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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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holung (1. 2. 3. 4.). Auf der gegenüber liegenden Stammseite würden
wir den schmalen Hälften der Jahresringe die breiten und den breiten
die schmalen entsprechend finden. Wenn man diese sonderbare Er-
scheinung in einer veranschaulichenden Formel ausdrücken wollte, so
könnte man sagen, eine spiral um die Stammachse herum gelegte aber
ununterbrochen seitlich fortrückende Ursache nöthigt örtlich zu breiter oder
wenn man lieber will, zu schmaler Holzringbildung. Ob die Drehung
eine linke oder eine rechte und ob sie überhaupt, was wohl zu vermuthen
ist, in dieser Hinsicht regelmäßig sei, ist mir nicht bekannt.

Ehe wir zu den folgenden Kiefernarten übergehen, haben wir von
der gemeinen noch hinzuzufügen, daß ihre Abhängigkeit vom Standorte
sie zuweilen so sehr verändert, daß man sich geneigt fühlen kann, mehrere
Abarten derselben zu unterscheiden. Dieser Umstand hat es mit sich ge-
bracht, daß man darüber streitet, ob die weiter unten zu betrachtende
Knieholzkiefer nicht vielleicht auch noch zu den Standortsvarietäten
der gemeinen Kiefer gehöre, was jedoch sicher nicht der Fall ist. Namentlich
auf Hochmooren nimmt die Kiefer zuweilen eine so veränderte Beschaffen-
heit ihres Wuchses und besonders ihrer Zapfen an, daß man darin den
Charakter der Stammform kaum wieder erkennen kann.

2. Die Schwarzkiefer, Schwarzföhre*) oder östreichische Kiefer,
Pinus Laricio Poiret (P. austriaca Höss, P. nigricans Host).

Wir halten uns bei der Beschreibung dieser beinahe nur im südöst-
lichen Theile Deutschlands als Waldbaum vorkommenden Kiefer ver-
gleichend an die vorhergehende. Die Schwarzkiefer ist in allen ihren
Theilen kräftiger als die gemeine und gewinnt namentlich durch ihre
längeren, dunkleren Nadeln ein starres und düsteres Ansehen.

*) Kiefer und Föhre, auch Forle oder Forche, ist für die Pinus-Arten im
engeren Sinne gleichbedeutend. Außerdem werden in manchen Gegenden Deutschlands,
namentlich im Nordosten, die Kiefern auch Fichten genannt, so daß man ohne Hinzu-
fügung des wissenschaftlichen Namens zuweilen nicht weiß, von welcher Nadelholzart die
Rede ist. Außer unsern angeführten Namen haben die Nadel- wie die Laubhölzer eine
Menge verschiedene landesübliche, oft auf kleine Landstriche beschränkte, Namen, wie z. B.
Metzger von der Kiefer außer den genannten noch 24 weitere anführt. Wir können und
müssen uns hier auf die verbreitetsten beschränken.
Roßmäßler, der Wald. 19

holung (1. 2. 3. 4.). Auf der gegenüber liegenden Stammſeite würden
wir den ſchmalen Hälften der Jahresringe die breiten und den breiten
die ſchmalen entſprechend finden. Wenn man dieſe ſonderbare Er-
ſcheinung in einer veranſchaulichenden Formel ausdrücken wollte, ſo
könnte man ſagen, eine ſpiral um die Stammachſe herum gelegte aber
ununterbrochen ſeitlich fortrückende Urſache nöthigt örtlich zu breiter oder
wenn man lieber will, zu ſchmaler Holzringbildung. Ob die Drehung
eine linke oder eine rechte und ob ſie überhaupt, was wohl zu vermuthen
iſt, in dieſer Hinſicht regelmäßig ſei, iſt mir nicht bekannt.

Ehe wir zu den folgenden Kiefernarten übergehen, haben wir von
der gemeinen noch hinzuzufügen, daß ihre Abhängigkeit vom Standorte
ſie zuweilen ſo ſehr verändert, daß man ſich geneigt fühlen kann, mehrere
Abarten derſelben zu unterſcheiden. Dieſer Umſtand hat es mit ſich ge-
bracht, daß man darüber ſtreitet, ob die weiter unten zu betrachtende
Knieholzkiefer nicht vielleicht auch noch zu den Standortsvarietäten
der gemeinen Kiefer gehöre, was jedoch ſicher nicht der Fall iſt. Namentlich
auf Hochmooren nimmt die Kiefer zuweilen eine ſo veränderte Beſchaffen-
heit ihres Wuchſes und beſonders ihrer Zapfen an, daß man darin den
Charakter der Stammform kaum wieder erkennen kann.

2. Die Schwarzkiefer, Schwarzföhre*) oder öſtreichiſche Kiefer,
Pinus Laricio Poiret (P. austriaca Höss, P. nigricans Host).

Wir halten uns bei der Beſchreibung dieſer beinahe nur im ſüdöſt-
lichen Theile Deutſchlands als Waldbaum vorkommenden Kiefer ver-
gleichend an die vorhergehende. Die Schwarzkiefer iſt in allen ihren
Theilen kräftiger als die gemeine und gewinnt namentlich durch ihre
längeren, dunkleren Nadeln ein ſtarres und düſteres Anſehen.

*) Kiefer und Föhre, auch Forle oder Forche, iſt für die Pinus-Arten im
engeren Sinne gleichbedeutend. Außerdem werden in manchen Gegenden Deutſchlands,
namentlich im Nordoſten, die Kiefern auch Fichten genannt, ſo daß man ohne Hinzu-
fügung des wiſſenſchaftlichen Namens zuweilen nicht weiß, von welcher Nadelholzart die
Rede iſt. Außer unſern angeführten Namen haben die Nadel- wie die Laubhölzer eine
Menge verſchiedene landesübliche, oft auf kleine Landſtriche beſchränkte, Namen, wie z. B.
Metzger von der Kiefer außer den genannten noch 24 weitere anführt. Wir können und
müſſen uns hier auf die verbreitetſten beſchränken.
Roßmäßler, der Wald. 19
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[289/0315] holung (1. 2. 3. 4.). Auf der gegenüber liegenden Stammſeite würden wir den ſchmalen Hälften der Jahresringe die breiten und den breiten die ſchmalen entſprechend finden. Wenn man dieſe ſonderbare Er- ſcheinung in einer veranſchaulichenden Formel ausdrücken wollte, ſo könnte man ſagen, eine ſpiral um die Stammachſe herum gelegte aber ununterbrochen ſeitlich fortrückende Urſache nöthigt örtlich zu breiter oder wenn man lieber will, zu ſchmaler Holzringbildung. Ob die Drehung eine linke oder eine rechte und ob ſie überhaupt, was wohl zu vermuthen iſt, in dieſer Hinſicht regelmäßig ſei, iſt mir nicht bekannt. Ehe wir zu den folgenden Kiefernarten übergehen, haben wir von der gemeinen noch hinzuzufügen, daß ihre Abhängigkeit vom Standorte ſie zuweilen ſo ſehr verändert, daß man ſich geneigt fühlen kann, mehrere Abarten derſelben zu unterſcheiden. Dieſer Umſtand hat es mit ſich ge- bracht, daß man darüber ſtreitet, ob die weiter unten zu betrachtende Knieholzkiefer nicht vielleicht auch noch zu den Standortsvarietäten der gemeinen Kiefer gehöre, was jedoch ſicher nicht der Fall iſt. Namentlich auf Hochmooren nimmt die Kiefer zuweilen eine ſo veränderte Beſchaffen- heit ihres Wuchſes und beſonders ihrer Zapfen an, daß man darin den Charakter der Stammform kaum wieder erkennen kann. 2. Die Schwarzkiefer, Schwarzföhre *) oder öſtreichiſche Kiefer, Pinus Laricio Poiret (P. austriaca Höss, P. nigricans Host). Wir halten uns bei der Beſchreibung dieſer beinahe nur im ſüdöſt- lichen Theile Deutſchlands als Waldbaum vorkommenden Kiefer ver- gleichend an die vorhergehende. Die Schwarzkiefer iſt in allen ihren Theilen kräftiger als die gemeine und gewinnt namentlich durch ihre längeren, dunkleren Nadeln ein ſtarres und düſteres Anſehen. *) Kiefer und Föhre, auch Forle oder Forche, iſt für die Pinus-Arten im engeren Sinne gleichbedeutend. Außerdem werden in manchen Gegenden Deutſchlands, namentlich im Nordoſten, die Kiefern auch Fichten genannt, ſo daß man ohne Hinzu- fügung des wiſſenſchaftlichen Namens zuweilen nicht weiß, von welcher Nadelholzart die Rede iſt. Außer unſern angeführten Namen haben die Nadel- wie die Laubhölzer eine Menge verſchiedene landesübliche, oft auf kleine Landſtriche beſchränkte, Namen, wie z. B. Metzger von der Kiefer außer den genannten noch 24 weitere anführt. Wir können und müſſen uns hier auf die verbreitetſten beſchränken. Roßmäßler, der Wald. 19

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/315>, abgerufen am 23.11.2024.