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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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man von einem bestimmt zu unterscheidenden Herbstholze der Laubhölzer
nur bei wenigen Arten sprechen. Am bestimmtesten bei denjenigen, welche
große Gefäße haben, die sich eben nur im Frühjahrsholze finden. Bei
solchen Holzarten, wie bei der Eiche (XIII. b. H), kann man jedoch noch
nicht Alles Herbstholz nennen, was eben nur kleine Gefäße hat, weil
schon sehr früh die Schicht mit großen Gefäßen beendet wird und die
mit den blos kleinen sofort danach begonnen wird. Bei vielen Holzarten
ist aber dieser Jahreszeitunterschied kaum oder selbst gar nicht vorhanden.
Bei der Buche ist nur die äußerste Herbstgrenze als ein schmaler, etwas
dunkler gefärbter Ring zu unterscheiden, in welchem die Gefäße fast ganz
fehlen.

Bei mehreren Holzarten finden sich höchst unregelmäßig vertheilt in
den Jahresringen kleine quergezogene kurzzellige Fleckchen, welche sich im
Längsverlauf des Jahresringes als meist bräunlich gefärbte Streifen ver-
folgen lassen. Sie bestehen aus unverkennbarem Markzellgewebe und
zwar dem der Kreisschicht des Markes entsprechend, aus welchem die
Markstrahlen entspringen. Deshalb und weil auch aus diesen Fleckchen
auf dem Querschnitt meist neue starke Markstrahlen entspringen, nannte
ich sie (a. a. O. S. 33) Markwiederholungen. Nördlinger*)
nennt sie Markfleckchen. Sie kommen besonders bei der Birke, dem
Vogelbeerbaum, der Erle und einigen anderen vor.

Alle diese Kennzeichen des Holzes, so weit sie in dem anatomischen
Bau desselben liegen, sind jedoch im Astholze, wenn der Ast weniger als
3 Zoll Durchmesser hatte, nicht immer deutlich ausgeprägt.

Auch das Wurzelholz ist von dem Stammholze oft, ja meist sehr
bedeutend abweichend. Zunächst fehlt der Wurzel das eigentliche, bestimmt
umgrenzte Mark, so daß die Markstrahlen zwar von einem gemeinsamen
Mittelpunkte ausgehen, aber dieser Mittelpunkt besteht nur aus einer

*) Nördlinger sagt in seinem neuesten Werke "Die technischen Eigenschaften der
Hölzer, für Forst- und Baubeamte, Technologen und Gewerbtreibende. Stuttgart,
J. G. Cotta'scher Verlag, 1860," S. 41 hierüber Folgendes: "Die Markfleckchen fehlen
im Wurzelholz und müssen hier fehlen, weil sie, wie Roßmäßler sie sehr bezeichnend
nennt, gleichsam Wiederholungen der Markröhre sind, eine solche aber im Wurzelholze
nicht vorhanden ist." Warum hat er also den so bezeichnenden Namen nicht beibehalten?
Es schien dies um so gerathener, als diese Markwiederholungen nur auf dem Quer-
schnitt
den Namen "Fleckchen" rechtfertigen.

man von einem beſtimmt zu unterſcheidenden Herbſtholze der Laubhölzer
nur bei wenigen Arten ſprechen. Am beſtimmteſten bei denjenigen, welche
große Gefäße haben, die ſich eben nur im Frühjahrsholze finden. Bei
ſolchen Holzarten, wie bei der Eiche (XIII. b. H), kann man jedoch noch
nicht Alles Herbſtholz nennen, was eben nur kleine Gefäße hat, weil
ſchon ſehr früh die Schicht mit großen Gefäßen beendet wird und die
mit den blos kleinen ſofort danach begonnen wird. Bei vielen Holzarten
iſt aber dieſer Jahreszeitunterſchied kaum oder ſelbſt gar nicht vorhanden.
Bei der Buche iſt nur die äußerſte Herbſtgrenze als ein ſchmaler, etwas
dunkler gefärbter Ring zu unterſcheiden, in welchem die Gefäße faſt ganz
fehlen.

Bei mehreren Holzarten finden ſich höchſt unregelmäßig vertheilt in
den Jahresringen kleine quergezogene kurzzellige Fleckchen, welche ſich im
Längsverlauf des Jahresringes als meiſt bräunlich gefärbte Streifen ver-
folgen laſſen. Sie beſtehen aus unverkennbarem Markzellgewebe und
zwar dem der Kreisſchicht des Markes entſprechend, aus welchem die
Markſtrahlen entſpringen. Deshalb und weil auch aus dieſen Fleckchen
auf dem Querſchnitt meiſt neue ſtarke Markſtrahlen entſpringen, nannte
ich ſie (a. a. O. S. 33) Markwiederholungen. Nördlinger*)
nennt ſie Markfleckchen. Sie kommen beſonders bei der Birke, dem
Vogelbeerbaum, der Erle und einigen anderen vor.

