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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame Davis.
verursachte Verspottung dergestalt zu Hertzen, daß
er in kurtzer Zeit darauf der Natur die allgemeine
Schuldigkeit bezahlte; Sein Weib hingegen kam
nach London, woselbst sie eine Comoediantin
wurde, und, weil Kupplerey und Intriguen damals
die eintzigen Verdienste waren, wodurch sich so
Manns- als Weibs-Personen zu White-Hall
einigen Vorzug erwerben kunnten, fande sie Freun-
de genug am Hofe, die sie dem wollüstigen Könige
Carolo II. in die Armen spieleten, mit dem sie eine
Tochter zeugete, so hernach dem Grafen von Der-
wentwater
vermählet wurde.

Als der König Anfangs der Madame Davis
seine Liebe antrug, gab er ihr solche folgendergestalt
zu verstehen: Jch mache mir ein Vergnü-
gen daraus, euer Glücke zu befördern,

Madame, und wollte wünschen, mein
Verlangen so leichte erfüllen zu können,
als begierig bin, täglich neue Proben
meiner Neigung zu eurer Person an den
Tag zu legen.
Sie sahe Seine Majest. mit ei-
ner solchen Holdseligkeit an, die vermögend war,
dem Verzagtesten einen Muth einzuflössen, und
beobachtete in seinen Augen extraordinaire Be-
wegungen, und alle Merckmahle einer ausbrechen-
den Liebe: Dahero sie sich in ihrer Einbildung schon
damit flattirte, daß die gantze Sache mit diesem
Königl. Liebhaber nach Wunsch und Verlangen

aus-

und Madame Davis.
verurſachte Verſpottung dergeſtalt zu Hertzen, daß
er in kurtzer Zeit darauf der Natur die allgemeine
Schuldigkeit bezahlte; Sein Weib hingegen kam
nach London, woſelbſt ſie eine Comœdiantin
wurde, und, weil Kupplerey und Intriguen damals
die eintzigen Verdienſte waren, wodurch ſich ſo
Manns- als Weibs-Perſonen zu White-Hall
einigen Vorzug erwerben kunnten, fande ſie Freun-
de genug am Hofe, die ſie dem wolluͤſtigen Koͤnige
Carolo II. in die Armen ſpieleten, mit dem ſie eine
Tochter zeugete, ſo hernach dem Grafen von Der-
wentwater
vermaͤhlet wurde.

Als der Koͤnig Anfangs der Madame Davis
ſeine Liebe antrug, gab er ihr ſolche folgendergeſtalt
zu verſtehen: Jch mache mir ein Vergnuͤ-
gen daraus, euer Gluͤcke zu befoͤrdern,

Madame, und wollte wuͤnſchen, mein
Verlangen ſo leichte erfuͤllen zu koͤnnen,
als begierig bin, taͤglich neue Proben
meiner Neigung zu eurer Perſon an den
Tag zu legen.
Sie ſahe Seine Majeſt. mit ei-
ner ſolchen Holdſeligkeit an, die vermoͤgend war,
dem Verzagteſten einen Muth einzufloͤſſen, und
beobachtete in ſeinen Augen extraordinaire Be-
wegungen, und alle Merckmahle einer ausbrechen-
den Liebe: Dahero ſie ſich in ihrer Einbildung ſchon
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Koͤnigl. Liebhaber nach Wunſch und Verlangen

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[349/0369] und Madame Davis. verurſachte Verſpottung dergeſtalt zu Hertzen, daß er in kurtzer Zeit darauf der Natur die allgemeine Schuldigkeit bezahlte; Sein Weib hingegen kam nach London, woſelbſt ſie eine Comœdiantin wurde, und, weil Kupplerey und Intriguen damals die eintzigen Verdienſte waren, wodurch ſich ſo Manns- als Weibs-Perſonen zu White-Hall einigen Vorzug erwerben kunnten, fande ſie Freun- de genug am Hofe, die ſie dem wolluͤſtigen Koͤnige Carolo II. in die Armen ſpieleten, mit dem ſie eine Tochter zeugete, ſo hernach dem Grafen von Der- wentwater vermaͤhlet wurde. Als der Koͤnig Anfangs der Madame Davis ſeine Liebe antrug, gab er ihr ſolche folgendergeſtalt zu verſtehen: Jch mache mir ein Vergnuͤ- gen daraus, euer Gluͤcke zu befoͤrdern, Madame, und wollte wuͤnſchen, mein Verlangen ſo leichte erfuͤllen zu koͤnnen, als begierig bin, taͤglich neue Proben meiner Neigung zu eurer Perſon an den Tag zu legen. Sie ſahe Seine Majeſt. mit ei- ner ſolchen Holdſeligkeit an, die vermoͤgend war, dem Verzagteſten einen Muth einzufloͤſſen, und beobachtete in ſeinen Augen extraordinaire Be- wegungen, und alle Merckmahle einer ausbrechen- den Liebe: Dahero ſie ſich in ihrer Einbildung ſchon damit flattirte, daß die gantze Sache mit dieſem Koͤnigl. Liebhaber nach Wunſch und Verlangen aus-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/369>, abgerufen am 19.05.2024.