einem Passagier gekleidet, mit einer über das An- gesicht gezogenen Mütze in Stieffeln und Sporn, und mit einer Peitsche in der Hand, zu seinem Ca- binet hinein getreten, und überreichte dem Hertzog einen Brieff von Madame - - folgenden Jn- haltes:
My-Lord,
Es scheinet sich alles wider mein sehn- liches Verlangen, Ew. Gnaden zu sehen, verschwohren zu haben: Jch schmeichel- te mir, mein Kammer-Fräulein würde Geschicklichkeit genug besitzen, mich in geheim aus meinem Hause zupractici- ren; Alleine ihre Verschlagenheit kan meines eyfersüchtigen Mannes seiner bey weiten nicht beykommen; Er bewachet mich viel aufmercksamer, als ob ich ein Staats-Gefangener wäre, der einesCa- pital-Verbrechens, für welches er Re- chenschafft geben müste, schuldig sey. Jch berichte demnach Ew. Gnaden, daß die Verzweiffelung mein Hertze fast völ- lig bemeistert: Jch fürchte alles, und hoffe wenig; Mein eintziger Ancker auf dem Meer dieses Unglückes ist das Ver- trauen, Sie werden Antheil daran nehmen, und nichts unterlassen, so der
Be-
Madame ‒ ‒
einem Paſſagier gekleidet, mit einer uͤber das An- geſicht gezogenen Muͤtze in Stieffeln und Sporn, und mit einer Peitſche in der Hand, zu ſeinem Ca- binet hinein getreten, und uͤberreichte dem Hertzog einen Brieff von Madame ‒ ‒ folgenden Jn- haltes:
My-Lord,
Es ſcheinet ſich alles wider mein ſehn- liches Verlangen, Ew. Gnaden zu ſehen, verſchwohren zu haben: Jch ſchmeichel- te mir, mein Kammer-Fraͤulein wuͤrde Geſchicklichkeit genug beſitzen, mich in geheim aus meinem Hauſe zupractici- ren; Alleine ihre Verſchlagenheit kan meines eyferſuͤchtigen Mannes ſeiner bey weiten nicht beykommen; Er bewachet mich viel aufmerckſamer, als ob ich ein Staats-Gefangener waͤre, der einesCa- pital-Verbrechens, fuͤr welches er Re- chenſchafft geben muͤſte, ſchuldig ſey. Jch berichte demnach Ew. Gnaden, daß die Verzweiffelung mein Hertze faſt voͤl- lig bemeiſtert: Jch fuͤrchte alles, und hoffe wenig; Mein eintziger Ancker auf dem Meer dieſes Ungluͤckes iſt das Ver- trauen, Sie werden Antheil daran nehmen, und nichts unterlaſſen, ſo der
Be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0144"n="124"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Madame</hi>‒‒</hi></fw><lb/>
einem <hirendition="#aq">Paſſagier</hi> gekleidet, mit einer uͤber das An-<lb/>
geſicht gezogenen Muͤtze in Stieffeln und Sporn,<lb/>
und mit einer Peitſche in der Hand, zu ſeinem <hirendition="#aq">Ca-<lb/>
binet</hi> hinein getreten, und uͤberreichte dem Hertzog<lb/>
einen Brieff von <hirendition="#aq">Madame</hi>‒‒ folgenden Jn-<lb/>
haltes:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><opener><salute><hirendition="#et"><hirendition="#aq">My-Lord,</hi></hi></salute></opener><lb/><p><hirendition="#fr">Es ſcheinet ſich alles wider mein ſehn-<lb/>
liches Verlangen, Ew. Gnaden zu ſehen,<lb/>
verſchwohren zu haben: Jch ſchmeichel-<lb/>
te mir, mein Kammer-Fraͤulein wuͤrde<lb/>
Geſchicklichkeit genug beſitzen, mich in<lb/>
geheim aus meinem Hauſe zu</hi><hirendition="#aq">practici-</hi><lb/><hirendition="#fr">ren; Alleine ihre Verſchlagenheit kan<lb/>
meines eyferſuͤchtigen Mannes ſeiner bey<lb/>
weiten nicht beykommen; Er bewachet<lb/>
mich viel aufmerckſamer, als ob ich ein<lb/>
Staats-Gefangener waͤre, der eines</hi><hirendition="#aq">Ca-<lb/>
pital-</hi><hirendition="#fr">Verbrechens, fuͤr welches er Re-<lb/>
chenſchafft geben muͤſte, ſchuldig ſey.<lb/>
Jch berichte demnach Ew. Gnaden, daß<lb/>
die Verzweiffelung mein Hertze faſt voͤl-<lb/>
lig bemeiſtert: Jch fuͤrchte alles, und<lb/>
hoffe wenig; Mein eintziger Ancker auf<lb/>
dem Meer dieſes Ungluͤckes iſt das Ver-<lb/>
trauen, Sie werden Antheil daran<lb/>
nehmen, und nichts unterlaſſen, ſo der</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Be-</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[124/0144]
Madame ‒ ‒
einem Paſſagier gekleidet, mit einer uͤber das An-
geſicht gezogenen Muͤtze in Stieffeln und Sporn,
und mit einer Peitſche in der Hand, zu ſeinem Ca-
binet hinein getreten, und uͤberreichte dem Hertzog
einen Brieff von Madame ‒ ‒ folgenden Jn-
haltes:
My-Lord,
Es ſcheinet ſich alles wider mein ſehn-
liches Verlangen, Ew. Gnaden zu ſehen,
verſchwohren zu haben: Jch ſchmeichel-
te mir, mein Kammer-Fraͤulein wuͤrde
Geſchicklichkeit genug beſitzen, mich in
geheim aus meinem Hauſe zu practici-
ren; Alleine ihre Verſchlagenheit kan
meines eyferſuͤchtigen Mannes ſeiner bey
weiten nicht beykommen; Er bewachet
mich viel aufmerckſamer, als ob ich ein
Staats-Gefangener waͤre, der eines Ca-
pital-Verbrechens, fuͤr welches er Re-
chenſchafft geben muͤſte, ſchuldig ſey.
Jch berichte demnach Ew. Gnaden, daß
die Verzweiffelung mein Hertze faſt voͤl-
lig bemeiſtert: Jch fuͤrchte alles, und
hoffe wenig; Mein eintziger Ancker auf
dem Meer dieſes Ungluͤckes iſt das Ver-
trauen, Sie werden Antheil daran
nehmen, und nichts unterlaſſen, ſo der
Be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/144>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.