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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Wie die Zellen, so werden auch die Gefäße durch Auflagerung von
Holzstoff an ihrer inneren Wandung allmälig dickwandiger, während auch
bei ihnen die Gefäßhaut ursprünglich dünn ist. Auch hier bleiben bei der
Verdickung und zwar meist in sehr regelmäßiger Anordnung einzelne Stellen
unverdickt, wodurch ähnlich den punktirten, getüpfelten und Spiralfaser-
Zellen eben solche und noch einige andere Formen von Gefäßen entstehen.
Sie dienen der Saftbewegung; nur die Spiralgefäße, welche luftführende
Organe sind, machen davon eine Ausnahme. Im Zellgewebe, in welchem
die Gefäße mit eingewebt sind, behaupten die Gefäße den Zellen gegen-
über ihre Rundung und nehmen nur von einander durch seitlichen Druck
Abflachung und Kanten an. Selbst die so steif nach außen dringenden
Markstrahlen müssen sich krümmen, um an einem Gefäße vorbeizukommen
(Fig. XIII. b. S. 101).

Meist sind die Gefäße im Querschnitt viel weiter als die Zellen und
bilden nicht selten sehr lange feine Röhren. Durch die großen Gefäße
des Eichenholzes und des spanischen Rohres kann man sehr leicht ein
Pferdehaar fußlang einführen.

Aus solchen Zellen und Gefäßen ist nun, abgesehen von den in
anderer Richtung verlaufenden Markstrahlen, das Holz in der Weise zu-
sammengesetzt, daß dieselben in der Richtung der Axe des Stammes oder
Zweiges dicht an einander gefügt sind und durch eine unendlich dünne
Schicht eines zusammenkittenden Stoffes, des Intercellularstoffes, fest
aneinander haften. Auffallender Weise machen hiervon unsere Nadelhölzer
insofern eine Ausnahme, als deren Holz lediglich aus Zellen zusammen gefügt ist.

Um zu lernen, wie bei den verschiedenen Holzarten Zellen und Ge-
fäße in verschiedenem Verhältniß mit einander verbunden sind, und wie
dadurch eine überraschende Manchfaltigkeit und oft eine außerordentliche
Zierlichkeit des Holzgewebes hervorgeht, ist nichts geeigneter als die S. 95
erwähnten Nördlinger'schen Holzquerschnitte, denn fast nur auf dem Quer-
schnitte sprechen sich diese Verschiedenheiten vollkommen deutlich aus. Es
reicht zum deutlichen Erkennen derselben eine scharfe Doppellupe voll-
kommen aus.

Die umstehenden Figuren XIII. a. und b. sind in etwa achtmaliger
Vergrößerung nach Nördlinger'schen Querschnitten und zwar nur schematisch
gezeichnet, denn zu einer naturwahren Zeichnung für den Holzschnitt ist

Wie die Zellen, ſo werden auch die Gefäße durch Auflagerung von
Holzſtoff an ihrer inneren Wandung allmälig dickwandiger, während auch
bei ihnen die Gefäßhaut urſprünglich dünn iſt. Auch hier bleiben bei der
Verdickung und zwar meiſt in ſehr regelmäßiger Anordnung einzelne Stellen
unverdickt, wodurch ähnlich den punktirten, getüpfelten und Spiralfaſer-
Zellen eben ſolche und noch einige andere Formen von Gefäßen entſtehen.
Sie dienen der Saftbewegung; nur die Spiralgefäße, welche luftführende
Organe ſind, machen davon eine Ausnahme. Im Zellgewebe, in welchem
die Gefäße mit eingewebt ſind, behaupten die Gefäße den Zellen gegen-
über ihre Rundung und nehmen nur von einander durch ſeitlichen Druck
Abflachung und Kanten an. Selbſt die ſo ſteif nach außen dringenden
Markſtrahlen müſſen ſich krümmen, um an einem Gefäße vorbeizukommen
(Fig. XIII. b. S. 101).

Meiſt ſind die Gefäße im Querſchnitt viel weiter als die Zellen und
bilden nicht ſelten ſehr lange feine Röhren. Durch die großen Gefäße
des Eichenholzes und des ſpaniſchen Rohres kann man ſehr leicht ein
Pferdehaar fußlang einführen.

