Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und König Jacobus II. meinem Hertzen haben? Und ich hoffe, siewerden mich hinführo, in Ansehung des Hertzogs von York, nicht mehr quälen. Jsts möglich, erwiederte der Hertzog mit ver- stellter Stimme, daß sie ihn meinet halben verlassen können? und daß sie keine Nei- gung zu ihn tragen? Jch will, versatzte sie, denselben ihrentwegen von Hertzen ger- ne verlassen; Wenn ich aber auf Ehre sehen wollte, so kan ich nicht in Abrede seyn, daß er meiner Gegen-Liebe würdig scheinet. Jch habe observiret, fiel er ihr in die Rede, daß er sie liebet, und sehr begie- rig ist, ihnen solches zu eröffnen; ja man verspüret eine gewisse Sehnsucht in seinen Augen, wenn er bey ihnen ist, welche man in der Compagnie anderer Damen nicht an ihm wahrnimmet. Jch habe, fügte sie hinzu, solches selbsten angemercket, und glaube ich wohl, daß er mir eben nicht ungeneigt seyn möge. Er hat sich be- rühmt, sagte er, als hätten sie ihm einigen Platz in Dero Hertzen eingeräumet, und daß, wenn er sie zu bedienen fortfahren würde, sie von mir ablassen wollten. Jch bin, versatzte sie, erstaunet, wie er derglei- chen Unwahrheit vorgeben darff! Und sie, sagte der Hertzog, indem er seine natür- liche J 4
und Koͤnig Jacobus II. meinem Hertzen haben? Und ich hoffe, ſiewerden mich hinfuͤhro, in Anſehung des Hertzogs von York, nicht mehr quaͤlen. Jſts moͤglich, erwiederte der Hertzog mit ver- ſtellter Stimme, daß ſie ihn meinet halben verlaſſen koͤnnen? und daß ſie keine Nei- gung zu ihn tragen? Jch will, verſatzte ſie, denſelben ihrentwegen von Hertzen ger- ne verlaſſen; Wenn ich aber auf Ehre ſehen wollte, ſo kan ich nicht in Abrede ſeyn, daß er meiner Gegen-Liebe wuͤrdig ſcheinet. Jch habe obſerviret, fiel er ihr in die Rede, daß er ſie liebet, und ſehr begie- rig iſt, ihnen ſolches zu eroͤffnen; ja man verſpuͤret eine gewiſſe Sehnſucht in ſeinen Augen, wenn er bey ihnen iſt, welche man in der Compagnie anderer Damen nicht an ihm wahrnimmet. Jch habe, fuͤgte ſie hinzu, ſolches ſelbſten angemercket, und glaube ich wohl, daß er mir eben nicht ungeneigt ſeyn moͤge. Er hat ſich be- ruͤhmt, ſagte er, als haͤtten ſie ihm einigen Platz in Dero Hertzen eingeraͤumet, und daß, wenn er ſie zu bedienen fortfahren wuͤrde, ſie von mir ablaſſen wollten. Jch bin, verſatzte ſie, erſtaunet, wie er derglei- chen Unwahrheit vorgeben darff! Und ſie, ſagte der Hertzog, indem er ſeine natuͤr- liche J 4
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und Koͤnig Jacobus II.
meinem Hertzen haben? Und ich hoffe, ſie
werden mich hinfuͤhro, in Anſehung des
Hertzogs von York, nicht mehr quaͤlen.
Jſts moͤglich, erwiederte der Hertzog mit ver-
ſtellter Stimme, daß ſie ihn meinet halben
verlaſſen koͤnnen? und daß ſie keine Nei-
gung zu ihn tragen? Jch will, verſatzte ſie,
denſelben ihrentwegen von Hertzen ger-
ne verlaſſen; Wenn ich aber auf Ehre
ſehen wollte, ſo kan ich nicht in Abrede
ſeyn, daß er meiner Gegen-Liebe wuͤrdig
ſcheinet. Jch habe obſerviret, fiel er ihr in
die Rede, daß er ſie liebet, und ſehr begie-
rig iſt, ihnen ſolches zu eroͤffnen; ja man
verſpuͤret eine gewiſſe Sehnſucht in ſeinen
Augen, wenn er bey ihnen iſt, welche man
in der Compagnie anderer Damen nicht
an ihm wahrnimmet. Jch habe, fuͤgte
ſie hinzu, ſolches ſelbſten angemercket, und
glaube ich wohl, daß er mir eben nicht
ungeneigt ſeyn moͤge. Er hat ſich be-
ruͤhmt, ſagte er, als haͤtten ſie ihm einigen
Platz in Dero Hertzen eingeraͤumet, und
daß, wenn er ſie zu bedienen fortfahren
wuͤrde, ſie von mir ablaſſen wollten. Jch
bin, verſatzte ſie, erſtaunet, wie er derglei-
chen Unwahrheit vorgeben darff! Und
ſie, ſagte der Hertzog, indem er ſeine natuͤr-
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