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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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diese Vergrößerung zu gering. Die Figuren stellen wiederum wie bei
Fig. VIII. (S. 87) das mohnblattdünne Querschnittchen auf einer schwarzen
Unterlage dar.

Am Kiefernholze (a) sehen wir die Zellen ziemlich regelmäßig
in einander durchschneidenden Längs- und Querreihen angeordnet und ein
sehr gleichmäßiges Gewebe bildend, und von zahlreichen sehr dünnen
Markstrahlen durchsetzt. Die regellos darin zerstreuten etwas größeren
runden Löcher sind keine Gefäße, wie wir sie eben kennen gelernt haben,
sondern haarfeine Harzgänge. Auf dem Holze erscheinen sie dem un-
bewaffneten Auge wie feine weißliche Nadelstiche.

Wie ganz anders sieht daneben das Eichenholz (b) aus. Wie am
Kiefernholze haben wir ein kleines schmales Stückchen des Umfanges eines
ganzen, in seiner Breite ganzen, Jahresringes vor uns und unten
bezeichnet J die Jahresgrenze gegen den vorjährigen Jahresring, von
dem unten noch ein Streifchen mit gezeichnet ist. Die obere Grenze
der Figuren ist zugleich die äußere Grenze des Jahresringes. Wenn wir
von der Jahresgrenze aufwärts das Gewebe des Eichenholzes, wie es sich
innerhalb eines Jahresringes darstellt, verfolgen, so begegnen wir zunächst
einer Schicht sehr großer, oder vielmehr sehr weiter Gefäße -- die "Poren",
welche im Eichenholze am größten sind -- zwischen denen nur für wenige
Holzzellen Raum übrig geblieben ist. Nach oben hin -- dies "nach oben"
an unserer Figur ist eigentlich am stehenden Baume "nach außen" --
werden die Gefäße allmälig kleiner (enger), bis sie endlich an der oberen
(äußeren) Grenze des Jahresringes sehr eng sind und sich dabei in
geschlängelte Gruppen weitläufig angeordnet haben. Zwischen diesem aus
Holzzellen und verhältnißmäßig nur wenigen Gefäßen zusammengesetzten Holze
streicht ein sehr dicker und viele andere immer weniger dicke Markstrahlen
hindurch, von denen die dünneren sich in ihrem Verlauf nach dem Um-
fang der großen Gefäße krümmen. Der große Markstrahl endet an der
oberen Grenze in einen Ausschnitt, in den seine keilförmige Fortsetzung
im folgenden Jahre eingreift, wie es unten die vorjährige thut.

Im anatomischen Bau ist dem Kiefernholze, wenigstens auf dem
Querschnitte, jedes andere Nadelholz im Wesentlichen gleich, nur daß dem
der Tanne, P. picea L. (Abies pectinata Dec.) und des Taxus die
feinen Harzgänge fehlen. Es ist also leicht, an einem Querschnitte auch

dieſe Vergrößerung zu gering. Die Figuren ſtellen wiederum wie bei
Fig. VIII. (S. 87) das mohnblattdünne Querſchnittchen auf einer ſchwarzen
Unterlage dar.

Am Kiefernholze (a) ſehen wir die Zellen ziemlich regelmäßig
in einander durchſchneidenden Längs- und Querreihen angeordnet und ein
ſehr gleichmäßiges Gewebe bildend, und von zahlreichen ſehr dünnen
Markſtrahlen durchſetzt. Die regellos darin zerſtreuten etwas größeren
runden Löcher ſind keine Gefäße, wie wir ſie eben kennen gelernt haben,
ſondern haarfeine Harzgänge. Auf dem Holze erſcheinen ſie dem un-
bewaffneten Auge wie feine weißliche Nadelſtiche.

