Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
König Carolus II.
Ein König in das Bett bestellt:
Der schlägt (weils ihm nun so gefällt)
Ducaten aus den Hellern.

Da sich der Frantzösische Graf also betrogen
fande, suchte er sie auf alle Art aus dem Gedächt-
nisse zu bringen; Und weil er seine vorige Gemüths-
Ruhe wieder bekam, entschlosse er sich, gerades
Weges nach Hause zu gehen, und die Sache mit
seiner getreuen Madame Sedieres im rechten
Ernst wieder gut zu machen. Als er daselbst an-
langte, schiene er gegen seine erste Maitresse weit
besser disponirt zu seyn, als er vor kurtzem gewe-
sen: Und Madame Querovaille war ohne
Zweiffel mit ihrem neuen Galan auch viel besser zu
frieden, welcher ihr alle Woche 1000. Pfund be-
stimmte, woraus sie gar wohl güldene Pasteten
machen kunnte; worauf der bereits angezogene
Poet also stichelt:

Ein grosser Herr wollt gar zu gern
Auf seine Kosten wissen,
Wie groß, wie klein, wie nah und fern,
Sich die Natur befliessen
Des Unterscheids bey einem Weib,
So Engelland gezeuget,
Und einem, dessen zarter Leib
Aus Franckreichs Gräntzen steiget.
Bestieg demnach ein munter Pferd,
Das schon bey den Frantzosen,
Ein Graf von gar geringem Werth,
Hatt' zu Paris verstossen.
Das
Koͤnig Carolus II.
Ein Koͤnig in das Bett beſtellt:
Der ſchlaͤgt (weils ihm nun ſo gefaͤllt)
Ducaten aus den Hellern.

Da ſich der Frantzoͤſiſche Graf alſo betrogen
fande, ſuchte er ſie auf alle Art aus dem Gedaͤcht-
niſſe zu bringen; Und weil er ſeine vorige Gemuͤths-
Ruhe wieder bekam, entſchloſſe er ſich, gerades
Weges nach Hauſe zu gehen, und die Sache mit
ſeiner getreuen Madame Sedieres im rechten
Ernſt wieder gut zu machen. Als er daſelbſt an-
langte, ſchiene er gegen ſeine erſte Maitreſſe weit
beſſer diſponirt zu ſeyn, als er vor kurtzem gewe-
ſen: Und Madame Querovaille war ohne
Zweiffel mit ihrem neuen Galan auch viel beſſer zu
frieden, welcher ihr alle Woche 1000. Pfund be-
ſtimmte, woraus ſie gar wohl guͤldene Paſteten
machen kunnte; worauf der bereits angezogene
Poet alſo ſtichelt:

Ein groſſer Herr wollt gar zu gern
Auf ſeine Koſten wiſſen,
Wie groß, wie klein, wie nah und fern,
Sich die Natur beflieſſen
Des Unterſcheids bey einem Weib,
So Engelland gezeuget,
Und einem, deſſen zarter Leib
Aus Franckreichs Graͤntzen ſteiget.
Beſtieg demnach ein munter Pferd,
Das ſchon bey den Frantzoſen,
Ein Graf von gar geringem Werth,
Hatt’ zu Paris verſtoſſen.
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0316" n="296"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Carolus II.</hi></hi> </fw><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Ein Ko&#x0364;nig in das Bett be&#x017F;tellt:</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Der &#x017F;chla&#x0364;gt (weils ihm nun &#x017F;o gefa&#x0364;llt)</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Ducaten aus den Hellern.</hi> </l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Da &#x017F;ich der Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Graf al&#x017F;o betrogen<lb/>
fande, &#x017F;uchte er &#x017F;ie auf alle Art aus dem Geda&#x0364;cht-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e zu bringen; Und weil er &#x017F;eine vorige Gemu&#x0364;ths-<lb/>
Ruhe wieder bekam, ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e er &#x017F;ich, gerades<lb/>
Weges nach Hau&#x017F;e zu gehen, und die Sache mit<lb/>
&#x017F;einer getreuen <hi rendition="#aq">Madame Sedieres</hi> im rechten<lb/>
Ern&#x017F;t wieder gut zu machen. Als er da&#x017F;elb&#x017F;t an-<lb/>
langte, &#x017F;chiene er gegen &#x017F;eine er&#x017F;te <hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e</hi> weit<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>rt zu &#x017F;eyn, als er vor kurtzem gewe-<lb/>
&#x017F;en: Und <hi rendition="#aq">Madame Querovaille</hi> war ohne<lb/>
Zweiffel mit ihrem neuen <hi rendition="#aq">Galan</hi> auch viel be&#x017F;&#x017F;er zu<lb/>
frieden, welcher ihr alle Woche 1000. Pfund be-<lb/>
&#x017F;timmte, woraus &#x017F;ie gar wohl gu&#x0364;ldene Pa&#x017F;teten<lb/>
machen kunnte; worauf der bereits angezogene<lb/><hi rendition="#aq">Poet</hi> al&#x017F;o &#x017F;tichelt:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg rendition="#fr" type="poem">
                <l>Ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr wollt gar zu gern</l><lb/>
                <l>Auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Wie groß, wie klein, wie nah und fern,</l><lb/>
                <l>Sich die Natur beflie&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
                <l>Des Unter&#x017F;cheids bey einem Weib,</l><lb/>
                <l>So Engelland gezeuget,</l><lb/>
                <l>Und einem, de&#x017F;&#x017F;en zarter Leib</l><lb/>
                <l>Aus Franckreichs Gra&#x0364;ntzen &#x017F;teiget.</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;tieg demnach ein munter Pferd,</l><lb/>
                <l>Das &#x017F;chon bey den Frantzo&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Ein Graf von gar geringem Werth,</l><lb/>
                <l>Hatt&#x2019; zu <hi rendition="#aq">Paris</hi> ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
              </lg>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0316] Koͤnig Carolus II. Ein Koͤnig in das Bett beſtellt: Der ſchlaͤgt (weils ihm nun ſo gefaͤllt) Ducaten aus den Hellern. Da ſich der Frantzoͤſiſche Graf alſo betrogen fande, ſuchte er ſie auf alle Art aus dem Gedaͤcht- niſſe zu bringen; Und weil er ſeine vorige Gemuͤths- Ruhe wieder bekam, entſchloſſe er ſich, gerades Weges nach Hauſe zu gehen, und die Sache mit ſeiner getreuen Madame Sedieres im rechten Ernſt wieder gut zu machen. Als er daſelbſt an- langte, ſchiene er gegen ſeine erſte Maitreſſe weit beſſer diſponirt zu ſeyn, als er vor kurtzem gewe- ſen: Und Madame Querovaille war ohne Zweiffel mit ihrem neuen Galan auch viel beſſer zu frieden, welcher ihr alle Woche 1000. Pfund be- ſtimmte, woraus ſie gar wohl guͤldene Paſteten machen kunnte; worauf der bereits angezogene Poet alſo ſtichelt: Ein groſſer Herr wollt gar zu gern Auf ſeine Koſten wiſſen, Wie groß, wie klein, wie nah und fern, Sich die Natur beflieſſen Des Unterſcheids bey einem Weib, So Engelland gezeuget, Und einem, deſſen zarter Leib Aus Franckreichs Graͤntzen ſteiget. Beſtieg demnach ein munter Pferd, Das ſchon bey den Frantzoſen, Ein Graf von gar geringem Werth, Hatt’ zu Paris verſtoſſen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/316
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/316>, abgerufen am 19.05.2024.