Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Howard. sen sehr eingenommen wurde, ihr ein Gegen-Com-pliment machte, nebst dem Erbiethen, sie mit ih- rer Permission nach Hause zu begleiten. Die Dame stellte sich über diesem Anerbiethen nicht wild und spröte, sondern liesse sich verlauten: Sie müste einem Herrn, der sie eines so un- verdienten Faveurs gewürdiget, unend- lich verbunden seyn; Darbey aber stellete sie sich, als ob sie solches durch die Mühwaltung, die er ihrenthalber auf sich zu nehmen beliebet, von sich abzulehnen suchete: Wannenhero er desto mehr darum anhielte und sagte: Woferne es ja nicht convenable ist, Madame, mein Bitten in so weit statt finden zu lassen; so erlauben sie Dero Diener zum wenigsten, daß ih- nen in einem Wein-Hauß, wo man sie nicht kennen möge, ein Glaß Wein prae- sentiren darff; Jch versichere, daß diese Ehre keinen Augenblick länger mißbrau- chen, noch sie aufzuhalten suchen werde, als es Dero selbst eigenes Belieben und Vergnügen zulässet. Jch bin zu wenig, versatzte die Dame, so inständigen und ge- nereusen Nöthigungen zu widerstreben. Also gratificirte sie seinem Verlangen; und be- gaben sie sich also mit einander in das Wein-Hauß zum halben Mond in dem Strand, allwo unser Ritter nichts als Liebe, und die Dame lauter Zu- frie- Y 2
und Madame Howard. ſen ſehr eingenommen wurde, ihr ein Gegen-Com-pliment machte, nebſt dem Erbiethen, ſie mit ih- rer Permiſſion nach Hauſe zu begleiten. Die Dame ſtellte ſich uͤber dieſem Anerbiethen nicht wild und ſproͤte, ſondern lieſſe ſich verlauten: Sie muͤſte einem Herrn, der ſie eines ſo un- verdienten Faveurs gewuͤrdiget, unend- lich verbunden ſeyn; Darbey aber ſtellete ſie ſich, als ob ſie ſolches durch die Muͤhwaltung, die er ihrenthalber auf ſich zu nehmen beliebet, von ſich abzulehnen ſuchete: Wannenhero er deſto mehr darum anhielte und ſagte: Woferne es ja nicht convenable iſt, Madame, mein Bitten in ſo weit ſtatt finden zu laſſen; ſo erlauben ſie Dero Diener zum wenigſten, daß ih- nen in einem Wein-Hauß, wo man ſie nicht kennen moͤge, ein Glaß Wein præ- ſentiren darff; Jch verſichere, daß dieſe Ehre keinen Augenblick laͤnger mißbrau- chen, noch ſie aufzuhalten ſuchen werde, als es Dero ſelbſt eigenes Belieben und Vergnuͤgen zulaͤſſet. Jch bin zu wenig, verſatzte die Dame, ſo inſtaͤndigen und ge- nereuſen Noͤthigungen zu widerſtreben. Alſo gratificirte ſie ſeinem Verlangen; und be- gaben ſie ſich alſo mit einander in das Wein-Hauß zum halben Mond in dem Strand, allwo unſer Ritter nichts als Liebe, und die Dame lauter Zu- frie- Y 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0359" n="339"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Howard.