Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.bey der Bekehrung der Menschen. met hat. Der Verschwender und Wollüstige ge-räth nicht nur in Armuth und Schande, sondern schwächt auch seine Gesundheit, und muß gar oft als Greis, oder auch noch in iüngern Jahren die Sünden seiner Jugend durch allerhand Schmerzen an seinem Leibe büßen. Der Zornige, der seiner Leidenschaft freyen Lauf läßt, der Argwöhnische der sich und andere mit ungegründetem Verdacht quält, nimmt sich seine Ruhe, und zerrüttet seine Ge- sundheit. Der Ungerechte, der Betrieger, der Falsche, der Verleumder und Lügner deraubt sich der Gunst aller Rechtschaffenen, verliert oft einen größern Vortheil eben dadurch daß er durch Unge- rechtigkeit sich zu bereichern sucht, verursacht, daß iedermann seinen Umgang meidet, und ihn als ei- nen schädlichen Menschen verabscheuet. Das sind nun zwar natürliche Folgen des Lasters -- Strafen, die die Sünde ihrer Natur nach mit sich führt; aber sie sind doch als Erklärungen des weisen Urhe- bers der Natur wider das Laster anzusehen, und es ist allerdings seine Absicht, daß der Sünder, indem er die Folgen seiner Thorheit empfindet, sich dadurch soll abschrecken, und zum Nachdenken be- wegen laßen. Und wenn ein Mensch nur nicht ganz taub gegen die Stimme der Natur und seines Gewißens ist, so wird er doch in solchen Umständen in sich gehen, und sein bisheriges Verhalten anders beurtheilen, als er bisher gethan hatte, sonderlich wenn es die Fürsehung fügt, daß etwa ein treuer Lehrer, oder ein redlicher Freund sein Gewißen weckt, und in eine heilsame Unruhe setzet. Aber
bey der Bekehrung der Menſchen. met hat. Der Verſchwender und Wollüſtige ge-räth nicht nur in Armuth und Schande, ſondern ſchwächt auch ſeine Geſundheit, und muß gar oft als Greis, oder auch noch in iüngern Jahren die Sünden ſeiner Jugend durch allerhand Schmerzen an ſeinem Leibe büßen. Der Zornige, der ſeiner Leidenſchaft freyen Lauf läßt, der Argwöhniſche der ſich und andere mit ungegründetem Verdacht quält, nimmt ſich ſeine Ruhe, und zerrüttet ſeine Ge- ſundheit. Der Ungerechte, der Betrieger, der Falſche, der Verleumder und Lügner deraubt ſich der Gunſt aller Rechtſchaffenen, verliert oft einen größern Vortheil eben dadurch daß er durch Unge- rechtigkeit ſich zu bereichern ſucht, verurſacht, daß iedermann ſeinen Umgang meidet, und ihn als ei- nen ſchädlichen Menſchen verabſcheuet. Das ſind nun zwar natürliche Folgen des Laſters — Strafen, die die Sünde ihrer Natur nach mit ſich führt; aber ſie ſind doch als Erklärungen des weiſen Urhe- bers der Natur wider das Laſter anzuſehen, und es iſt allerdings ſeine Abſicht, daß der Sünder, indem er die Folgen ſeiner Thorheit empfindet, ſich dadurch ſoll abſchrecken, und zum Nachdenken be- wegen laßen. Und wenn ein Menſch nur nicht ganz taub gegen die Stimme der Natur und ſeines Gewißens iſt, ſo wird er doch in ſolchen Umſtänden in ſich gehen, und ſein bisheriges Verhalten anders beurtheilen, als er bisher gethan hatte, ſonderlich wenn es die Fürſehung fügt, daß etwa ein treuer Lehrer, oder ein redlicher Freund ſein Gewißen weckt, und in eine heilſame Unruhe ſetzet. Aber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="43"/><fw place="top" type="header">bey der Bekehrung der Menſchen.