Alle dieſe Kennzeichen des Holzes, ſo weit ſie in dem anatomiſchen
Bau deſſelben liegen, ſind jedoch im Aſtholze, wenn der Aſt weniger als
3 Zoll Durchmeſſer hatte, nicht immer deutlich ausgeprägt.

Auch das Wurzelholz iſt von dem Stammholze oft, ja meiſt ſehr
bedeutend abweichend. Zunächſt fehlt der Wurzel das eigentliche, beſtimmt
umgrenzte Mark, ſo daß die Markſtrahlen zwar von einem gemeinſamen
Mittelpunkte ausgehen, aber dieſer Mittelpunkt beſteht nur aus einer

*) Nördlinger ſagt in ſeinem neueſten Werke „Die techniſchen Eigenſchaften der
Hölzer, für Forſt- und Baubeamte, Technologen und Gewerbtreibende. Stuttgart,
J. G. Cotta’ſcher Verlag, 1860,“ S. 41 hierüber Folgendes: „Die Markfleckchen fehlen
im Wurzelholz und müſſen hier fehlen, weil ſie, wie Roßmäßler ſie ſehr bezeichnend
nennt, gleichſam Wiederholungen der Markröhre ſind, eine ſolche aber im Wurzelholze
nicht vorhanden iſt.“ Warum hat er alſo den ſo bezeichnenden Namen nicht beibehalten?
Es ſchien dies um ſo gerathener, als dieſe Markwiederholungen nur auf dem Quer-
ſchnitt
den Namen „Fleckchen“ rechtfertigen.
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[107/0131] man von einem beſtimmt zu unterſcheidenden Herbſtholze der Laubhölzer nur bei wenigen Arten ſprechen. Am beſtimmteſten bei denjenigen, welche große Gefäße haben, die ſich eben nur im Frühjahrsholze finden. Bei ſolchen Holzarten, wie bei der Eiche (XIII. b. H), kann man jedoch noch nicht Alles Herbſtholz nennen, was eben nur kleine Gefäße hat, weil ſchon ſehr früh die Schicht mit großen Gefäßen beendet wird und die mit den blos kleinen ſofort danach begonnen wird. Bei vielen Holzarten iſt aber dieſer Jahreszeitunterſchied kaum oder ſelbſt gar nicht vorhanden. Bei der Buche iſt nur die äußerſte Herbſtgrenze als ein ſchmaler, etwas dunkler gefärbter Ring zu unterſcheiden, in welchem die Gefäße faſt ganz fehlen. Bei mehreren Holzarten finden ſich höchſt unregelmäßig vertheilt in den Jahresringen kleine quergezogene kurzzellige Fleckchen, welche ſich im Längsverlauf des Jahresringes als meiſt bräunlich gefärbte Streifen ver- folgen laſſen. Sie beſtehen aus unverkennbarem Markzellgewebe und zwar dem der Kreisſchicht des Markes entſprechend, aus welchem die Markſtrahlen entſpringen. Deshalb und weil auch aus dieſen Fleckchen auf dem Querſchnitt meiſt neue ſtarke Markſtrahlen entſpringen, nannte ich ſie (a. a. O. S. 33) Markwiederholungen. Nördlinger *) nennt ſie Markfleckchen. Sie kommen beſonders bei der Birke, dem Vogelbeerbaum, der Erle und einigen anderen vor. Alle dieſe Kennzeichen des Holzes, ſo weit ſie in dem anatomiſchen Bau deſſelben liegen, ſind jedoch im Aſtholze, wenn der Aſt weniger als 3 Zoll Durchmeſſer hatte, nicht immer deutlich ausgeprägt. Auch das Wurzelholz iſt von dem Stammholze oft, ja meiſt ſehr bedeutend abweichend. Zunächſt fehlt der Wurzel das eigentliche, beſtimmt umgrenzte Mark, ſo daß die Markſtrahlen zwar von einem gemeinſamen Mittelpunkte ausgehen, aber dieſer Mittelpunkt beſteht nur aus einer *) Nördlinger ſagt in ſeinem neueſten Werke „Die techniſchen Eigenſchaften der Hölzer, für Forſt- und Baubeamte, Technologen und Gewerbtreibende. Stuttgart, J. G. Cotta’ſcher Verlag, 1860,“ S. 41 hierüber Folgendes: „Die Markfleckchen fehlen im Wurzelholz und müſſen hier fehlen, weil ſie, wie Roßmäßler ſie ſehr bezeichnend nennt, gleichſam Wiederholungen der Markröhre ſind, eine ſolche aber im Wurzelholze nicht vorhanden iſt.“ Warum hat er alſo den ſo bezeichnenden Namen nicht beibehalten? Es ſchien dies um ſo gerathener, als dieſe Markwiederholungen nur auf dem Quer- ſchnitt den Namen „Fleckchen“ rechtfertigen.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/131>, abgerufen am 17.05.2024.