oft sogar einen melancholisch eintönigen Charakter, besonders wenn er aus reinen Fichtenbeständen gebildet ist; das Melancholische nimmt einen imposanten Anstrich im Tannenwalde an, und der reine Buchenhochwald, der gut geschlossen sich meist rein von Unterwuchs hält, ist unstreitig das erhabenste zur Andacht stimmende Waldbild deutschen Bodens.
Wenn wir im Walde den Grundzug des deutschen Heimathbodens erkennen müssen, was derjenige am tiefsten empfindet, der den Waldmangel in südeuropäischen Ländern gesehen hat, so ist in diesem Grundzuge wiederum der Gebirgswald der hervorragende Mittelpunkt. Dies zu würdigen, muß man sich auf einen herrschenden Höhenpunkt des Harzes oder des Thüringer- waldes, des Erzgebirges, Böhmerwaldes, Schwarzwaldes stellen und ringsum auf die Rücken und Flanken der überragten Wald-Höhen die Blicke schweifen lassen.
Auf solchem Standpunkte überkommt wohl auch dem Achtlosen das Verständniß des Waldes, das Verständniß, was ich so sehnlich als das Ergebniß meiner Waldarbeit hervorgehen sehen möchte. Und in diesem Verständniß möchte ich so gern von meinem Vaterlande, in dessen Diensten dieses Buch geschrieben ist, den überschwenglich vergeltenden Ehrensold für die auf dasselbe verwendete Mühe hinnehmen.
Auf eine solche Höhe eines deutschen Gebirgswaldes möchte ich den "internationalen Congreß der Zukunft" berufen, dessen drittmalige An- regung *) ich absichtlich für diesen Abschnitt vorbehalten habe, denn dieser sammelt uns aus der Zerstreuung der vorhergehenden Abschnitte, um den Wald als Ganzes anzuschauen, als Ganzes, was in so verschiedenen Formen sich darbietet, am herrlichsten, am erhabensten, zukunftschwanger im Gebirgswalde.
Könnte ich sie doch alle um mich versammeln, die Herren vom grünen Tische in den grünen Wald. Ich würde in Gedanken mit ihnen der Reihe nach die deutschen Waldgebirge umkreisen, um ihnen zu zeigen, wie tausend und aber tausend Quellen und Bäche unter den Rändern des grünen Mantels hervorrinnen und sich unten in der Ebene zu immer
*) "Ein internationaler Congreß der Zukunft", Gartenlaube 1859. Nr. 15., und in des Verf. naturwissenschaftlichem Volksblatte: Aus der Heimath 1859. Nr. 26. Siehe auch in letzterer Zeitschrift "Neue Gefahren für den Wald" 1859. Nr. 36. und "Der Wald und Louis Napoleon" 1860. Nr. 6.
oft ſogar einen melancholiſch eintönigen Charakter, beſonders wenn er aus reinen Fichtenbeſtänden gebildet iſt; das Melancholiſche nimmt einen impoſanten Anſtrich im Tannenwalde an, und der reine Buchenhochwald, der gut geſchloſſen ſich meiſt rein von Unterwuchs hält, iſt unſtreitig das erhabenſte zur Andacht ſtimmende Waldbild deutſchen Bodens.
Wenn wir im Walde den Grundzug des deutſchen Heimathbodens erkennen müſſen, was derjenige am tiefſten empfindet, der den Waldmangel in ſüdeuropäiſchen Ländern geſehen hat, ſo iſt in dieſem Grundzuge wiederum der Gebirgswald der hervorragende Mittelpunkt. Dies zu würdigen, muß man ſich auf einen herrſchenden Höhenpunkt des Harzes oder des Thüringer- waldes, des Erzgebirges, Böhmerwaldes, Schwarzwaldes ſtellen und ringsum auf die Rücken und Flanken der überragten Wald-Höhen die Blicke ſchweifen laſſen.
Auf ſolchem Standpunkte überkommt wohl auch dem Achtloſen das Verſtändniß des Waldes, das Verſtändniß, was ich ſo ſehnlich als das Ergebniß meiner Waldarbeit hervorgehen ſehen möchte. Und in dieſem Verſtändniß möchte ich ſo gern von meinem Vaterlande, in deſſen Dienſten dieſes Buch geſchrieben iſt, den überſchwenglich vergeltenden Ehrenſold für die auf daſſelbe verwendete Mühe hinnehmen.