</fw><lb/> met hat. Der Verſchwender und Wollüſtige ge-<lb/> räth nicht nur in Armuth und Schande, ſondern<lb/> ſchwächt auch ſeine Geſundheit, und muß gar oft<lb/> als Greis, oder auch noch in iüngern Jahren die<lb/> Sünden ſeiner Jugend durch allerhand Schmerzen<lb/> an ſeinem Leibe büßen. Der Zornige, der ſeiner<lb/> Leidenſchaft freyen Lauf läßt, der Argwöhniſche der<lb/> ſich und andere mit ungegründetem Verdacht quält,<lb/> nimmt ſich ſeine Ruhe, und zerrüttet ſeine Ge-<lb/> ſundheit. Der Ungerechte, der Betrieger, der<lb/> Falſche, der Verleumder und Lügner deraubt ſich<lb/> der Gunſt aller Rechtſchaffenen, verliert oft einen<lb/> größern Vortheil eben dadurch daß er durch Unge-<lb/> rechtigkeit ſich zu bereichern ſucht, verurſacht, daß<lb/> iedermann ſeinen Umgang meidet, und ihn als ei-<lb/> nen ſchädlichen Menſchen verabſcheuet. Das ſind<lb/> nun zwar natürliche Folgen des Laſters — Strafen,<lb/> die die Sünde ihrer Natur nach mit ſich führt;<lb/> aber ſie ſind doch als Erklärungen des weiſen Urhe-<lb/> bers der Natur wider das Laſter anzuſehen, und<lb/> es iſt allerdings ſeine Abſicht, daß der Sünder,<lb/> indem er die Folgen ſeiner Thorheit empfindet, ſich<lb/> dadurch ſoll abſchrecken, und zum Nachdenken be-<lb/> wegen laßen. Und wenn ein Menſch nur nicht<lb/> ganz taub gegen die Stimme der Natur und ſeines<lb/> Gewißens iſt, ſo wird er doch in ſolchen Umſtänden<lb/> in ſich gehen, und ſein bisheriges Verhalten anders<lb/> beurtheilen, als er bisher gethan hatte, ſonderlich<lb/> wenn es die Fürſehung fügt, daß etwa ein treuer<lb/> Lehrer, oder ein redlicher Freund ſein Gewißen<lb/> weckt, und in eine heilſame Unruhe ſetzet.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
bey der Bekehrung der Menſchen.
met hat. Der Verſchwender und Wollüſtige ge-
räth nicht nur in Armuth und Schande, ſondern
ſchwächt auch ſeine Geſundheit, und muß gar oft
als Greis, oder auch noch in iüngern Jahren die
Sünden ſeiner Jugend durch allerhand Schmerzen
an ſeinem Leibe büßen. Der Zornige, der ſeiner
Leidenſchaft freyen Lauf läßt, der Argwöhniſche der
ſich und andere mit ungegründetem Verdacht quält,
nimmt ſich ſeine Ruhe, und zerrüttet ſeine Ge-
ſundheit. Der Ungerechte, der Betrieger, der
Falſche, der Verleumder und Lügner deraubt ſich
der Gunſt aller Rechtſchaffenen, verliert oft einen
größern Vortheil eben dadurch daß er durch Unge-
rechtigkeit ſich zu bereichern ſucht, verurſacht, daß
iedermann ſeinen Umgang meidet, und ihn als ei-
nen ſchädlichen Menſchen verabſcheuet. Das ſind
nun zwar natürliche Folgen des Laſters — Strafen,
die die Sünde ihrer Natur nach mit ſich führt;
aber ſie ſind doch als Erklärungen des weiſen Urhe-
bers der Natur wider das Laſter anzuſehen, und
es iſt allerdings ſeine Abſicht, daß der Sünder,
indem er die Folgen ſeiner Thorheit empfindet, ſich
dadurch ſoll abſchrecken, und zum Nachdenken be-
wegen laßen. Und wenn ein Menſch nur nicht
ganz taub gegen die Stimme der Natur und ſeines
Gewißens iſt, ſo wird er doch in ſolchen Umſtänden
in ſich gehen, und ſein bisheriges Verhalten anders
beurtheilen, als er bisher gethan hatte, ſonderlich
wenn es die Fürſehung fügt, daß etwa ein treuer
Lehrer, oder ein redlicher Freund ſein Gewißen
weckt, und in eine heilſame Unruhe ſetzet.
Aber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/55 |
Zitationshilfe: | Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/55>, abgerufen am 18.07.2024. |