einem dünnen Legstachel zum Ablegen der Eier versehen. Die Zahl ihrer Arten ist eine sehr große, indem man in Deutschland bereits gegen 5000 aufgefunden hat, eine Abtheilung der Insektenklasse, welche für uns die allergrößte Bedeutung hat, wenn ihre Auffassung als Insektenvertilger und als Bundesgenossen des Försters in der Ausübung des Forstschutzes auch nur einigermaaßen richtig ist; ja wenn letzteres der Fall ist, so müßte die Kiefer, vielleicht unser verbreitetster Waldbaum, ohne sie vom deutschen Boden längst verschwunden sein.
Was nun die wichtigsten Kiefernfeinde aus der Insektenwelt betrifft so sind diese wesentlich folgende:
1) der Kiefernspinner, Bombyx Pini;
2) die Nonne, Bombyx monacha;
3) die Kieferneule, Noctua piniperda;
4) der Kiefernspanner, Geometra piniaria;
5) der große Kiefernrüsselkäfer, Curculio Pini;
6) der kleine Kiefernrüsselkäfer, Curculio notatus;
7) die kleine Kiefernblattwespe, Tenthredo Pini;
8) die große Kiefernblattwespe, Lyda pratensis;
9) der Maikäfer, Melolontha vulgaris;
10) der Kiefernmarkkäfer, Hylesinus piniperda;
11) die Maulwurfsgrille oder Werle, Acheta gryllotalpa.
Da die meisten von diesen Kiefernfeinden eine starke Vermehrungs- fähigkeit haben und überall in Deutschland verbreitet sind, so möchte man befürchten, daß es unmöglich sei, Kiefernwaldungen zu erhalten und, da einige von jenen Insekten auch den jungen Kiefernpflanzen nachstellen, Kiefernkulturen aufzubringen. Allein wenn auch der Fälle genug vor- liegen, daß ganze Kiefernwaldungen von einer Art dieser Feinde getödtet worden sind, so sind diese Fälle doch immer die Ausnahmen, die wenig- stens zum Theil durch die wachsame Umsicht des Forstmannes verhütet und durch energisches Einschreiten beschränkt werden können. Dazu kommt noch, daß diese Waldverderber, wie sie Ratzeburg sehr bezeichnend nennt, außer den Schlupfwespen auch noch viele andere Feinde haben, die ihnen ohne Unterlaß nachstellen und ihre Vermehrung im Zaume halten. Außer vielen Vögeln thun dies namentlich auch noch einige andere Insekten- arten. Außerdem thun den schädlichen Insekten in ihrer Verbreitung
Roßmäßler, der Wald. 18
einem dünnen Legſtachel zum Ablegen der Eier verſehen. Die Zahl ihrer Arten iſt eine ſehr große, indem man in Deutſchland bereits gegen 5000 aufgefunden hat, eine Abtheilung der Inſektenklaſſe, welche für uns die allergrößte Bedeutung hat, wenn ihre Auffaſſung als Inſektenvertilger und als Bundesgenoſſen des Förſters in der Ausübung des Forſtſchutzes auch nur einigermaaßen richtig iſt; ja wenn letzteres der Fall iſt, ſo müßte die Kiefer, vielleicht unſer verbreitetſter Waldbaum, ohne ſie vom deutſchen Boden längſt verſchwunden ſein.
Was nun die wichtigſten Kiefernfeinde aus der Inſektenwelt betrifft ſo ſind dieſe weſentlich folgende:
1) der Kiefernſpinner, Bombyx Pini;
2) die Nonne, Bombyx monacha;
3) die Kieferneule, Noctua piniperda;
4) der Kiefernſpanner, Geometra piniaria;
5) der große Kiefernrüſſelkäfer, Curculio Pini;
6) der kleine Kiefernrüſſelkäfer, Curculio notatus;
7) die kleine Kiefernblattwespe, Tenthredo Pini;
8) die große Kiefernblattwespe, Lyda pratensis;
9) der Maikäfer, Melolontha vulgaris;
10) der Kiefernmarkkäfer, Hylesinus piniperda;
11) die Maulwurfsgrille oder Werle, Acheta gryllotalpa.
