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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Kiefernholz zu vielen Anwendungen nicht brauchbar ist und fast nur als
Brennholz dienen kann. Es finden sich z. B. im südlichen Baiern ganze
Bestände von solchen drehwüchsigen Kiefern, wo man auch gefunden hat,
daß der Same solcher Kiefern auch wieder Bäume mit Drehwuchs giebt.
Dieser spricht sich sogar äußerlich an der Rinde aus und findet sich auch
an den jüngsten Trieben, von denen sich ein schmaler Rindenstreif, wenn
man ihn abzieht, spiral um den Trieb herum ablöst. Die Erklärung

[Abbildung] XXXVIII.

Ein Theil des Querschnittes einer drehwüchsigen Kiefer.

dieser räthselhaften Erscheinung ist ebenso schwierig als die Heilung dreh-
wüchsiger Bestände und wenn wir unsere Figur XXXVIII. ansehen, so
finden wir diesen Drehwuchs von einem höchst eigenthümlichen Gesetz
der Jahresringbildung begleitet. Wir sehen nämlich die Jahresringe
nicht parallel-concentrisch, wie dies mehr oder weniger der Fall zu sein
pflegt, sondern in einer ungleichmäßigen Anzahl von Jahresringen ab-
wechselnd an der einen und der gegenüberliegenden Stammseite sehr
schmal oder sehr breit. Auf dem abgebildeten Stück einer Stammober-
fläche sehen wir deutlich eine Anzahl Jahresringe sehr schmal und da-
zwischen liegende Partieen sehr breit und zwar in viermaliger Wieder-

Kiefernholz zu vielen Anwendungen nicht brauchbar iſt und faſt nur als
Brennholz dienen kann. Es finden ſich z. B. im ſüdlichen Baiern ganze
Beſtände von ſolchen drehwüchſigen Kiefern, wo man auch gefunden hat,
daß der Same ſolcher Kiefern auch wieder Bäume mit Drehwuchs giebt.
Dieſer ſpricht ſich ſogar äußerlich an der Rinde aus und findet ſich auch
an den jüngſten Trieben, von denen ſich ein ſchmaler Rindenſtreif, wenn
man ihn abzieht, ſpiral um den Trieb herum ablöſt. Die Erklärung

[Abbildung] XXXVIII.

Ein Theil des Querſchnittes einer drehwüchſigen Kiefer.

dieſer räthſelhaften Erſcheinung iſt ebenſo ſchwierig als die Heilung dreh-
wüchſiger Beſtände und wenn wir unſere Figur XXXVIII. anſehen, ſo
finden wir dieſen Drehwuchs von einem höchſt eigenthümlichen Geſetz
der Jahresringbildung begleitet. Wir ſehen nämlich die Jahresringe
nicht parallel-concentriſch, wie dies mehr oder weniger der Fall zu ſein
pflegt, ſondern in einer ungleichmäßigen Anzahl von Jahresringen ab-
wechſelnd an der einen und der gegenüberliegenden Stammſeite ſehr
ſchmal oder ſehr breit. Auf dem abgebildeten Stück einer Stammober-
fläche ſehen wir deutlich eine Anzahl Jahresringe ſehr ſchmal und da-
zwiſchen liegende Partieen ſehr breit und zwar in viermaliger Wieder-

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[288/0314] Kiefernholz zu vielen Anwendungen nicht brauchbar iſt und faſt nur als Brennholz dienen kann. Es finden ſich z. B. im ſüdlichen Baiern ganze Beſtände von ſolchen drehwüchſigen Kiefern, wo man auch gefunden hat, daß der Same ſolcher Kiefern auch wieder Bäume mit Drehwuchs giebt. Dieſer ſpricht ſich ſogar äußerlich an der Rinde aus und findet ſich auch an den jüngſten Trieben, von denen ſich ein ſchmaler Rindenſtreif, wenn man ihn abzieht, ſpiral um den Trieb herum ablöſt. Die Erklärung [Abbildung XXXVIII. Ein Theil des Querſchnittes einer drehwüchſigen Kiefer.] dieſer räthſelhaften Erſcheinung iſt ebenſo ſchwierig als die Heilung dreh- wüchſiger Beſtände und wenn wir unſere Figur XXXVIII. anſehen, ſo finden wir dieſen Drehwuchs von einem höchſt eigenthümlichen Geſetz der Jahresringbildung begleitet. Wir ſehen nämlich die Jahresringe nicht parallel-concentriſch, wie dies mehr oder weniger der Fall zu ſein pflegt, ſondern in einer ungleichmäßigen Anzahl von Jahresringen ab- wechſelnd an der einen und der gegenüberliegenden Stammſeite ſehr ſchmal oder ſehr breit. Auf dem abgebildeten Stück einer Stammober- fläche ſehen wir deutlich eine Anzahl Jahresringe ſehr ſchmal und da- zwiſchen liegende Partieen ſehr breit und zwar in viermaliger Wieder-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/314>, abgerufen am 14.06.2024.