Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.
Diese merkwürdigen Worte unsers Erlösers wer- bezeig-
Dieſe merkwürdigen Worte unſers Erlöſers wer- bezeig-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote> <pb facs="#f0038" n="26"/> <fw place="top" type="header">Dritte Betr. Daß der Menſch zur Erk.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">nicht hin. Welcher unter dieſen zween hat<lb/> des Vaters Willen gethan? Sie ſprachen zu<lb/> ihm der erſte. Jeſus ſprach zu ihnen: War-<lb/> lich, ich ſage euch: die Zöllner und Huren<lb/> mögen wohl eher ins Himmelreich kommen,<lb/> denn ihr. Johannes kam zu euch, und lehr-<lb/> te euch den rechten Weg, und ihr gläube-<lb/> tet ihm nicht; aber die Zöllner und Hurer<lb/> gläubeten ihm. Und ob ihrs wohl ſahet,<lb/> thatet ihr doch nicht Buße, daß ihr ihm<lb/> darnach auch gegläubet hättet.</hi> </quote> </cit><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ieſe merkwürdigen Worte unſers Erlöſers wer-<lb/> den wir alsdann erſt recht verſtehen, wenn<lb/> wir wißen, zu wem, und bey was für einer Ver-<lb/> anlaßung er dieſelben geſprochen habe. In dem<lb/> 23ſten Vers dieſes Kapitels leſen wir, daß es die<lb/><hi rendition="#fr">Hohenprieſter</hi> und <hi rendition="#fr">Aelteſten des Jüdiſchen Vol-<lb/> kes</hi> waren, mit welchen es Jeſus hier zu thun hat.<lb/> Dieſe Perſonen ſtunden bey dem Volk in ungemein<lb/> großen Anſehen, weil man ihnen nicht nur große<lb/> Einſichten, ſondern auch einen ſehr hohen Grad<lb/> von Religion und Gottesfurcht zutrauete. Was<lb/> die Hohenprieſter insbeſondere betrift, ſo ſollte ei-<lb/> gentlich nach dem göttlichen Geſetz allemahl nur ei-<lb/> ner dieſe anſehnliche Würde bekleiden. Er war<lb/> das Oberhaupt der ganzen übrigen, ſehr zahlrei-<lb/> chen Prieſterſchaft, und hatte nicht nur in gottes-<lb/> dienſtlichen Sachen, ſondern auch ſonſt in mancher-<lb/> ley Betracht große Vorrechte, ſo daß im Jüdiſchen<lb/> Staat niemand, als der König, über ihn war. Ja,<lb/> wenn ſich iemand vorſätzlich wiederſpenſtig gegen ihn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bezeig-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0038]
Dritte Betr. Daß der Menſch zur Erk.
nicht hin. Welcher unter dieſen zween hat
des Vaters Willen gethan? Sie ſprachen zu
ihm der erſte. Jeſus ſprach zu ihnen: War-
lich, ich ſage euch: die Zöllner und Huren
mögen wohl eher ins Himmelreich kommen,
denn ihr. Johannes kam zu euch, und lehr-
te euch den rechten Weg, und ihr gläube-
tet ihm nicht; aber die Zöllner und Hurer
gläubeten ihm. Und ob ihrs wohl ſahet,
thatet ihr doch nicht Buße, daß ihr ihm
darnach auch gegläubet hättet.
Dieſe merkwürdigen Worte unſers Erlöſers wer-
den wir alsdann erſt recht verſtehen, wenn
wir wißen, zu wem, und bey was für einer Ver-
anlaßung er dieſelben geſprochen habe. In dem
23ſten Vers dieſes Kapitels leſen wir, daß es die
Hohenprieſter und Aelteſten des Jüdiſchen Vol-
kes waren, mit welchen es Jeſus hier zu thun hat.
Dieſe Perſonen ſtunden bey dem Volk in ungemein
großen Anſehen, weil man ihnen nicht nur große
Einſichten, ſondern auch einen ſehr hohen Grad
von Religion und Gottesfurcht zutrauete. Was
die Hohenprieſter insbeſondere betrift, ſo ſollte ei-
gentlich nach dem göttlichen Geſetz allemahl nur ei-
ner dieſe anſehnliche Würde bekleiden. Er war
das Oberhaupt der ganzen übrigen, ſehr zahlrei-
chen Prieſterſchaft, und hatte nicht nur in gottes-
dienſtlichen Sachen, ſondern auch ſonſt in mancher-
ley Betracht große Vorrechte, ſo daß im Jüdiſchen
Staat niemand, als der König, über ihn war. Ja,
wenn ſich iemand vorſätzlich wiederſpenſtig gegen ihn
bezeig-
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