ctionin seinen Augen, als mich diese Muthmassung leichtlich glauben lässet; Alleine,Sir, satzte sie hinzu, regardiren sie nichts in meinen? Haben sie ihre Ge- wohnheit vergessen, das innerste meiner Seele daraus zu erkennen? Und wenn sie hinein sehen, können sie auch wohl glauben, daß ich so viel Gleichgültigkeit und Untreue lebendig ertragen könne? Bey welchen Worten sie ihn ernstlich in die Augen sahe. Gleichwie es nun schwer hergehet, die Bli- cke und Verweise einer Person, die man ohne Ursa- che verlassen, und welche dessen ungeachtet zu lie- ben doch nicht ablässet, zu erdulten: Also wurde er schamroth und gieng davon; Die Hertzogin aber schlug die Augen nieder, und saß eine gute Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, sie darvon aufzumuntern.
Nachdem sie von ihrer Bestürtzung ein wenig wieder zu sich selbst gekommen, sagte sie: Wo- ferne sie mich über dieses alles, bey Dero Vergnüglichkeit mit einer andern, nicht für unglückselig genug achten, so thun sie nur zu meiner Quaal die grausamste Marter, die nur erdacht werden kan, hin- zu. Sie schiene über diesen Worten so gerühret und consterniret zu seyn, daß der Hertzog, wel- cher vorhin mehr Neigung zu dieser annehmlichen
Schö-
und der Hertzog von Albans.
ctionin ſeinen Augen, als mich dieſe Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet; Alleine,Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge- wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner Seele daraus zu erkennen? Und wenn ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit und Untreue lebendig ertragen koͤnne? Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli- cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa- che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie- ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie darvon aufzumuntern.
Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: Wo- ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte Marter, die nur erdacht werden kan, hin- zu. Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret und conſterniret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel- cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen
Schoͤ-
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und der Hertzog von Albans.
ction in ſeinen Augen, als mich dieſe
Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet;
Alleine, Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie
nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge-
wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner
Seele daraus zu erkennen? Und wenn
ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl
glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit
und Untreue lebendig ertragen koͤnne?
Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen
ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli-
cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa-
che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie-
ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde
er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin
aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute
Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie
darvon aufzumuntern.
Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig
wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: Wo-
ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero
Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht
fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun
ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte
Marter, die nur erdacht werden kan, hin-
zu. Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret
und conſterniret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel-
cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/161>, abgerufen am 17.02.2025.
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