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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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das kleinste Stückchen Nadelholz als solches von jedem beliebigen Laub-
holze, deren keinem die Gefäße fehlen, zu unterscheiden.

Vergleichen wir nun das Eichenholz mit andern Laubhölzern und
diese unter sich, so zeigen sich zwar bei mehreren sehr erhebliche und be-
ständige Unterschiede, aber es ist dennoch auch nicht selten ziemlich schwierig
und erfordert eine lange Uebung, um jedes unserer Laubhölzer zu erkennen,
namentlich wenn es sich um die vielen Weidenarten und um die Pappel-
arten handelt. Wir werden auf hervorstechende Holzkennzeichen später
bei den verschiedenen Baumarten zurückkommen.

Im Allgemeinen beruhen diese unterscheidenden Kennzeichen auf
folgenden:

1) Größe der Gefäße, d. h. die Größe der Löcher, welche ihre
Querschnitte auf dem Holze bilden. Danach unterscheidet Nördlinger sechs
Stufen: 1. grob (Eiche), 2. schwach grob, gröblich (Ulme), 3. schwach
gröblich, mittler (Esche), 4. schwach mittler, ziemlich fein (Ahorn),
5. schwach ziemlich fein, fein (Buche), 6. schwach fein und sehr fein
(Buchsbaum). Dies sind aber offenbar zu viele und daher kaum fest-
zuhaltende Stufen. Man kann mit groß, mittel und klein auskommen.
Groß nenne ich diejenigen Gefäßporen, welche auf einem recht glatt ge-
schnittenen Querschnitte mit unbewaffnetem Auge leicht zu erkennen sind
(Eiche, Esche, Ulme, Zürgelbaum, Celtis, und die Ausländerin Akazie);
mittel, wenn dies bei scharfem Auge nur mit Mühe geschehen kann (Buche
und viele andere); klein, wenn dies nicht geschehen kann (Paffenhütchen,
Buchsbaum und andere). Im Jahre 1847 *) glaubte ich sogar mich auf
groß und klein beschränken zu sollen. Auf den Nördlinger'schen Quer-
schnitten, wenn man sie namentlich gegen das Licht oder gegen eine schwarze
Unterlage hält, kann man weiter sehen als an einem glattgeschnittenen
Stück Holz.

2) Gleichmäßigkeit oder Ungleichmäßigkeit der Gefäße eines
Holzes. Kein Holz hat blos große Gefäße, wie wir schon bei der Eiche

*) E. A. Roßmäßler, Versuch einer anatomischen Charakteristik des Holzkörpers
der wichtigeren deutschen Bäume und Sträucher. Eine Ergänzung zu Reum's Forst-
botanik und andern forstbotanischen Werken. Dresden und Leipzig, in der Arnoldischen
Buchhandlung. 1847.

das kleinſte Stückchen Nadelholz als ſolches von jedem beliebigen Laub-
holze, deren keinem die Gefäße fehlen, zu unterſcheiden.

Vergleichen wir nun das Eichenholz mit andern Laubhölzern und
dieſe unter ſich, ſo zeigen ſich zwar bei mehreren ſehr erhebliche und be-
ſtändige Unterſchiede, aber es iſt dennoch auch nicht ſelten ziemlich ſchwierig
und erfordert eine lange Uebung, um jedes unſerer Laubhölzer zu erkennen,
namentlich wenn es ſich um die vielen Weidenarten und um die Pappel-
arten handelt. Wir werden auf hervorſtechende Holzkennzeichen ſpäter
bei den verſchiedenen Baumarten zurückkommen.

Im Allgemeinen beruhen dieſe unterſcheidenden Kennzeichen auf
folgenden:

