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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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4. Abschnitt kennen gelernt haben. Die im Auenwalde, mit welchem
mancher fruchtbare Gebirgswald eine bedeutende Aehnlichkeit haben kann,
fast immer auf das geringste Maaß beschränkten Flechten, Moose und
Farrenkräuter spielen am Boden des Gebirgswaldes eine so hervorragende
Rolle, daß man sich nur selten irren wird, an diesem Vorherrschen den
Gebirgswald zu erkennen. Dabei ist allerdings nicht zu übersehen, daß
die Beschaffenheit der Pflanzenstreu und überhaupt der Bodendecke zum
Theil mit abhängig ist von der den Bestand bildenden Baumart zusammen
mit der übrigen Bodenbeschaffenheit. So kann es vorkommen, daß auf
besonders für einen Fichtenhochwald geeignetem Boden der Ebene sich die-
selbe sammtene Moosdecke oder dieselbe fahle, fast allen Pflanzenwuchses
baare Nadelstreu wie im Gebirgswalde findet.

Zuverlässiger sind daher einige Waldkräuter und Waldsträucher für
die Charakteristik des Gebirgswaldes, wie es andererseits dergleichen auch
für den Auenwald giebt und wir auch für die Haide einige genannt haben.

Hier wäre vielleicht der passende Ort, die botanische Beschreibung
des Waldes durch Hinzufügung der wichtigsten Waldbodenpflanzen zu
ergänzen, wenn dies ohne Abbildungen oder in Ermangelung dieser ohne
eine eingehende Beschreibung ausführbar wäre. Unser Buch will aber
den Wald nicht bis auf dessen letzte Einzelnheiten ausbeuten und sich den
Lesern gewissermaßen blos zur Kontrole, ob auch Alles richtig drin stehe,
überlassen; ähnlich wie gewisse geistlose "Touristen" mit dem Reisebuche
in der Hand blos soweit auf die Natur blicken, als nöthig ist, um die
Richtigkeit oder die Fehler jenes zu konstatiren. Unser Buch will seinen
Lesern und Leserinnen noch etwas übrig lassen; und wenn es seinen Zweck
erreicht, jene zu einem fleißigen und achtsam Umschau haltenden Besuch
der deutschen Waldungen zu veranlassen, so wird eine Vergleichung der
Waldblumen der Ebene und des Gebirges diesen Besuchen einen wesent-
lichen Schmuck verleihen.

Der herrschende Baum unserer deutschen Gebirgswaldungen ist wohl
ohne Zweifel die Fichte, überhaupt das Nadelholz; unter den Laubhölzern
ist es die Buche, welche unter jener etwas zurückbleibt. Beide kommen
aber im Gebirgswalde in großer Ausdehnung neben, sogar untereinander
gemischt vor. Jedoch ist der Gebirgswald nie ein so bunt gemischter wie
es der Auenwald fast immer ist. Daher hat jener auch mehr einen ernsten,

4. Abſchnitt kennen gelernt haben. Die im Auenwalde, mit welchem
mancher fruchtbare Gebirgswald eine bedeutende Aehnlichkeit haben kann,
faſt immer auf das geringſte Maaß beſchränkten Flechten, Mooſe und
Farrenkräuter ſpielen am Boden des Gebirgswaldes eine ſo hervorragende
Rolle, daß man ſich nur ſelten irren wird, an dieſem Vorherrſchen den
Gebirgswald zu erkennen. Dabei iſt allerdings nicht zu überſehen, daß
die Beſchaffenheit der Pflanzenſtreu und überhaupt der Bodendecke zum
Theil mit abhängig iſt von der den Beſtand bildenden Baumart zuſammen
mit der übrigen Bodenbeſchaffenheit. So kann es vorkommen, daß auf
beſonders für einen Fichtenhochwald geeignetem Boden der Ebene ſich die-
ſelbe ſammtene Moosdecke oder dieſelbe fahle, faſt allen Pflanzenwuchſes
baare Nadelſtreu wie im Gebirgswalde findet.

Zuverläſſiger ſind daher einige Waldkräuter und Waldſträucher für
die Charakteriſtik des Gebirgswaldes, wie es andererſeits dergleichen auch
für den Auenwald giebt und wir auch für die Haide einige genannt haben.

