Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Hertzog von Monmouth.
Beängstigung derjenigen ein Ende ma-
chen möge, die biß ins Grab verharret

Ew. Gnaden
treu-ergebenste - -

Die Durchlesung dieses Billets erweckte dem
Hertzog unbeschreiblichen Kummer: Er sahe sich
eines Vergnügens beraubet, wormit er sich unfehl-
bar geschmeichelt hatte, und besorgte, daß, wenn er
sich angelegen seyn liesse, der Dame einen Dienst
wider ihren Ehmann zu thun, es einen solchen Ler-
men am Hof anrichten dürffte, der ihren gäntzli-
chen Untergang beschleunigte. Er warff demnach
die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber-
bringer immittelst warten muste: Endlich fragte
er ihn, ob er auf sich nehmen wollte, derjenigen Per-
son, so ihm den Brieff anvertrauet, seine Antwort
einzuhändigen? Er sagte: Nein! sondern er rei-
sete seines Lords Geschäfften halber nach Hamp-
shire;
Wohl, mein Freund, sagte der Hertzog,
gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige
Guineas statt einer Verehrung auf drunge. Der
Passagier gieng nach der Thür zu; als er aber
bey dem Abschieds-Compliment seine Mütze ab-
zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare
innen, welche von der schönsten Farbe auf der
Welt, und über die Schultern biß zum Knien hin-
ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver-

stellte

und der Hertzog von Monmouth.
Beaͤngſtigung derjenigen ein Ende ma-
chen moͤge, die biß ins Grab verharret

Ew. Gnaden
treu-ergebenſte ‒ ‒

Die Durchleſung dieſes Billets erweckte dem
Hertzog unbeſchreiblichen Kummer: Er ſahe ſich
eines Vergnuͤgens beraubet, wormit er ſich unfehl-
bar geſchmeichelt hatte, und beſorgte, daß, wenn er
ſich angelegen ſeyn lieſſe, der Dame einen Dienſt
wider ihren Ehmann zu thun, es einen ſolchen Ler-
men am Hof anrichten duͤrffte, der ihren gaͤntzli-
chen Untergang beſchleunigte. Er warff demnach
die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber-
bringer immittelſt warten muſte: Endlich fragte
er ihn, ob er auf ſich nehmen wollte, derjenigen Per-
ſon, ſo ihm den Brieff anvertrauet, ſeine Antwort
einzuhaͤndigen? Er ſagte: Nein! ſondern er rei-
ſete ſeines Lords Geſchaͤfften halber nach Hamp-
shire;
Wohl, mein Freund, ſagte der Hertzog,
gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige
Guineas ſtatt einer Verehrung auf drunge. Der
Paſſagier gieng nach der Thuͤr zu; als er aber
bey dem Abſchieds-Compliment ſeine Muͤtze ab-
zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare
innen, welche von der ſchoͤnſten Farbe auf der
Welt, und uͤber die Schultern biß zum Knien hin-
ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver-

ſtellte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <p>
                  <pb facs="#f0145" n="125"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und der Hertzog von <hi rendition="#aq">Monmouth.</hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Bea&#x0364;ng&#x017F;tigung derjenigen ein Ende ma-<lb/>
chen mo&#x0364;ge, die biß ins Grab verharret</hi> </p><lb/>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Ew. Gnaden</hi><lb/>
treu-ergeben&#x017F;te &#x2012; &#x2012;</hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Die Durchle&#x017F;ung die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Billet</hi>s erweckte dem<lb/>
Hertzog unbe&#x017F;chreiblichen Kummer: Er &#x017F;ahe &#x017F;ich<lb/>
eines Vergnu&#x0364;gens beraubet, wormit er &#x017F;ich unfehl-<lb/>
bar ge&#x017F;chmeichelt hatte, und be&#x017F;orgte, daß, wenn er<lb/>
&#x017F;ich angelegen &#x017F;eyn lie&#x017F;&#x017F;e, der <hi rendition="#aq">Dame</hi> einen Dien&#x017F;t<lb/>
wider ihren Ehmann zu thun, es einen &#x017F;olchen Ler-<lb/>
men am Hof anrichten du&#x0364;rffte, der ihren ga&#x0364;ntzli-<lb/>
chen Untergang be&#x017F;chleunigte. Er warff demnach<lb/>
die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber-<lb/>
bringer immittel&#x017F;t warten mu&#x017F;te: Endlich fragte<lb/>
er ihn, ob er auf &#x017F;ich nehmen wollte, derjenigen Per-<lb/>
&#x017F;on, &#x017F;o ihm den Brieff anvertrauet, &#x017F;eine Antwort<lb/>
einzuha&#x0364;ndigen? Er &#x017F;agte: Nein! &#x017F;ondern er rei-<lb/>
&#x017F;ete &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Lords</hi> Ge&#x017F;cha&#x0364;fften halber nach <hi rendition="#aq">Hamp-<lb/>
shire;</hi> Wohl, mein Freund, &#x017F;agte der Hertzog,<lb/>
gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige<lb/><hi rendition="#aq">Guineas</hi> &#x017F;tatt einer Verehrung auf drunge. Der<lb/><hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;agier</hi> gieng nach der Thu&#x0364;r zu; als er aber<lb/>
bey dem Ab&#x017F;chieds-<hi rendition="#aq">Compliment</hi> &#x017F;eine Mu&#x0364;tze ab-<lb/>
zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare<lb/>
innen, welche von der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Farbe auf der<lb/>
Welt, und u&#x0364;ber die Schultern biß zum Knien hin-<lb/>
ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tellte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0145] und der Hertzog von Monmouth. Beaͤngſtigung derjenigen ein Ende ma- chen moͤge, die biß ins Grab verharret Ew. Gnaden treu-ergebenſte ‒ ‒ Die Durchleſung dieſes Billets erweckte dem Hertzog unbeſchreiblichen Kummer: Er ſahe ſich eines Vergnuͤgens beraubet, wormit er ſich unfehl- bar geſchmeichelt hatte, und beſorgte, daß, wenn er ſich angelegen ſeyn lieſſe, der Dame einen Dienſt wider ihren Ehmann zu thun, es einen ſolchen Ler- men am Hof anrichten duͤrffte, der ihren gaͤntzli- chen Untergang beſchleunigte. Er warff demnach die Sache ein wenig durch den Kopff, da der Uber- bringer immittelſt warten muſte: Endlich fragte er ihn, ob er auf ſich nehmen wollte, derjenigen Per- ſon, ſo ihm den Brieff anvertrauet, ſeine Antwort einzuhaͤndigen? Er ſagte: Nein! ſondern er rei- ſete ſeines Lords Geſchaͤfften halber nach Hamp- shire; Wohl, mein Freund, ſagte der Hertzog, gehet in GOttes Nahmen! worbey er ihm einige Guineas ſtatt einer Verehrung auf drunge. Der Paſſagier gieng nach der Thuͤr zu; als er aber bey dem Abſchieds-Compliment ſeine Muͤtze ab- zoge, wurde der Hertzog eines Hauptes voll Haare innen, welche von der ſchoͤnſten Farbe auf der Welt, und uͤber die Schultern biß zum Knien hin- ab ausgebreitet waren; Und indem ihn der ver- ſtellte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/145
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/145>, abgerufen am 21.11.2024.