein, woru&#x0364;ber &#x017F;ich die&#x017F;e gar<lb/>
&#x017F;att und den Bauch voll lacheten. Offt erwehnter<lb/>
Gold-Arbeiter, der des Barbierers Nachbar und<lb/>
&#x017F;ehr vertrauter Freund war, kam gleichfalls, und<lb/>
wollte &#x017F;ich den Barth abnehmen la&#x017F;&#x017F;en, und ho&#x0364;rte<lb/>
die&#x017F;e Hi&#x017F;torie &#x017F;o wohl als die andern mit an, woru&#x0364;-<lb/>
ber er ein be&#x017F;onderes Vergnu&#x0364;gen bezeugete; Allein<lb/>
er lachte &#x017F;ich nur &#x017F;elb&#x017F;ten aus: Denn, nachdem er<lb/>
alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde von die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Intrigue</hi> angeho&#x0364;ret hat-<lb/>
te, und bey &#x017F;einer Heimkunfft den Beutel mit 50.<lb/><hi rendition="#aq">Guineas</hi> bey &#x017F;einer Frauen fande, vergieng ihm<lb/>
das Lachen gar bald. Er befahl daher &#x017F;einem Wei-<lb/>
be, &#x017F;ie &#x017F;ollte augenblicklich ihre Braut-Kleider an-<lb/>
ziehen, worinnen er &#x017F;ie auch &#x017F;ofort nach Hau&#x017F;e zu<lb/>
ihren Eltern begleitete, mit der Ver&#x017F;icherung: Er<lb/>
wa&#x0364;re kommen, ihnen ihre Tochter wieder zuzu&#x017F;tel-<lb/>
len, denn er ko&#x0364;nnte keine &#x017F;olche fleißige Arbeiterin in<lb/>
&#x017F;einem Hau&#x017F;e leiden, die in einer eintzigen Nacht 50.<lb/>
Pfund mit Plattung eines Hembdes zu verdienen<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te. Jhre Scheidung be&#x017F;ta&#x0364;rckte kurtz hierauf die<lb/>
gantze Stadt in der Wahrheit die&#x017F;er Hi&#x017F;torie; und<lb/>
man ho&#x0364;rte gar bald in <hi rendition="#aq">York</hi> die Jungen auf denen<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;en davon &#x017F;ingen; Der Gold&#x017F;chmied aber zoge<lb/>
fich die&#x017F;e ihm durch &#x017F;eines Weibes Leichtfertigkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0368] Koͤnig Carolus II. um ihn treuhertzig zu machen, ihme verſprach, das Geheimniß gantz verſchwiegen zu halten; ſo erzehlte er doch noch ſelbigen Morgens, als ſeine Stube vol- ler Kund-Leute war, allen denenſelben, die zugegen, dieſes Abendtheuer haarklein, woruͤber ſich dieſe gar ſatt und den Bauch voll lacheten. Offt erwehnter Gold-Arbeiter, der des Barbierers Nachbar und ſehr vertrauter Freund war, kam gleichfalls, und wollte ſich den Barth abnehmen laſſen, und hoͤrte dieſe Hiſtorie ſo wohl als die andern mit an, woruͤ- ber er ein beſonderes Vergnuͤgen bezeugete; Allein er lachte ſich nur ſelbſten aus: Denn, nachdem er alle Umſtaͤnde von dieſer Intrigue angehoͤret hat- te, und bey ſeiner Heimkunfft den Beutel mit 50. Guineas bey ſeiner Frauen fande, vergieng ihm das Lachen gar bald. Er befahl daher ſeinem Wei- be, ſie ſollte augenblicklich ihre Braut-Kleider an- ziehen, worinnen er ſie auch ſofort nach Hauſe zu ihren Eltern begleitete, mit der Verſicherung: Er waͤre kommen, ihnen ihre Tochter wieder zuzuſtel- len, denn er koͤnnte keine ſolche fleißige Arbeiterin in ſeinem Hauſe leiden, die in einer eintzigen Nacht 50. Pfund mit Plattung eines Hembdes zu verdienen wuͤſte. Jhre Scheidung beſtaͤrckte kurtz hierauf die gantze Stadt in der Wahrheit dieſer Hiſtorie; und man hoͤrte gar bald in York die Jungen auf denen Gaſſen davon ſingen; Der Goldſchmied aber zoge fich dieſe ihm durch ſeines Weibes Leichtfertigkeit ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/368
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/368>, abgerufen am 19.05.2024.