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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Zwischen ihnen sehen wir nach innen die Partien der Grünschicht immer
schmäler werden und allmälig in Rindenmarkstrahlen übergehen, welche
immer genau auf die Holzmarkstrahlen stoßen, was auch unsere Figur
zeigt, denn wir sehen daran, daß unten noch etwas vom anliegenden
Splint-Holze mit gezeichnet ist. Die Bastzellenbündel verlaufen aber
nicht getrennt neben einander den ganzen Stamm oder Ast entlang -- in
welchem Falle die Flammenfiguren in allen Höhen eines solchen einander
gleich sein würden -- sondern sie verschmelzen seitlich unter einander, um
bald wieder sich zu trennen und dann wieder in anderen Stücken zu ver-
schmelzen. Da nun jedes Jahr, von einer dünnen großzelligen Schicht
getrennt, neue Bastschichten um den ganzen Ast herum sich bilden und
die Bündel jeder einzelnen Schicht sich vielfältig maschenartig verbinden,
so kann man eben die Bastlagen, nachdem man die abgeschälte Rinde eine
Zeit lang im Wasser der Fäulniß ausgesetzt hatte, von einander trennen.
Durch die beginnende Fäulniß, welcher die sehr dickwandigen Bastzellen
sehr lange widerstehen, werden die zarten Zellen der Rindenmarkstrahlen
und der die Bastlagen trennenden Grünschicht aufgelöst. So entstehen im
Lindenbast der Cigarrenbündel die schmalen länglichen Maschen, in denen
wir nun leicht die Stellen der herausgefaulten Markstrahlenzellen erkennen.
Dabei versteht es sich nun auch von selbst, daß diese Maschen desto größer
also die Bastlagen desto großmaschiger sein müssen, je weiter sie nach
außen liegen und umgekehrt. Ebenso versteht es sich von selbst, daß die
vielleicht dreißig und mehr übereinander liegenden Bastlagen in dem Ver-
laufe der Bastzellenbündel und in der Vertheilung der Maschen überein-
stimmen müssen, nur daß die Maschen in den äußeren Lagen immer
größer werden müssen.

In gleicher Vergrößerung -- etwa 20 mal im Durchmesser -- sehen
wir nun in Fig. XV. b. die Lindenrinde im Längsschnitt. Der Schnitt
ist etwa in der Mitte der Dicke der Rinde geführt, wo die geschlängelten
Bastbündel b schon bedeutende Partien der Grünschicht g zwischen sich
hindurchlassen.

Die Krümmungen der jüngsten Bastbündel schließen sich immer genau
den Krümmungen der jüngsten Holzzellenbündel an und müssen es auch,
denn für beide werden diese Krümmungen von den sich in gerader Rich-
tung hindurchdrängenden Markstrahlen vorgeschrieben; und da nun an das

Zwiſchen ihnen ſehen wir nach innen die Partien der Grünſchicht immer
ſchmäler werden und allmälig in Rindenmarkſtrahlen übergehen, welche
immer genau auf die Holzmarkſtrahlen ſtoßen, was auch unſere Figur
zeigt, denn wir ſehen daran, daß unten noch etwas vom anliegenden
Splint-Holze mit gezeichnet iſt. Die Baſtzellenbündel verlaufen aber
nicht getrennt neben einander den ganzen Stamm oder Aſt entlang — in
welchem Falle die Flammenfiguren in allen Höhen eines ſolchen einander
gleich ſein würden — ſondern ſie verſchmelzen ſeitlich unter einander, um
bald wieder ſich zu trennen und dann wieder in anderen Stücken zu ver-
ſchmelzen. Da nun jedes Jahr, von einer dünnen großzelligen Schicht
getrennt, neue Baſtſchichten um den ganzen Aſt herum ſich bilden und
die Bündel jeder einzelnen Schicht ſich vielfältig maſchenartig verbinden,
ſo kann man eben die Baſtlagen, nachdem man die abgeſchälte Rinde eine
Zeit lang im Waſſer der Fäulniß ausgeſetzt hatte, von einander trennen.
Durch die beginnende Fäulniß, welcher die ſehr dickwandigen Baſtzellen
ſehr lange widerſtehen, werden die zarten Zellen der Rindenmarkſtrahlen
und der die Baſtlagen trennenden Grünſchicht aufgelöſt. So entſtehen im
Lindenbaſt der Cigarrenbündel die ſchmalen länglichen Maſchen, in denen
wir nun leicht die Stellen der herausgefaulten Markſtrahlenzellen erkennen.
Dabei verſteht es ſich nun auch von ſelbſt, daß dieſe Maſchen deſto größer
alſo die Baſtlagen deſto großmaſchiger ſein müſſen, je weiter ſie nach
außen liegen und umgekehrt. Ebenſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß die
vielleicht dreißig und mehr übereinander liegenden Baſtlagen in dem Ver-
laufe der Baſtzellenbündel und in der Vertheilung der Maſchen überein-
ſtimmen müſſen, nur daß die Maſchen in den äußeren Lagen immer
größer werden müſſen.