Aus ſolchen Zellen und Gefäßen iſt nun, abgeſehen von den in
anderer Richtung verlaufenden Markſtrahlen, das Holz in der Weiſe zu-
ſammengeſetzt, daß dieſelben in der Richtung der Axe des Stammes oder
Zweiges dicht an einander gefügt ſind und durch eine unendlich dünne
Schicht eines zuſammenkittenden Stoffes, des Intercellularſtoffes, feſt
aneinander haften. Auffallender Weiſe machen hiervon unſere Nadelhölzer
inſofern eine Ausnahme, als deren Holz lediglich aus Zellen zuſammen gefügt iſt.

Um zu lernen, wie bei den verſchiedenen Holzarten Zellen und Ge-
fäße in verſchiedenem Verhältniß mit einander verbunden ſind, und wie
dadurch eine überraſchende Manchfaltigkeit und oft eine außerordentliche
Zierlichkeit des Holzgewebes hervorgeht, iſt nichts geeigneter als die S. 95
erwähnten Nördlinger’ſchen Holzquerſchnitte, denn faſt nur auf dem Quer-
ſchnitte ſprechen ſich dieſe Verſchiedenheiten vollkommen deutlich aus. Es
reicht zum deutlichen Erkennen derſelben eine ſcharfe Doppellupe voll-
kommen aus.

Die umſtehenden Figuren XIII. a. und b. ſind in etwa achtmaliger
Vergrößerung nach Nördlinger’ſchen Querſchnitten und zwar nur ſchematiſch
gezeichnet, denn zu einer naturwahren Zeichnung für den Holzſchnitt iſt

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[102/0126] Wie die Zellen, ſo werden auch die Gefäße durch Auflagerung von Holzſtoff an ihrer inneren Wandung allmälig dickwandiger, während auch bei ihnen die Gefäßhaut urſprünglich dünn iſt. Auch hier bleiben bei der Verdickung und zwar meiſt in ſehr regelmäßiger Anordnung einzelne Stellen unverdickt, wodurch ähnlich den punktirten, getüpfelten und Spiralfaſer- Zellen eben ſolche und noch einige andere Formen von Gefäßen entſtehen. Sie dienen der Saftbewegung; nur die Spiralgefäße, welche luftführende Organe ſind, machen davon eine Ausnahme. Im Zellgewebe, in welchem die Gefäße mit eingewebt ſind, behaupten die Gefäße den Zellen gegen- über ihre Rundung und nehmen nur von einander durch ſeitlichen Druck Abflachung und Kanten an. Selbſt die ſo ſteif nach außen dringenden Markſtrahlen müſſen ſich krümmen, um an einem Gefäße vorbeizukommen (Fig. XIII. b. S. 101). Meiſt ſind die Gefäße im Querſchnitt viel weiter als die Zellen und bilden nicht ſelten ſehr lange feine Röhren. Durch die großen Gefäße des Eichenholzes und des ſpaniſchen Rohres kann man ſehr leicht ein Pferdehaar fußlang einführen. Aus ſolchen Zellen und Gefäßen iſt nun, abgeſehen von den in anderer Richtung verlaufenden Markſtrahlen, das Holz in der Weiſe zu- ſammengeſetzt, daß dieſelben in der Richtung der Axe des Stammes oder Zweiges dicht an einander gefügt ſind und durch eine unendlich dünne Schicht eines zuſammenkittenden Stoffes, des Intercellularſtoffes, feſt aneinander haften. Auffallender Weiſe machen hiervon unſere Nadelhölzer inſofern eine Ausnahme, als deren Holz lediglich aus Zellen zuſammen gefügt iſt. Um zu lernen, wie bei den verſchiedenen Holzarten Zellen und Ge- fäße in verſchiedenem Verhältniß mit einander verbunden ſind, und wie dadurch eine überraſchende Manchfaltigkeit und oft eine außerordentliche Zierlichkeit des Holzgewebes hervorgeht, iſt nichts geeigneter als die S. 95 erwähnten Nördlinger’ſchen Holzquerſchnitte, denn faſt nur auf dem Quer- ſchnitte ſprechen ſich dieſe Verſchiedenheiten vollkommen deutlich aus. Es reicht zum deutlichen Erkennen derſelben eine ſcharfe Doppellupe voll- kommen aus. Die umſtehenden Figuren XIII. a. und b. ſind in etwa achtmaliger Vergrößerung nach Nördlinger’ſchen Querſchnitten und zwar nur ſchematiſch gezeichnet, denn zu einer naturwahren Zeichnung für den Holzſchnitt iſt

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/126>, abgerufen am 22.12.2024.