sen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieselbst zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und Schwermüthigkeit wieder heraus, und dieses deß- wegen, daß er für eine eintzige Nacht-Lust so vieles Geld hingegeben, und hätte er fast, so offt er daran gedachte, für Verdruß aus der Haut fahren mö- gen.
Es war um Johannis-Tag herum, und brach folglich der Tag schon an, als unser Courtisan seine verliebte Lager-Statt verlassen muste; Und weil er sich nach Hause zu gehen schämete, bevor sein Barth geputzet, und seine Paruque accommo- diret wäre, verfügte er sich derohalben nach einer Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeräumt im O- ber-Stübgen seyn müste, bemühete sich, seinen Un- muth durch allerhand Schertz und lustige Schwän- cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich- gültigkeit über des Barbierers lächerliche Schna- cken, als welche ihn im geringsten nicht afficiren kunnten, diente zu nichts weiter, als daß sie bey die- sem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes Anliegen durch inständiges Anhalten heraus zu lo- cken; Und der unbesonnene Liebhaber vermeynte endlich sein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma- chen, und vertrauete also dem Barbierer seine gan- tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verschweigung des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,
um
und Madame Davis.
ſen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieſelbſt zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und Schwermuͤthigkeit wieder heraus, und dieſes deß- wegen, daß er fuͤr eine eintzige Nacht-Luſt ſo vieles Geld hingegeben, und haͤtte er faſt, ſo offt er daran gedachte, fuͤr Verdruß aus der Haut fahren moͤ- gen.
Es war um Johannis-Tag herum, und brach folglich der Tag ſchon an, als unſer Courtiſan ſeine verliebte Lager-Statt verlaſſen muſte; Und weil er ſich nach Hauſe zu gehen ſchaͤmete, bevor ſein Barth geputzet, und ſeine Paruque accommo- diret waͤre, verfuͤgte er ſich derohalben nach einer Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeraͤumt im O- ber-Stuͤbgen ſeyn muͤſte, bemuͤhete ſich, ſeinen Un- muth durch allerhand Schertz und luſtige Schwaͤn- cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich- guͤltigkeit uͤber des Barbierers laͤcherliche Schna- cken, als welche ihn im geringſten nicht afficiren kunnten, diente zu nichts weiter, als daß ſie bey die- ſem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes Anliegen durch inſtaͤndiges Anhalten heraus zu lo- cken; Und der unbeſonnene Liebhaber vermeynte endlich ſein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma- chen, und vertrauete alſo dem Barbierer ſeine gan- tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verſchweigung des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,
um
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und Madame Davis.
ſen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieſelbſt
zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und
Schwermuͤthigkeit wieder heraus, und dieſes deß-
wegen, daß er fuͤr eine eintzige Nacht-Luſt ſo vieles
Geld hingegeben, und haͤtte er faſt, ſo offt er daran
gedachte, fuͤr Verdruß aus der Haut fahren moͤ-
gen.
Es war um Johannis-Tag herum, und brach
folglich der Tag ſchon an, als unſer Courtiſan
ſeine verliebte Lager-Statt verlaſſen muſte; Und
weil er ſich nach Hauſe zu gehen ſchaͤmete, bevor ſein
Barth geputzet, und ſeine Paruque accommo-
diret waͤre, verfuͤgte er ſich derohalben nach einer
Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich
merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeraͤumt im O-
ber-Stuͤbgen ſeyn muͤſte, bemuͤhete ſich, ſeinen Un-
muth durch allerhand Schertz und luſtige Schwaͤn-
cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich-
guͤltigkeit uͤber des Barbierers laͤcherliche Schna-
cken, als welche ihn im geringſten nicht afficiren
kunnten, diente zu nichts weiter, als daß ſie bey die-
ſem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes
Anliegen durch inſtaͤndiges Anhalten heraus zu lo-
cken; Und der unbeſonnene Liebhaber vermeynte
endlich ſein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma-
chen, und vertrauete alſo dem Barbierer ſeine gan-
tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verſchweigung
des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/367>, abgerufen am 25.11.2024.
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