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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

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Zwote Betr. Daß das gegenwärtige
Beystand, durch welchen uns möglich und leicht
wird, was uns sonst schwer und unmöglich zu seyn
schiene. Sie allein öfnet uns Aussichten in eine
freudenvolle Zukunft, die uns einen Muth machen
können, auch das Beschwerlichste zu unternehmen,
weil der Kampf einen so angenehmen Sieg, und
der Sieg die gröste und angenehmste Belohnung
verspricht, die man sich denken und wünschen kan.
Lernet diese vortrefliche Religion kennen; versuchet
es mit entschloßenem Muth, ihre Vorschriften zu
befolgen, und macht euch dann bey eurer aufrichti-
gen Treue gewiße Rechnung auf den Beystand des
Allmächtigen, der es den Redlichen gelingen läßt.

O Gott mein bester Vater, der du auch mich
zur Ewigkeit geschaffen, und durch deinen Sohn
mir ewige Freuden bereitet hast, ach verzeihe es mir,
daß ich bisher so oft vergeßen habe, wozu ich ge-
schaffen und erlöset bin. Zu sehr hieng bisher mein
Herz an den eitlen und vergänglichen Gütern der Er-
den. Zu viel Mühe habe ich mir um Dinge gege-
ben, die meinen unsterblichen Geist erniedriget, die
mir keinen Nutzen für die Ewigkeit, sondern Scha-
den und Nachtheil gebracht haben. Wenn mich die
Folgen so vieler verlohrnen Stunden, so vieler Tha-
ten und Worte, womit ich meinen Nebenmenschen
geärgert, oder betrübet, oder ihm geschadet habe,
wenn mich die Folgen aller meiner iemahls began-
genen Sünden in die Ewigkeit begleiten sollen, ach
wie elend werde ich nicht seyn? Verzeihe, bester
Vater, verzeihe um Jesu Christi willen. Gieb mir
die Versicherung, daß mir um seinetwillen meine
Sünden in iener Welt nicht schaden sollen. Stär-

cke

Zwote Betr. Daß das gegenwärtige
Beyſtand, durch welchen uns möglich und leicht
wird, was uns ſonſt ſchwer und unmöglich zu ſeyn
ſchiene. Sie allein öfnet uns Ausſichten in eine
freudenvolle Zukunft, die uns einen Muth machen
können, auch das Beſchwerlichſte zu unternehmen,
weil der Kampf einen ſo angenehmen Sieg, und
der Sieg die gröſte und angenehmſte Belohnung
verſpricht, die man ſich denken und wünſchen kan.
Lernet dieſe vortrefliche Religion kennen; verſuchet
es mit entſchloßenem Muth, ihre Vorſchriften zu
befolgen, und macht euch dann bey eurer aufrichti-
gen Treue gewiße Rechnung auf den Beyſtand des
Allmächtigen, der es den Redlichen gelingen läßt.

O Gott mein beſter Vater, der du auch mich
zur Ewigkeit geſchaffen, und durch deinen Sohn
mir ewige Freuden bereitet haſt, ach verzeihe es mir,
daß ich bisher ſo oft vergeßen habe, wozu ich ge-
ſchaffen und erlöſet bin. Zu ſehr hieng bisher mein
Herz an den eitlen und vergänglichen Gütern der Er-
den. Zu viel Mühe habe ich mir um Dinge gege-
ben, die meinen unſterblichen Geiſt erniedriget, die
mir keinen Nutzen für die Ewigkeit, ſondern Scha-
den und Nachtheil gebracht haben. Wenn mich die
Folgen ſo vieler verlohrnen Stunden, ſo vieler Tha-
ten und Worte, womit ich meinen Nebenmenſchen
geärgert, oder betrübet, oder ihm geſchadet habe,
wenn mich die Folgen aller meiner iemahls began-
genen Sünden in die Ewigkeit begleiten ſollen, ach
wie elend werde ich nicht ſeyn? Verzeihe, beſter
Vater, verzeihe um Jeſu Chriſti willen. Gieb mir
die Verſicherung, daß mir um ſeinetwillen meine
Sünden in iener Welt nicht ſchaden ſollen. Stär-

cke
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[24/0036] Zwote Betr. Daß das gegenwärtige Beyſtand, durch welchen uns möglich und leicht wird, was uns ſonſt ſchwer und unmöglich zu ſeyn ſchiene. Sie allein öfnet uns Ausſichten in eine freudenvolle Zukunft, die uns einen Muth machen können, auch das Beſchwerlichſte zu unternehmen, weil der Kampf einen ſo angenehmen Sieg, und der Sieg die gröſte und angenehmſte Belohnung verſpricht, die man ſich denken und wünſchen kan. Lernet dieſe vortrefliche Religion kennen; verſuchet es mit entſchloßenem Muth, ihre Vorſchriften zu befolgen, und macht euch dann bey eurer aufrichti- gen Treue gewiße Rechnung auf den Beyſtand des Allmächtigen, der es den Redlichen gelingen läßt. O Gott mein beſter Vater, der du auch mich zur Ewigkeit geſchaffen, und durch deinen Sohn mir ewige Freuden bereitet haſt, ach verzeihe es mir, daß ich bisher ſo oft vergeßen habe, wozu ich ge- ſchaffen und erlöſet bin. Zu ſehr hieng bisher mein Herz an den eitlen und vergänglichen Gütern der Er- den. Zu viel Mühe habe ich mir um Dinge gege- ben, die meinen unſterblichen Geiſt erniedriget, die mir keinen Nutzen für die Ewigkeit, ſondern Scha- den und Nachtheil gebracht haben. Wenn mich die Folgen ſo vieler verlohrnen Stunden, ſo vieler Tha- ten und Worte, womit ich meinen Nebenmenſchen geärgert, oder betrübet, oder ihm geſchadet habe, wenn mich die Folgen aller meiner iemahls began- genen Sünden in die Ewigkeit begleiten ſollen, ach wie elend werde ich nicht ſeyn? Verzeihe, beſter Vater, verzeihe um Jeſu Chriſti willen. Gieb mir die Verſicherung, daß mir um ſeinetwillen meine Sünden in iener Welt nicht ſchaden ſollen. Stär- cke

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Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/36>, abgerufen am 21.11.2024.