Beängstigung derjenigen ein Ende ma- chen möge, die biß ins Grab verharret
Ew. Gnaden treu-ergebenste - -
Die Durchlesung dieses Billets erweckte dem Hertzog unbeschreiblichen Kummer: Er sahe sich eines Vergnügens beraubet, wormit er sich unfehl- bar geschmeichelt hatte, und besorgte, daß, wenn er sich angelegen seyn liesse, der Dame einen Dienst wider ihren Ehmann zu thun, es einen solchen Ler- men am Hof anrichten dürffte, der ihren gäntzli- chen Untergang beschleunigte. Er warff demnach die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber- bringer immittelst warten muste: Endlich fragte er ihn, ob er auf sich nehmen wollte, derjenigen Per- son, so ihm den Brieff anvertrauet, seine Antwort einzuhändigen? Er sagte: Nein! sondern er rei- sete seines Lords Geschäfften halber nach Hamp- shire; Wohl, mein Freund, sagte der Hertzog, gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige Guineas statt einer Verehrung auf drunge. Der Passagier gieng nach der Thür zu; als er aber bey dem Abschieds-Compliment seine Mütze ab- zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare innen, welche von der schönsten Farbe auf der Welt, und über die Schultern biß zum Knien hin- ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver-
stellte
und der Hertzog von Monmouth.
Beaͤngſtigung derjenigen ein Ende ma- chen moͤge, die biß ins Grab verharret
Ew. Gnaden treu-ergebenſte ‒ ‒
Die Durchleſung dieſes Billets erweckte dem Hertzog unbeſchreiblichen Kummer: Er ſahe ſich eines Vergnuͤgens beraubet, wormit er ſich unfehl- bar geſchmeichelt hatte, und beſorgte, daß, wenn er ſich angelegen ſeyn lieſſe, der Dame einen Dienſt wider ihren Ehmann zu thun, es einen ſolchen Ler- men am Hof anrichten duͤrffte, der ihren gaͤntzli- chen Untergang beſchleunigte. Er warff demnach die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber- bringer immittelſt warten muſte: Endlich fragte er ihn, ob er auf ſich nehmen wollte, derjenigen Per- ſon, ſo ihm den Brieff anvertrauet, ſeine Antwort einzuhaͤndigen? Er ſagte: Nein! ſondern er rei- ſete ſeines Lords Geſchaͤfften halber nach Hamp- shire; Wohl, mein Freund, ſagte der Hertzog, gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige Guineas ſtatt einer Verehrung auf drunge. Der Paſſagier gieng nach der Thuͤr zu; als er aber bey dem Abſchieds-Compliment ſeine Muͤtze ab- zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare innen, welche von der ſchoͤnſten Farbe auf der Welt, und uͤber die Schultern biß zum Knien hin- ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver-
ſtellte
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und der Hertzog von Monmouth.
Beaͤngſtigung derjenigen ein Ende ma-
chen moͤge, die biß ins Grab verharret
Ew. Gnaden
treu-ergebenſte ‒ ‒
Die Durchleſung dieſes Billets erweckte dem
Hertzog unbeſchreiblichen Kummer: Er ſahe ſich
eines Vergnuͤgens beraubet, wormit er ſich unfehl-
bar geſchmeichelt hatte, und beſorgte, daß, wenn er
ſich angelegen ſeyn lieſſe, der Dame einen Dienſt
wider ihren Ehmann zu thun, es einen ſolchen Ler-
men am Hof anrichten duͤrffte, der ihren gaͤntzli-
chen Untergang beſchleunigte. Er warff demnach
die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber-
bringer immittelſt warten muſte: Endlich fragte
er ihn, ob er auf ſich nehmen wollte, derjenigen Per-
ſon, ſo ihm den Brieff anvertrauet, ſeine Antwort
einzuhaͤndigen? Er ſagte: Nein! ſondern er rei-
ſete ſeines Lords Geſchaͤfften halber nach Hamp-
shire; Wohl, mein Freund, ſagte der Hertzog,
gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige
Guineas ſtatt einer Verehrung auf drunge. Der
Paſſagier gieng nach der Thuͤr zu; als er aber
bey dem Abſchieds-Compliment ſeine Muͤtze ab-
zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare
innen, welche von der ſchoͤnſten Farbe auf der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/145>, abgerufen am 21.11.2024.
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