1) Größe der Gefäße, d. h. die Größe der Löcher, welche ihre
Querſchnitte auf dem Holze bilden. Danach unterſcheidet Nördlinger ſechs
Stufen: 1. grob (Eiche), 2. ſchwach grob, gröblich (Ulme), 3. ſchwach
gröblich, mittler (Eſche), 4. ſchwach mittler, ziemlich fein (Ahorn),
5. ſchwach ziemlich fein, fein (Buche), 6. ſchwach fein und ſehr fein
(Buchsbaum). Dies ſind aber offenbar zu viele und daher kaum feſt-
zuhaltende Stufen. Man kann mit groß, mittel und klein auskommen.
Groß nenne ich diejenigen Gefäßporen, welche auf einem recht glatt ge-
ſchnittenen Querſchnitte mit unbewaffnetem Auge leicht zu erkennen ſind
(Eiche, Eſche, Ulme, Zürgelbaum, Celtis, und die Ausländerin Akazie);
mittel, wenn dies bei ſcharfem Auge nur mit Mühe geſchehen kann (Buche
und viele andere); klein, wenn dies nicht geſchehen kann (Paffenhütchen,
Buchsbaum und andere). Im Jahre 1847 *) glaubte ich ſogar mich auf
groß und klein beſchränken zu ſollen. Auf den Nördlinger’ſchen Quer-
ſchnitten, wenn man ſie namentlich gegen das Licht oder gegen eine ſchwarze
Unterlage hält, kann man weiter ſehen als an einem glattgeſchnittenen
Stück Holz.

2) Gleichmäßigkeit oder Ungleichmäßigkeit der Gefäße eines
Holzes. Kein Holz hat blos große Gefäße, wie wir ſchon bei der Eiche

*) E. A. Roßmäßler, Verſuch einer anatomiſchen Charakteriſtik des Holzkörpers
der wichtigeren deutſchen Bäume und Sträucher. Eine Ergänzung zu Reum’s Forſt-
botanik und andern forſtbotaniſchen Werken. Dresden und Leipzig, in der Arnoldiſchen
Buchhandlung. 1847.
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[104/0128] das kleinſte Stückchen Nadelholz als ſolches von jedem beliebigen Laub- holze, deren keinem die Gefäße fehlen, zu unterſcheiden. Vergleichen wir nun das Eichenholz mit andern Laubhölzern und dieſe unter ſich, ſo zeigen ſich zwar bei mehreren ſehr erhebliche und be- ſtändige Unterſchiede, aber es iſt dennoch auch nicht ſelten ziemlich ſchwierig und erfordert eine lange Uebung, um jedes unſerer Laubhölzer zu erkennen, namentlich wenn es ſich um die vielen Weidenarten und um die Pappel- arten handelt. Wir werden auf hervorſtechende Holzkennzeichen ſpäter bei den verſchiedenen Baumarten zurückkommen. Im Allgemeinen beruhen dieſe unterſcheidenden Kennzeichen auf folgenden: 1) Größe der Gefäße, d. h. die Größe der Löcher, welche ihre Querſchnitte auf dem Holze bilden. Danach unterſcheidet Nördlinger ſechs Stufen: 1. grob (Eiche), 2. ſchwach grob, gröblich (Ulme), 3. ſchwach gröblich, mittler (Eſche), 4. ſchwach mittler, ziemlich fein (Ahorn), 5. ſchwach ziemlich fein, fein (Buche), 6. ſchwach fein und ſehr fein (Buchsbaum). Dies ſind aber offenbar zu viele und daher kaum feſt- zuhaltende Stufen. Man kann mit groß, mittel und klein auskommen. Groß nenne ich diejenigen Gefäßporen, welche auf einem recht glatt ge- ſchnittenen Querſchnitte mit unbewaffnetem Auge leicht zu erkennen ſind (Eiche, Eſche, Ulme, Zürgelbaum, Celtis, und die Ausländerin Akazie); mittel, wenn dies bei ſcharfem Auge nur mit Mühe geſchehen kann (Buche und viele andere); klein, wenn dies nicht geſchehen kann (Paffenhütchen, Buchsbaum und andere). Im Jahre 1847 *) glaubte ich ſogar mich auf groß und klein beſchränken zu ſollen. Auf den Nördlinger’ſchen Quer- ſchnitten, wenn man ſie namentlich gegen das Licht oder gegen eine ſchwarze Unterlage hält, kann man weiter ſehen als an einem glattgeſchnittenen Stück Holz. 2) Gleichmäßigkeit oder Ungleichmäßigkeit der Gefäße eines Holzes. Kein Holz hat blos große Gefäße, wie wir ſchon bei der Eiche *) E. A. Roßmäßler, Verſuch einer anatomiſchen Charakteriſtik des Holzkörpers der wichtigeren deutſchen Bäume und Sträucher. Eine Ergänzung zu Reum’s Forſt- botanik und andern forſtbotaniſchen Werken. Dresden und Leipzig, in der Arnoldiſchen Buchhandlung. 1847.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/128>, abgerufen am 17.05.2024.