</hi></hi></fw><lb/> ſen ſehr eingenommen wurde, ihr ein Gegen-<hi rendition="#aq">Com-<lb/> pliment</hi> machte, nebſt dem Erbiethen, ſie mit ih-<lb/> rer <hi rendition="#aq">Permiſſion</hi> nach Hauſe zu begleiten. Die<lb/><hi rendition="#aq">Dame</hi> ſtellte ſich uͤber dieſem Anerbiethen nicht<lb/> wild und ſproͤte, ſondern lieſſe ſich verlauten: <hi rendition="#fr">Sie<lb/> muͤſte einem Herrn, der ſie eines ſo un-<lb/> verdienten</hi> <hi rendition="#aq">Faveurs</hi> <hi rendition="#fr">gewuͤrdiget, unend-<lb/> lich verbunden ſeyn;</hi> Darbey aber ſtellete ſie<lb/> ſich, als ob ſie ſolches durch die Muͤhwaltung, die er<lb/> ihrenthalber auf ſich zu nehmen beliebet, von ſich<lb/> abzulehnen ſuchete: Wannenhero er deſto mehr<lb/> darum anhielte und ſagte: <hi rendition="#fr">Woferne es ja nicht</hi><lb/><hi rendition="#aq">convenable</hi> <hi rendition="#fr">iſt,</hi> <hi rendition="#aq">Madame,</hi> <hi rendition="#fr">mein Bitten in<lb/> ſo weit ſtatt finden zu laſſen; ſo erlauben<lb/> ſie Dero Diener zum wenigſten, daß ih-<lb/> nen in einem Wein-Hauß, wo man ſie<lb/> nicht kennen moͤge, ein Glaß Wein</hi> <hi rendition="#aq">præ-<lb/> ſenti</hi><hi rendition="#fr">ren darff; Jch verſichere, daß dieſe<lb/> Ehre keinen Augenblick laͤnger mißbrau-<lb/> chen, noch ſie aufzuhalten ſuchen werde,<lb/> als es Dero ſelbſt eigenes Belieben und<lb/> Vergnuͤgen zulaͤſſet. Jch bin zu wenig,</hi><lb/> verſatzte die <hi rendition="#aq">Dame,</hi> <hi rendition="#fr">ſo inſtaͤndigen und</hi> <hi rendition="#aq">ge-<lb/> nereuſ</hi><hi rendition="#fr">en Noͤthigungen zu widerſtreben.</hi><lb/> Alſo <hi rendition="#aq">gratificir</hi>te ſie ſeinem Verlangen; und be-<lb/> gaben ſie ſich alſo mit einander in das Wein-Hauß<lb/> zum halben Mond in dem Strand, allwo unſer<lb/> Ritter nichts als Liebe, und die <hi rendition="#aq">Dame</hi> lauter Zu-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y 2</fw><fw place="bottom" type="catch">frie-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [339/0359]
und Madame Howard.
ſen ſehr eingenommen wurde, ihr ein Gegen-Com-
pliment machte, nebſt dem Erbiethen, ſie mit ih-
rer Permiſſion nach Hauſe zu begleiten. Die
Dame ſtellte ſich uͤber dieſem Anerbiethen nicht
wild und ſproͤte, ſondern lieſſe ſich verlauten: Sie
muͤſte einem Herrn, der ſie eines ſo un-
verdienten Faveurs gewuͤrdiget, unend-
lich verbunden ſeyn; Darbey aber ſtellete ſie
ſich, als ob ſie ſolches durch die Muͤhwaltung, die er
ihrenthalber auf ſich zu nehmen beliebet, von ſich
abzulehnen ſuchete: Wannenhero er deſto mehr
darum anhielte und ſagte: Woferne es ja nicht
convenable iſt, Madame, mein Bitten in
ſo weit ſtatt finden zu laſſen; ſo erlauben
ſie Dero Diener zum wenigſten, daß ih-
nen in einem Wein-Hauß, wo man ſie
nicht kennen moͤge, ein Glaß Wein præ-
ſentiren darff; Jch verſichere, daß dieſe
Ehre keinen Augenblick laͤnger mißbrau-
chen, noch ſie aufzuhalten ſuchen werde,
als es Dero ſelbſt eigenes Belieben und
Vergnuͤgen zulaͤſſet. Jch bin zu wenig,
verſatzte die Dame, ſo inſtaͤndigen und ge-
nereuſen Noͤthigungen zu widerſtreben.
Alſo gratificirte ſie ſeinem Verlangen; und be-
gaben ſie ſich alſo mit einander in das Wein-Hauß
zum halben Mond in dem Strand, allwo unſer
Ritter nichts als Liebe, und die Dame lauter Zu-
frie-
Y 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |