Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Hertzogin von Mazarine,
Schönen truge, als er zu widerstehen fähig war,
es unmöglich über sein Hertze bringen kunnte, ihr
ferner Gelegenheit zum Kummer zu geben. Der
Zustand, worinnen sie sich ietzo befinden.

Madame, ließ er sich vernehmen, ist mir eine
gnugsame
Revange, und ich würde zu
tadeln seyn, daferne ihnen mehr Unruhe
und Verdruß erwecken wollte; Zum
wenigsten lassen sie mich wissen, wor-
durch ich sie zu Frieden stellen und einige
Erleichterung machen soll? Wenn es
nicht zu späte ist,
versatzte sie, so ist nichts,
das mir Erleichterung geben könnte, als
dero Beständigkeit, massen meine Auf-
führung gegen sie, leider! nur allzu auf-
richtig gewesen. Jch habe manchen
braven
Cavalier ihrentwegen verschmä-
het: Jch habe ihre Beleidigung mit Ge-
dult ertragen, indem sie diejenige, mit
der sie anietzo geredet, von unsern Heim-
lichkeiten wissen lassen: Sie hat mich

braviret, als ob sie mir an Gebuhrt vor-
gienge, und nichts als der Vortheil, den
sie, vermittelst Dero Unbedachtsamkeit,
über mich erhalten, hat sie zu dergleichen
Kühnheit verleiten können. So empfind-
lich auch ich von rechtswegen über diesen

Affront seyn muste, flattirte ich mir den-

noch,

Die Hertzogin von Mazarine,
Schoͤnen truge, als er zu widerſtehen faͤhig war,
es unmoͤglich uͤber ſein Hertze bringen kunnte, ihr
ferner Gelegenheit zum Kummer zu geben. Der
Zuſtand, worinnen ſie ſich ietzo befinden.

Madame, ließ er ſich vernehmen, iſt mir eine
gnugſame
Revange, und ich wuͤrde zu
tadeln ſeyn, daferne ihnen mehr Unruhe
und Verdruß erwecken wollte; Zum
wenigſten laſſen ſie mich wiſſen, wor-
durch ich ſie zu Frieden ſtellen und einige
Erleichterung machen ſoll? Wenn es
nicht zu ſpaͤte iſt,
verſatzte ſie, ſo iſt nichts,
das mir Erleichterung geben koͤnnte, als
dero Beſtaͤndigkeit, maſſen meine Auf-
fuͤhrung gegen ſie, leider! nur allzu auf-
richtig geweſen. Jch habe manchen
braven
Cavalier ihrentwegen verſchmaͤ-
het: Jch habe ihre Beleidigung mit Ge-
dult ertragen, indem ſie diejenige, mit
der ſie anietzo geredet, von unſern Heim-
lichkeiten wiſſen laſſen: Sie hat mich

braviret, als ob ſie mir an Gebuhrt vor-
gienge, und nichts als der Vortheil, den
ſie, vermittelſt Dero Unbedachtſamkeit,
uͤber mich erhalten, hat ſie zu dergleichen
Kuͤhnheit verleiten koͤnnen. So empfind-
lich auch ich von rechtswegen uͤber dieſen