Auf eine ſolche Höhe eines deutſchen Gebirgswaldes möchte ich den „internationalen Congreß der Zukunft“ berufen, deſſen drittmalige An- regung *) ich abſichtlich für dieſen Abſchnitt vorbehalten habe, denn dieſer ſammelt uns aus der Zerſtreuung der vorhergehenden Abſchnitte, um den Wald als Ganzes anzuſchauen, als Ganzes, was in ſo verſchiedenen Formen ſich darbietet, am herrlichſten, am erhabenſten, zukunftſchwanger im Gebirgswalde.
Könnte ich ſie doch alle um mich verſammeln, die Herren vom grünen Tiſche in den grünen Wald. Ich würde in Gedanken mit ihnen der Reihe nach die deutſchen Waldgebirge umkreiſen, um ihnen zu zeigen, wie tauſend und aber tauſend Quellen und Bäche unter den Rändern des grünen Mantels hervorrinnen und ſich unten in der Ebene zu immer
*) „Ein internationaler Congreß der Zukunft“, Gartenlaube 1859. Nr. 15., und in des Verf. naturwiſſenſchaftlichem Volksblatte: Aus der Heimath 1859. Nr. 26. Siehe auch in letzterer Zeitſchrift „Neue Gefahren für den Wald“ 1859. Nr. 36. und „Der Wald und Louis Napoleon“ 1860. Nr. 6.
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oft ſogar einen melancholiſch eintönigen Charakter, beſonders wenn er
aus reinen Fichtenbeſtänden gebildet iſt; das Melancholiſche nimmt einen
impoſanten Anſtrich im Tannenwalde an, und der reine Buchenhochwald,
der gut geſchloſſen ſich meiſt rein von Unterwuchs hält, iſt unſtreitig das
erhabenſte zur Andacht ſtimmende Waldbild deutſchen Bodens.
Wenn wir im Walde den Grundzug des deutſchen Heimathbodens
erkennen müſſen, was derjenige am tiefſten empfindet, der den Waldmangel
in ſüdeuropäiſchen Ländern geſehen hat, ſo iſt in dieſem Grundzuge wiederum
der Gebirgswald der hervorragende Mittelpunkt. Dies zu würdigen, muß
man ſich auf einen herrſchenden Höhenpunkt des Harzes oder des Thüringer-
waldes, des Erzgebirges, Böhmerwaldes, Schwarzwaldes ſtellen und
ringsum auf die Rücken und Flanken der überragten Wald-Höhen die
Blicke ſchweifen laſſen.
Auf ſolchem Standpunkte überkommt wohl auch dem Achtloſen das
Verſtändniß des Waldes, das Verſtändniß, was ich ſo ſehnlich als das
Ergebniß meiner Waldarbeit hervorgehen ſehen möchte. Und in dieſem
Verſtändniß möchte ich ſo gern von meinem Vaterlande, in deſſen Dienſten
dieſes Buch geſchrieben iſt, den überſchwenglich vergeltenden Ehrenſold für
die auf daſſelbe verwendete Mühe hinnehmen.
Auf eine ſolche Höhe eines deutſchen Gebirgswaldes möchte ich den
„internationalen Congreß der Zukunft“ berufen, deſſen drittmalige An-
regung *) ich abſichtlich für dieſen Abſchnitt vorbehalten habe, denn dieſer
ſammelt uns aus der Zerſtreuung der vorhergehenden Abſchnitte, um den
Wald als Ganzes anzuſchauen, als Ganzes, was in ſo verſchiedenen
Formen ſich darbietet, am herrlichſten, am erhabenſten, zukunftſchwanger
im Gebirgswalde.
Könnte ich ſie doch alle um mich verſammeln, die Herren vom grünen
Tiſche in den grünen Wald. Ich würde in Gedanken mit ihnen der
Reihe nach die deutſchen Waldgebirge umkreiſen, um ihnen zu zeigen, wie
tauſend und aber tauſend Quellen und Bäche unter den Rändern des
grünen Mantels hervorrinnen und ſich unten in der Ebene zu immer
*) „Ein internationaler Congreß der Zukunft“, Gartenlaube 1859. Nr. 15., und
in des Verf. naturwiſſenſchaftlichem Volksblatte: Aus der Heimath 1859. Nr. 26. Siehe
auch in letzterer Zeitſchrift „Neue Gefahren für den Wald“ 1859. Nr. 36. und „Der
Wald und Louis Napoleon“ 1860. Nr. 6.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/622>, abgerufen am 24.11.2024.
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