Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Graf von Warwick. so familiair mit ihm, daß sie sich so vieler Frey-heit gegen ihn bediente, als wenn er ihr Bruder ge- wesen wäre; Und als sie eine Nacht mit einander schwatzten, da gleich ihr Ehmann nicht zu Hause war, stellte sich der Graf sehr traurig an, und doch darnebst, als ob er sich bemühte, anders zu erschei- nen, das ist: Er stellte sich unter der traurigen Ver- stellung indifferent; Mabellah wollte diese Ge- legenheit nicht vorbey streichen lassen, und sagte zu ihm: My-Lord, wissen sie das Sprich- wort nicht: Liebe und Husten lassen sich nicht wohl verbergen? Es ist ver- geblich, daß sie solche zu verheelen su- chen. Sie gab auf ihn achtung, und sahe ihn in so grosser Verwirrung, daß sie gewünschet, sie hätte es nicht gesaget; Jedoch, er schiene sich alsbald wieder zu recolligiren, und suchte mit grossem Fleisse dasjenige, so sie ihm vorgehalten, von sich abzulehnen, ja, gab sich nicht wenige Mühe, ihr diese Gedancken auszureden; er sahe aber mittlerweile nicht anders aus, als einer, der sein wichtigstes Ge- heimniß verrathen siehet. Hieraus erkannte nun- mehro Mabellah zwar die Kranckheit; wie sie aber die Ursache erfahren solte, solches kunnte sie nicht wissen: Sie zerbrach sich den Kopff, wer doch die wunderns-würdige Schönheit seyn müste, die über das Hertz, welches sie iederzeit für unüberwindlich gehalten, endlich triumphiret hätte. Die erste, auf L 2
und der Graf von Warwick. ſo familiair mit ihm, daß ſie ſich ſo vieler Frey-heit gegen ihn bediente, als wenn er ihr Bruder ge- weſen waͤre; Und als ſie eine Nacht mit einander ſchwatzten, da gleich ihr Ehmann nicht zu Hauſe war, ſtellte ſich der Graf ſehr traurig an, und doch darnebſt, als ob er ſich bemuͤhte, anders zu erſchei- nen, das iſt: Er ſtellte ſich unter der traurigen Ver- ſtellung indifferent; Mabellah wollte dieſe Ge- legenheit nicht vorbey ſtreichen laſſen, und ſagte zu ihm: My-Lord, wiſſen ſie das Sprich- wort nicht: Liebe und Huſten laſſen ſich nicht wohl verbergen? Es iſt ver- geblich, daß ſie ſolche zu verheelen ſu- chen. Sie gab auf ihn achtung, und ſahe ihn in ſo groſſer Verwirrung, daß ſie gewuͤnſchet, ſie haͤtte es nicht geſaget; Jedoch, er ſchiene ſich alsbald wieder zu recolligiren, und ſuchte mit groſſem Fleiſſe dasjenige, ſo ſie ihm vorgehalten, von ſich abzulehnen, ja, gab ſich nicht wenige Muͤhe, ihr dieſe Gedancken auszureden; er ſahe aber mittlerweile nicht anders aus, als einer, der ſein wichtigſtes Ge- heimniß verrathen ſiehet. Hieraus erkannte nun- mehro Mabellah zwar die Kranckheit; wie ſie aber die Urſache erfahren ſolte, ſolches kunnte ſie nicht wiſſen: Sie zerbrach ſich den Kopff, wer doch die wunderns-wuͤrdige Schoͤnheit ſeyn muͤſte, die uͤber das Hertz, welches ſie iederzeit fuͤr unuͤberwindlich gehalten, endlich triumphiret haͤtte. Die erſte, auf L 2
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und der Graf von Warwick.
ſo familiair mit ihm, daß ſie ſich ſo vieler Frey-
heit gegen ihn bediente, als wenn er ihr Bruder ge-
weſen waͤre; Und als ſie eine Nacht mit einander
ſchwatzten, da gleich ihr Ehmann nicht zu Hauſe
war, ſtellte ſich der Graf ſehr traurig an, und doch
darnebſt, als ob er ſich bemuͤhte, anders zu erſchei-
nen, das iſt: Er ſtellte ſich unter der traurigen Ver-
ſtellung indifferent; Mabellah wollte dieſe Ge-
legenheit nicht vorbey ſtreichen laſſen, und ſagte zu
ihm: My-Lord, wiſſen ſie das Sprich-
wort nicht: Liebe und Huſten laſſen
ſich nicht wohl verbergen? Es iſt ver-
geblich, daß ſie ſolche zu verheelen ſu-
chen. Sie gab auf ihn achtung, und ſahe ihn
in ſo groſſer Verwirrung, daß ſie gewuͤnſchet, ſie
haͤtte es nicht geſaget; Jedoch, er ſchiene ſich alsbald
wieder zu recolligiren, und ſuchte mit groſſem
Fleiſſe dasjenige, ſo ſie ihm vorgehalten, von ſich
abzulehnen, ja, gab ſich nicht wenige Muͤhe, ihr dieſe
Gedancken auszureden; er ſahe aber mittlerweile
nicht anders aus, als einer, der ſein wichtigſtes Ge-
heimniß verrathen ſiehet. Hieraus erkannte nun-
mehro Mabellah zwar die Kranckheit; wie ſie aber
die Urſache erfahren ſolte, ſolches kunnte ſie nicht
wiſſen: Sie zerbrach ſich den Kopff, wer doch die
wunderns-wuͤrdige Schoͤnheit ſeyn muͤſte, die uͤber
das Hertz, welches ſie iederzeit fuͤr unuͤberwindlich
gehalten, endlich triumphiret haͤtte. Die erſte,
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