Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Davis.
sen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieselbst
zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und
Schwermüthigkeit wieder heraus, und dieses deß-
wegen, daß er für eine eintzige Nacht-Lust so vieles
Geld hingegeben, und hätte er fast, so offt er daran
gedachte, für Verdruß aus der Haut fahren mö-
gen.

Es war um Johannis-Tag herum, und brach
folglich der Tag schon an, als unser Courtisan
seine verliebte Lager-Statt verlassen muste; Und
weil er sich nach Hause zu gehen schämete, bevor sein
Barth geputzet, und seine Paruque accommo-
di
ret wäre, verfügte er sich derohalben nach einer
Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich
merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeräumt im O-
ber-Stübgen seyn müste, bemühete sich, seinen Un-
muth durch allerhand Schertz und lustige Schwän-
cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich-
gültigkeit über des Barbierers lächerliche Schna-
cken, als welche ihn im geringsten nicht afficiren
kunnten, diente zu nichts weiter, als daß sie bey die-
sem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes
Anliegen durch inständiges Anhalten heraus zu lo-
cken; Und der unbesonnene Liebhaber vermeynte
endlich sein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma-
chen, und vertrauete also dem Barbierer seine gan-
tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verschweigung
des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,

um

und Madame Davis.
ſen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieſelbſt
zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und
Schwermuͤthigkeit wieder heraus, und dieſes deß-
wegen, daß er fuͤr eine eintzige Nacht-Luſt ſo vieles
Geld hingegeben, und haͤtte er faſt, ſo offt er daran
gedachte, fuͤr Verdruß aus der Haut fahren moͤ-
gen.

Es war um Johannis-Tag herum, und brach
folglich der Tag ſchon an, als unſer Courtiſan
ſeine verliebte Lager-Statt verlaſſen muſte; Und
weil er ſich nach Hauſe zu gehen ſchaͤmete, bevor ſein
Barth geputzet, und ſeine Paruque accommo-
di
ret waͤre, verfuͤgte er ſich derohalben nach einer
Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich
merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeraͤumt im O-
ber-Stuͤbgen ſeyn muͤſte, bemuͤhete ſich, ſeinen Un-
muth durch allerhand Schertz und luſtige Schwaͤn-
cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich-
guͤltigkeit uͤber des Barbierers laͤcherliche Schna-
cken, als welche ihn im geringſten nicht afficiren
kunnten, diente zu nichts weiter, als daß ſie bey die-
ſem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes
Anliegen durch inſtaͤndiges Anhalten heraus zu lo-
cken; Und der unbeſonnene Liebhaber vermeynte
endlich ſein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma-
chen, und vertrauete alſo dem Barbierer ſeine gan-
tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verſchweigung
des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0367" n="347"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Davis.</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;en; Nachdem er aber die verglichene Zeit hie&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zugebracht hatte, kam er voller <hi rendition="#aq">Chagrin</hi> und<lb/>
Schwermu&#x0364;thigkeit wieder heraus, und die&#x017F;es deß-<lb/>
wegen, daß er fu&#x0364;r eine eintzige Nacht-Lu&#x017F;t &#x017F;o vieles<lb/>
Geld hingegeben, und ha&#x0364;tte er fa&#x017F;t, &#x017F;o offt er daran<lb/>
gedachte, fu&#x0364;r Verdruß aus der Haut fahren mo&#x0364;-<lb/>
gen.</p><lb/>
          <p>Es war um <hi rendition="#aq">Johannis-</hi>Tag herum, und brach<lb/>
folglich der Tag &#x017F;chon an, als un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Courti&#x017F;an</hi><lb/>
&#x017F;eine verliebte Lager-Statt verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te; Und<lb/>
weil er &#x017F;ich nach Hau&#x017F;e zu gehen &#x017F;cha&#x0364;mete, bevor &#x017F;ein<lb/>
Barth geputzet, und &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Paruque accommo-<lb/>
di</hi>ret wa&#x0364;re, verfu&#x0364;gte er &#x017F;ich derohalben nach einer<lb/>
Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich<lb/>
merckte, daß ihm gar nicht recht aufgera&#x0364;umt im O-<lb/>
ber-Stu&#x0364;bgen &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te, bemu&#x0364;hete &#x017F;ich, &#x017F;einen Un-<lb/>
muth durch allerhand Schertz und lu&#x017F;tige Schwa&#x0364;n-<lb/>
cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltigkeit u&#x0364;ber des Barbierers la&#x0364;cherliche Schna-<lb/>
cken, als welche ihn im gering&#x017F;ten nicht <hi rendition="#aq">affici</hi>ren<lb/>
kunnten, diente zu nichts weiter, als daß &#x017F;ie bey die-<lb/>
&#x017F;em nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes<lb/>
Anliegen durch in&#x017F;ta&#x0364;ndiges Anhalten heraus zu lo-<lb/>
cken; Und der unbe&#x017F;onnene Liebhaber vermeynte<lb/>
endlich &#x017F;ein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma-<lb/>
chen, und vertrauete al&#x017F;o dem Barbierer &#x017F;eine gan-<lb/>
tze Liebes-<hi rendition="#aq">Avanture,</hi> iedoch mit Ver&#x017F;chweigung<lb/>
des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0367] und Madame Davis. ſen; Nachdem er aber die verglichene Zeit hieſelbſt zugebracht hatte, kam er voller Chagrin und Schwermuͤthigkeit wieder heraus, und dieſes deß- wegen, daß er fuͤr eine eintzige Nacht-Luſt ſo vieles Geld hingegeben, und haͤtte er faſt, ſo offt er daran gedachte, fuͤr Verdruß aus der Haut fahren moͤ- gen. Es war um Johannis-Tag herum, und brach folglich der Tag ſchon an, als unſer Courtiſan ſeine verliebte Lager-Statt verlaſſen muſte; Und weil er ſich nach Hauſe zu gehen ſchaͤmete, bevor ſein Barth geputzet, und ſeine Paruque accommo- diret waͤre, verfuͤgte er ſich derohalben nach einer Barbier-Stube. Der Barbierer, welcher gleich merckte, daß ihm gar nicht recht aufgeraͤumt im O- ber-Stuͤbgen ſeyn muͤſte, bemuͤhete ſich, ſeinen Un- muth durch allerhand Schertz und luſtige Schwaͤn- cke zu vertreiben; Jedoch des Edelmanns Gleich- guͤltigkeit uͤber des Barbierers laͤcherliche Schna- cken, als welche ihn im geringſten nicht afficiren kunnten, diente zu nichts weiter, als daß ſie bey die- ſem nur mehrere Neugierigkeit erweckte, um jenes Anliegen durch inſtaͤndiges Anhalten heraus zu lo- cken; Und der unbeſonnene Liebhaber vermeynte endlich ſein Hertz hierdurch ein wenig leichter zu ma- chen, und vertrauete alſo dem Barbierer ſeine gan- tze Liebes-Avanture, iedoch mit Verſchweigung des Nahmens. Wiewohl nun der Barthputzer, um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/367
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/367>, abgerufen am 25.11.2024.