In gleicher Vergrößerung — etwa 20 mal im Durchmeſſer — ſehen
wir nun in Fig. XV. b. die Lindenrinde im Längsſchnitt. Der Schnitt
iſt etwa in der Mitte der Dicke der Rinde geführt, wo die geſchlängelten
Baſtbündel b ſchon bedeutende Partien der Grünſchicht g zwiſchen ſich
hindurchlaſſen.

Die Krümmungen der jüngſten Baſtbündel ſchließen ſich immer genau
den Krümmungen der jüngſten Holzzellenbündel an und müſſen es auch,
denn für beide werden dieſe Krümmungen von den ſich in gerader Rich-
tung hindurchdrängenden Markſtrahlen vorgeſchrieben; und da nun an das

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[112/0136] Zwiſchen ihnen ſehen wir nach innen die Partien der Grünſchicht immer ſchmäler werden und allmälig in Rindenmarkſtrahlen übergehen, welche immer genau auf die Holzmarkſtrahlen ſtoßen, was auch unſere Figur zeigt, denn wir ſehen daran, daß unten noch etwas vom anliegenden Splint-Holze mit gezeichnet iſt. Die Baſtzellenbündel verlaufen aber nicht getrennt neben einander den ganzen Stamm oder Aſt entlang — in welchem Falle die Flammenfiguren in allen Höhen eines ſolchen einander gleich ſein würden — ſondern ſie verſchmelzen ſeitlich unter einander, um bald wieder ſich zu trennen und dann wieder in anderen Stücken zu ver- ſchmelzen. Da nun jedes Jahr, von einer dünnen großzelligen Schicht getrennt, neue Baſtſchichten um den ganzen Aſt herum ſich bilden und die Bündel jeder einzelnen Schicht ſich vielfältig maſchenartig verbinden, ſo kann man eben die Baſtlagen, nachdem man die abgeſchälte Rinde eine Zeit lang im Waſſer der Fäulniß ausgeſetzt hatte, von einander trennen. Durch die beginnende Fäulniß, welcher die ſehr dickwandigen Baſtzellen ſehr lange widerſtehen, werden die zarten Zellen der Rindenmarkſtrahlen und der die Baſtlagen trennenden Grünſchicht aufgelöſt. So entſtehen im Lindenbaſt der Cigarrenbündel die ſchmalen länglichen Maſchen, in denen wir nun leicht die Stellen der herausgefaulten Markſtrahlenzellen erkennen. Dabei verſteht es ſich nun auch von ſelbſt, daß dieſe Maſchen deſto größer alſo die Baſtlagen deſto großmaſchiger ſein müſſen, je weiter ſie nach außen liegen und umgekehrt. Ebenſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß die vielleicht dreißig und mehr übereinander liegenden Baſtlagen in dem Ver- laufe der Baſtzellenbündel und in der Vertheilung der Maſchen überein- ſtimmen müſſen, nur daß die Maſchen in den äußeren Lagen immer größer werden müſſen. In gleicher Vergrößerung — etwa 20 mal im Durchmeſſer — ſehen wir nun in Fig. XV. b. die Lindenrinde im Längsſchnitt. Der Schnitt iſt etwa in der Mitte der Dicke der Rinde geführt, wo die geſchlängelten Baſtbündel b ſchon bedeutende Partien der Grünſchicht g zwiſchen ſich hindurchlaſſen. Die Krümmungen der jüngſten Baſtbündel ſchließen ſich immer genau den Krümmungen der jüngſten Holzzellenbündel an und müſſen es auch, denn für beide werden dieſe Krümmungen von den ſich in gerader Rich- tung hindurchdrängenden Markſtrahlen vorgeſchrieben; und da nun an das

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/136>, abgerufen am 22.12.2024.