Wie ganz anders ſieht daneben das Eichenholz (b) aus. Wie am
Kiefernholze haben wir ein kleines ſchmales Stückchen des Umfanges eines
ganzen, in ſeiner Breite ganzen, Jahresringes vor uns und unten
bezeichnet J die Jahresgrenze gegen den vorjährigen Jahresring, von
dem unten noch ein Streifchen mit gezeichnet iſt. Die obere Grenze
der Figuren iſt zugleich die äußere Grenze des Jahresringes. Wenn wir
von der Jahresgrenze aufwärts das Gewebe des Eichenholzes, wie es ſich
innerhalb eines Jahresringes darſtellt, verfolgen, ſo begegnen wir zunächſt
einer Schicht ſehr großer, oder vielmehr ſehr weiter Gefäße — die „Poren“,
welche im Eichenholze am größten ſind — zwiſchen denen nur für wenige
Holzzellen Raum übrig geblieben iſt. Nach oben hin — dies „nach oben“
an unſerer Figur iſt eigentlich am ſtehenden Baume „nach außen“ —
werden die Gefäße allmälig kleiner (enger), bis ſie endlich an der oberen
(äußeren) Grenze des Jahresringes ſehr eng ſind und ſich dabei in
geſchlängelte Gruppen weitläufig angeordnet haben. Zwiſchen dieſem aus
Holzzellen und verhältnißmäßig nur wenigen Gefäßen zuſammengeſetzten Holze
ſtreicht ein ſehr dicker und viele andere immer weniger dicke Markſtrahlen
hindurch, von denen die dünneren ſich in ihrem Verlauf nach dem Um-
fang der großen Gefäße krümmen. Der große Markſtrahl endet an der
oberen Grenze in einen Ausſchnitt, in den ſeine keilförmige Fortſetzung
im folgenden Jahre eingreift, wie es unten die vorjährige thut.

Im anatomiſchen Bau iſt dem Kiefernholze, wenigſtens auf dem
Querſchnitte, jedes andere Nadelholz im Weſentlichen gleich, nur daß dem
der Tanne, P. picea L. (Abies pectinata Dec.) und des Taxus die
feinen Harzgänge fehlen. Es iſt alſo leicht, an einem Querſchnitte auch

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[103/0127] dieſe Vergrößerung zu gering. Die Figuren ſtellen wiederum wie bei Fig. VIII. (S. 87) das mohnblattdünne Querſchnittchen auf einer ſchwarzen Unterlage dar. Am Kiefernholze (a) ſehen wir die Zellen ziemlich regelmäßig in einander durchſchneidenden Längs- und Querreihen angeordnet und ein ſehr gleichmäßiges Gewebe bildend, und von zahlreichen ſehr dünnen Markſtrahlen durchſetzt. Die regellos darin zerſtreuten etwas größeren runden Löcher ſind keine Gefäße, wie wir ſie eben kennen gelernt haben, ſondern haarfeine Harzgänge. Auf dem Holze erſcheinen ſie dem un- bewaffneten Auge wie feine weißliche Nadelſtiche. Wie ganz anders ſieht daneben das Eichenholz (b) aus. Wie am Kiefernholze haben wir ein kleines ſchmales Stückchen des Umfanges eines ganzen, in ſeiner Breite ganzen, Jahresringes vor uns und unten bezeichnet J die Jahresgrenze gegen den vorjährigen Jahresring, von dem unten noch ein Streifchen mit gezeichnet iſt. Die obere Grenze der Figuren iſt zugleich die äußere Grenze des Jahresringes. Wenn wir von der Jahresgrenze aufwärts das Gewebe des Eichenholzes, wie es ſich innerhalb eines Jahresringes darſtellt, verfolgen, ſo begegnen wir zunächſt einer Schicht ſehr großer, oder vielmehr ſehr weiter Gefäße — die „Poren“, welche im Eichenholze am größten ſind — zwiſchen denen nur für wenige Holzzellen Raum übrig geblieben iſt. Nach oben hin — dies „nach oben“ an unſerer Figur iſt eigentlich am ſtehenden Baume „nach außen“ — werden die Gefäße allmälig kleiner (enger), bis ſie endlich an der oberen (äußeren) Grenze des Jahresringes ſehr eng ſind und ſich dabei in geſchlängelte Gruppen weitläufig angeordnet haben. Zwiſchen dieſem aus Holzzellen und verhältnißmäßig nur wenigen Gefäßen zuſammengeſetzten Holze ſtreicht ein ſehr dicker und viele andere immer weniger dicke Markſtrahlen hindurch, von denen die dünneren ſich in ihrem Verlauf nach dem Um- fang der großen Gefäße krümmen. Der große Markſtrahl endet an der oberen Grenze in einen Ausſchnitt, in den ſeine keilförmige Fortſetzung im folgenden Jahre eingreift, wie es unten die vorjährige thut. Im anatomiſchen Bau iſt dem Kiefernholze, wenigſtens auf dem Querſchnitte, jedes andere Nadelholz im Weſentlichen gleich, nur daß dem der Tanne, P. picea L. (Abies pectinata Dec.) und des Taxus die feinen Harzgänge fehlen. Es iſt alſo leicht, an einem Querſchnitte auch

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/127>, abgerufen am 18.05.2024.