Hier wäre vielleicht der paſſende Ort, die botaniſche Beſchreibung
des Waldes durch Hinzufügung der wichtigſten Waldbodenpflanzen zu
ergänzen, wenn dies ohne Abbildungen oder in Ermangelung dieſer ohne
eine eingehende Beſchreibung ausführbar wäre. Unſer Buch will aber
den Wald nicht bis auf deſſen letzte Einzelnheiten ausbeuten und ſich den
Leſern gewiſſermaßen blos zur Kontrole, ob auch Alles richtig drin ſtehe,
überlaſſen; ähnlich wie gewiſſe geiſtloſe „Touriſten“ mit dem Reiſebuche
in der Hand blos ſoweit auf die Natur blicken, als nöthig iſt, um die
Richtigkeit oder die Fehler jenes zu konſtatiren. Unſer Buch will ſeinen
Leſern und Leſerinnen noch etwas übrig laſſen; und wenn es ſeinen Zweck
erreicht, jene zu einem fleißigen und achtſam Umſchau haltenden Beſuch
der deutſchen Waldungen zu veranlaſſen, ſo wird eine Vergleichung der
Waldblumen der Ebene und des Gebirges dieſen Beſuchen einen weſent-
lichen Schmuck verleihen.

Der herrſchende Baum unſerer deutſchen Gebirgswaldungen iſt wohl
ohne Zweifel die Fichte, überhaupt das Nadelholz; unter den Laubhölzern
iſt es die Buche, welche unter jener etwas zurückbleibt. Beide kommen
aber im Gebirgswalde in großer Ausdehnung neben, ſogar untereinander
gemiſcht vor. Jedoch iſt der Gebirgswald nie ein ſo bunt gemiſchter wie
es der Auenwald faſt immer iſt. Daher hat jener auch mehr einen ernſten,

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[565/0621] 4. Abſchnitt kennen gelernt haben. Die im Auenwalde, mit welchem mancher fruchtbare Gebirgswald eine bedeutende Aehnlichkeit haben kann, faſt immer auf das geringſte Maaß beſchränkten Flechten, Mooſe und Farrenkräuter ſpielen am Boden des Gebirgswaldes eine ſo hervorragende Rolle, daß man ſich nur ſelten irren wird, an dieſem Vorherrſchen den Gebirgswald zu erkennen. Dabei iſt allerdings nicht zu überſehen, daß die Beſchaffenheit der Pflanzenſtreu und überhaupt der Bodendecke zum Theil mit abhängig iſt von der den Beſtand bildenden Baumart zuſammen mit der übrigen Bodenbeſchaffenheit. So kann es vorkommen, daß auf beſonders für einen Fichtenhochwald geeignetem Boden der Ebene ſich die- ſelbe ſammtene Moosdecke oder dieſelbe fahle, faſt allen Pflanzenwuchſes baare Nadelſtreu wie im Gebirgswalde findet. Zuverläſſiger ſind daher einige Waldkräuter und Waldſträucher für die Charakteriſtik des Gebirgswaldes, wie es andererſeits dergleichen auch für den Auenwald giebt und wir auch für die Haide einige genannt haben. Hier wäre vielleicht der paſſende Ort, die botaniſche Beſchreibung des Waldes durch Hinzufügung der wichtigſten Waldbodenpflanzen zu ergänzen, wenn dies ohne Abbildungen oder in Ermangelung dieſer ohne eine eingehende Beſchreibung ausführbar wäre. Unſer Buch will aber den Wald nicht bis auf deſſen letzte Einzelnheiten ausbeuten und ſich den Leſern gewiſſermaßen blos zur Kontrole, ob auch Alles richtig drin ſtehe, überlaſſen; ähnlich wie gewiſſe geiſtloſe „Touriſten“ mit dem Reiſebuche in der Hand blos ſoweit auf die Natur blicken, als nöthig iſt, um die Richtigkeit oder die Fehler jenes zu konſtatiren. Unſer Buch will ſeinen Leſern und Leſerinnen noch etwas übrig laſſen; und wenn es ſeinen Zweck erreicht, jene zu einem fleißigen und achtſam Umſchau haltenden Beſuch der deutſchen Waldungen zu veranlaſſen, ſo wird eine Vergleichung der Waldblumen der Ebene und des Gebirges dieſen Beſuchen einen weſent- lichen Schmuck verleihen. Der herrſchende Baum unſerer deutſchen Gebirgswaldungen iſt wohl ohne Zweifel die Fichte, überhaupt das Nadelholz; unter den Laubhölzern iſt es die Buche, welche unter jener etwas zurückbleibt. Beide kommen aber im Gebirgswalde in großer Ausdehnung neben, ſogar untereinander gemiſcht vor. Jedoch iſt der Gebirgswald nie ein ſo bunt gemiſchter wie es der Auenwald faſt immer iſt. Daher hat jener auch mehr einen ernſten,

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/621>, abgerufen am 24.11.2024.