Da die meiſten von dieſen Kiefernfeinden eine ſtarke Vermehrungs- fähigkeit haben und überall in Deutſchland verbreitet ſind, ſo möchte man befürchten, daß es unmöglich ſei, Kiefernwaldungen zu erhalten und, da einige von jenen Inſekten auch den jungen Kiefernpflanzen nachſtellen, Kiefernkulturen aufzubringen. Allein wenn auch der Fälle genug vor- liegen, daß ganze Kiefernwaldungen von einer Art dieſer Feinde getödtet worden ſind, ſo ſind dieſe Fälle doch immer die Ausnahmen, die wenig- ſtens zum Theil durch die wachſame Umſicht des Forſtmannes verhütet und durch energiſches Einſchreiten beſchränkt werden können. Dazu kommt noch, daß dieſe Waldverderber, wie ſie Ratzeburg ſehr bezeichnend nennt, außer den Schlupfwespen auch noch viele andere Feinde haben, die ihnen ohne Unterlaß nachſtellen und ihre Vermehrung im Zaume halten. Außer vielen Vögeln thun dies namentlich auch noch einige andere Inſekten- arten. Außerdem thun den ſchädlichen Inſekten in ihrer Verbreitung
Roßmäßler, der Wald. 18
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einem dünnen Legſtachel zum Ablegen der Eier verſehen. Die Zahl
ihrer Arten iſt eine ſehr große, indem man in Deutſchland bereits gegen
5000 aufgefunden hat, eine Abtheilung der Inſektenklaſſe, welche für uns
die allergrößte Bedeutung hat, wenn ihre Auffaſſung als Inſektenvertilger
und als Bundesgenoſſen des Förſters in der Ausübung des Forſtſchutzes
auch nur einigermaaßen richtig iſt; ja wenn letzteres der Fall iſt, ſo
müßte die Kiefer, vielleicht unſer verbreitetſter Waldbaum, ohne ſie vom
deutſchen Boden längſt verſchwunden ſein.
Was nun die wichtigſten Kiefernfeinde aus der Inſektenwelt betrifft
ſo ſind dieſe weſentlich folgende:
1) der Kiefernſpinner, Bombyx Pini;
2) die Nonne, Bombyx monacha;
3) die Kieferneule, Noctua piniperda;
4) der Kiefernſpanner, Geometra piniaria;
5) der große Kiefernrüſſelkäfer, Curculio Pini;
6) der kleine Kiefernrüſſelkäfer, Curculio notatus;
7) die kleine Kiefernblattwespe, Tenthredo Pini;
8) die große Kiefernblattwespe, Lyda pratensis;
9) der Maikäfer, Melolontha vulgaris;
10) der Kiefernmarkkäfer, Hylesinus piniperda;
11) die Maulwurfsgrille oder Werle, Acheta gryllotalpa.
Da die meiſten von dieſen Kiefernfeinden eine ſtarke Vermehrungs-
fähigkeit haben und überall in Deutſchland verbreitet ſind, ſo möchte
man befürchten, daß es unmöglich ſei, Kiefernwaldungen zu erhalten und,
da einige von jenen Inſekten auch den jungen Kiefernpflanzen nachſtellen,
Kiefernkulturen aufzubringen. Allein wenn auch der Fälle genug vor-
liegen, daß ganze Kiefernwaldungen von einer Art dieſer Feinde getödtet
worden ſind, ſo ſind dieſe Fälle doch immer die Ausnahmen, die wenig-
ſtens zum Theil durch die wachſame Umſicht des Forſtmannes verhütet
und durch energiſches Einſchreiten beſchränkt werden können. Dazu kommt
noch, daß dieſe Waldverderber, wie ſie Ratzeburg ſehr bezeichnend nennt,
außer den Schlupfwespen auch noch viele andere Feinde haben, die ihnen
ohne Unterlaß nachſtellen und ihre Vermehrung im Zaume halten. Außer
vielen Vögeln thun dies namentlich auch noch einige andere Inſekten-
arten. Außerdem thun den ſchädlichen Inſekten in ihrer Verbreitung
Roßmäßler, der Wald. 18
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/299>, abgerufen am 22.12.2024.
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