Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.warum uns Gott die Beschaffenh. etc. ein Kind seinen unordentlichen Neigungen überlas-sen wird, wenn es seine mehreste Zeit mit Spiel- werken und kindischen Lustbarkeiten verdirbt, ohne auch zu nützlichen Beschäftigungen angewiesen zu werden, so wird es in erwachsenen Jahren kein taug- liches, nützliches Glied der menschlichen Gesellschaft, folglich auch nicht wahrhaftig glücklich seyn können. Eben so können wir nicht für die glückseelige Ewig- keit gehörig erzogen werden, wenn wir uns nur immer mit zeitlichen und vergänglichen Dingen abgeben, ohne auf die wichtigern Beschäftigungen des Geistes und unserer künftigen, ewigen, Wohl- farth die gehörige Sorgfalt zu verwenden. Es ist uns zwar zu verzeihen, wenn wir an den vergäng- lichen Spielwerken der irdischen Glücksgüter und Vergnügungen auch unsere Freude haben; und un- ser gütiger Vater im Himmel selbst will uns diese kindische Freude gerne gönnen, wenn sie in ihren Schranken bleibt. Aber wenn wir daraus unsere Hauptsache machen, so versündigen wir uns an Gott, und sind Feinde unserer wahren ewigen Wohlfarth. Wir dürfen der Welt brauchen, aber wir müßen uns vorsehen, daß wir sie nicht miß- brauchen. Gott, das Gewißen, die Pflichten un- sers höhern Berufs, müßen uns über alles in der Welt gehen. Denn diese vergänglichen Güter der Erden, so schätzenswürdig sie auch in einem ge- wißen Betrachte sind, gehören doch uns für unsern kindischen Zustande, und sind nur gleichsam dazu gegeben, daß wir uns durch den rechten Gebrauch derselben üben sollen, damit uns dereinst etwas wichtigers anvertrauet werden könne, Luc. 16, 10. 11. S
warum uns Gott die Beſchaffenh. ꝛc. ein Kind ſeinen unordentlichen Neigungen überlaſ-ſen wird, wenn es ſeine mehreſte Zeit mit Spiel- werken und kindiſchen Luſtbarkeiten verdirbt, ohne auch zu nützlichen Beſchäftigungen angewieſen zu werden, ſo wird es in erwachſenen Jahren kein taug- liches, nützliches Glied der menſchlichen Geſellſchaft, folglich auch nicht wahrhaftig glücklich ſeyn können. Eben ſo können wir nicht für die glückſeelige Ewig- keit gehörig erzogen werden, wenn wir uns nur immer mit zeitlichen und vergänglichen Dingen abgeben, ohne auf die wichtigern Beſchäftigungen des Geiſtes und unſerer künftigen, ewigen, Wohl- farth die gehörige Sorgfalt zu verwenden. Es iſt uns zwar zu verzeihen, wenn wir an den vergäng- lichen Spielwerken der irdiſchen Glücksgüter und Vergnügungen auch unſere Freude haben; und un- ſer gütiger Vater im Himmel ſelbſt will uns dieſe kindiſche Freude gerne gönnen, wenn ſie in ihren Schranken bleibt. Aber wenn wir daraus unſere Hauptſache machen, ſo verſündigen wir uns an Gott, und ſind Feinde unſerer wahren ewigen Wohlfarth. Wir dürfen der Welt brauchen, aber wir müßen uns vorſehen, daß wir ſie nicht miß- brauchen. Gott, das Gewißen, die Pflichten un- ſers höhern Berufs, müßen uns über alles in der Welt gehen. Denn dieſe vergänglichen Güter der Erden, ſo ſchätzenswürdig ſie auch in einem ge- wißen Betrachte ſind, gehören doch uns für unſern kindiſchen Zuſtande, und ſind nur gleichſam dazu gegeben, daß wir uns durch den rechten Gebrauch derſelben üben ſollen, damit uns dereinſt etwas wichtigers anvertrauet werden könne, Luc. 16, 10. 11. S
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warum uns Gott die Beſchaffenh. ꝛc.
ein Kind ſeinen unordentlichen Neigungen überlaſ-
ſen wird, wenn es ſeine mehreſte Zeit mit Spiel-
werken und kindiſchen Luſtbarkeiten verdirbt, ohne
auch zu nützlichen Beſchäftigungen angewieſen zu
werden, ſo wird es in erwachſenen Jahren kein taug-
liches, nützliches Glied der menſchlichen Geſellſchaft,
folglich auch nicht wahrhaftig glücklich ſeyn können.
Eben ſo können wir nicht für die glückſeelige Ewig-
keit gehörig erzogen werden, wenn wir uns nur
immer mit zeitlichen und vergänglichen Dingen
abgeben, ohne auf die wichtigern Beſchäftigungen
des Geiſtes und unſerer künftigen, ewigen, Wohl-
farth die gehörige Sorgfalt zu verwenden. Es iſt
uns zwar zu verzeihen, wenn wir an den vergäng-
lichen Spielwerken der irdiſchen Glücksgüter und
Vergnügungen auch unſere Freude haben; und un-
ſer gütiger Vater im Himmel ſelbſt will uns dieſe
kindiſche Freude gerne gönnen, wenn ſie in ihren
Schranken bleibt. Aber wenn wir daraus unſere
Hauptſache machen, ſo verſündigen wir uns an
Gott, und ſind Feinde unſerer wahren ewigen
Wohlfarth. Wir dürfen der Welt brauchen, aber
wir müßen uns vorſehen, daß wir ſie nicht miß-
brauchen. Gott, das Gewißen, die Pflichten un-
ſers höhern Berufs, müßen uns über alles in der
Welt gehen. Denn dieſe vergänglichen Güter der
Erden, ſo ſchätzenswürdig ſie auch in einem ge-
wißen Betrachte ſind, gehören doch uns für unſern
kindiſchen Zuſtande, und ſind nur gleichſam dazu
gegeben, daß wir uns durch den rechten Gebrauch
derſelben üben ſollen, damit uns dereinſt etwas
wichtigers anvertrauet werden könne, Luc. 16, 10.
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