Affront ſeyn muſte, flattirte ich mir den-

noch,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Hertzogin von <hi rendition="#aq">Mazarine,</hi></hi></fw><lb/>
Scho&#x0364;nen truge, als er zu wider&#x017F;tehen fa&#x0364;hig war,<lb/>
es unmo&#x0364;glich u&#x0364;ber &#x017F;ein Hertze bringen kunnte, ihr<lb/>
ferner Gelegenheit zum Kummer zu geben. <hi rendition="#fr">Der<lb/>
Zu&#x017F;tand, worinnen &#x017F;ie &#x017F;ich ietzo befinden.</hi><lb/><hi rendition="#aq">Madame,</hi> ließ er &#x017F;ich vernehmen, <hi rendition="#fr">i&#x017F;t mir eine<lb/>
gnug&#x017F;ame</hi> <hi rendition="#aq">Revange,</hi> <hi rendition="#fr">und ich wu&#x0364;rde zu<lb/>
tadeln &#x017F;eyn, daferne ihnen mehr Unruhe<lb/>
und Verdruß erwecken wollte; Zum<lb/>
wenig&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mich wi&#x017F;&#x017F;en, wor-<lb/>
durch ich &#x017F;ie zu Frieden &#x017F;tellen und einige<lb/>
Erleichterung machen &#x017F;oll? Wenn es<lb/>
nicht zu &#x017F;pa&#x0364;te i&#x017F;t,</hi> ver&#x017F;atzte &#x017F;ie, <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t nichts,<lb/>
das mir Erleichterung geben ko&#x0364;nnte, als<lb/>
dero Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, ma&#x017F;&#x017F;en meine Auf-<lb/>
fu&#x0364;hrung gegen &#x017F;ie, leider! nur allzu auf-<lb/>
richtig gewe&#x017F;en. Jch habe manchen<lb/>
braven</hi> <hi rendition="#aq">Cavalier</hi> <hi rendition="#fr">ihrentwegen ver&#x017F;chma&#x0364;-<lb/>
het: Jch habe ihre Beleidigung mit Ge-<lb/>
dult ertragen, indem &#x017F;ie diejenige, mit<lb/>
der &#x017F;ie anietzo geredet, von un&#x017F;ern Heim-<lb/>
lichkeiten wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en: Sie hat mich</hi><lb/><hi rendition="#aq">bravi</hi><hi rendition="#fr">ret, als ob &#x017F;ie mir an Gebuhrt vor-<lb/>
gienge, und nichts als der Vortheil, den<lb/>
&#x017F;ie, vermittel&#x017F;t Dero Unbedacht&#x017F;amkeit,<lb/>
u&#x0364;ber mich erhalten, hat &#x017F;ie zu dergleichen<lb/>
Ku&#x0364;hnheit verleiten ko&#x0364;nnen. So empfind-<lb/>
lich auch ich von rechtswegen u&#x0364;ber die&#x017F;en</hi><lb/><hi rendition="#aq">Affront</hi> <hi rendition="#fr">&#x017F;eyn mu&#x017F;te,</hi> <hi rendition="#aq">flattir</hi><hi rendition="#fr">te ich mir den-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">noch,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0162] Die Hertzogin von Mazarine, Schoͤnen truge, als er zu widerſtehen faͤhig war, es unmoͤglich uͤber ſein Hertze bringen kunnte, ihr ferner Gelegenheit zum Kummer zu geben. Der Zuſtand, worinnen ſie ſich ietzo befinden. Madame, ließ er ſich vernehmen, iſt mir eine gnugſame Revange, und ich wuͤrde zu tadeln ſeyn, daferne ihnen mehr Unruhe und Verdruß erwecken wollte; Zum wenigſten laſſen ſie mich wiſſen, wor- durch ich ſie zu Frieden ſtellen und einige Erleichterung machen ſoll? Wenn es nicht zu ſpaͤte iſt, verſatzte ſie, ſo iſt nichts, das mir Erleichterung geben koͤnnte, als dero Beſtaͤndigkeit, maſſen meine Auf- fuͤhrung gegen ſie, leider! nur allzu auf- richtig geweſen. Jch habe manchen braven Cavalier ihrentwegen verſchmaͤ- het: Jch habe ihre Beleidigung mit Ge- dult ertragen, indem ſie diejenige, mit der ſie anietzo geredet, von unſern Heim- lichkeiten wiſſen laſſen: Sie hat mich braviret, als ob ſie mir an Gebuhrt vor- gienge, und nichts als der Vortheil, den ſie, vermittelſt Dero Unbedachtſamkeit, uͤber mich erhalten, hat ſie zu dergleichen Kuͤhnheit verleiten koͤnnen. So empfind- lich auch ich von rechtswegen uͤber dieſen Affront ſeyn muſte, flattirte ich mir den- noch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/162
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/162>, abgerufen am 24.11.2024.