11. 12. Wenn wir hinlänglich geübet sind, so werden uns diese Spielsachen genommen, und es gehen denn unsere ernsthaften, wichtigern Beschäf- tigungen an. Wehe uns, wenn wir an Kleinig- keiten so sehr gefeßelt sind, daß wir an wichtigern, erhabenern Gütern keinen Geschmack finden! Die Welt vergehet mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. 1 Joh. 2, 17.
So will ich denn die Gaben und Fähigkei- ten, die mir mein Schöpfer verliehen hat, so an- wenden, wie es seiner gütigen Absicht gemäß, und mir am Vortheilhaftesten ist. Ich will es mit dem lebhaftesten Dank erkennen, daß er mich zu einer höhern Glückseeligkeit bestimmt hat, und mir die kräftigsten Mittel verleihet, mich zu derselben vorzubereiten. Ist gleich das Licht, welches er mir schenket, noch nicht so groß, als ich es bis- weilen wünsche, so weiß ich doch, daß es hinläng- lich ist, mir den Weg zu meiner künftigen Wohl- farth zu zeigen. Meine Sache ist nur zu glauben, den mir gegebenen Anweisungen zu folgen, und die mir versprochenen Seeligkeiten mit ungezweifel- ter Hofnung zu erwarten. Du hast mir, mein großer Schöpfer, ein Glück zugedacht, gegen welches alle irdischen Herrlichkeiten nichts sind, als ein todter Schatte; du hast deinen einzig geliebte- sten Sohn in die Welt gesandt, mich und alle Men- schen dazu fähig und geschickt zu machen. Das ist mir zu meiner Beruhigung genug. Ich will nicht vorwitzig mich in Betrachtungen hinein wagen, die meinen Einsichten zu hoch sind, sondern demüthig
lernen,
Siebzehnte Betr. Von den Urſachen,
11. 12. Wenn wir hinlänglich geübet ſind, ſo werden uns dieſe Spielſachen genommen, und es gehen denn unſere ernſthaften, wichtigern Beſchäf- tigungen an. Wehe uns, wenn wir an Kleinig- keiten ſo ſehr gefeßelt ſind, daß wir an wichtigern, erhabenern Gütern keinen Geſchmack finden! Die Welt vergehet mit ihrer Luſt, wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. 1 Joh. 2, 17.
So will ich denn die Gaben und Fähigkei- ten, die mir mein Schöpfer verliehen hat, ſo an- wenden, wie es ſeiner gütigen Abſicht gemäß, und mir am Vortheilhafteſten iſt. Ich will es mit dem lebhafteſten Dank erkennen, daß er mich zu einer höhern Glückſeeligkeit beſtimmt hat, und mir die kräftigſten Mittel verleihet, mich zu derſelben vorzubereiten. Iſt gleich das Licht, welches er mir ſchenket, noch nicht ſo groß, als ich es bis- weilen wünſche, ſo weiß ich doch, daß es hinläng- lich iſt, mir den Weg zu meiner künftigen Wohl- farth zu zeigen. Meine Sache iſt nur zu glauben, den mir gegebenen Anweiſungen zu folgen, und die mir verſprochenen Seeligkeiten mit ungezweifel- ter Hofnung zu erwarten. Du haſt mir, mein großer Schöpfer, ein Glück zugedacht, gegen welches alle irdiſchen Herrlichkeiten nichts ſind, als ein todter Schatte; du haſt deinen einzig geliebte- ſten Sohn in die Welt geſandt, mich und alle Men- ſchen dazu fähig und geſchickt zu machen. Das iſt mir zu meiner Beruhigung genug. Ich will nicht vorwitzig mich in Betrachtungen hinein wagen, die meinen Einſichten zu hoch ſind, ſondern demüthig
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[268[266]/0278]
Siebzehnte Betr. Von den Urſachen,
11. 12. Wenn wir hinlänglich geübet ſind, ſo
werden uns dieſe Spielſachen genommen, und es
gehen denn unſere ernſthaften, wichtigern Beſchäf-
tigungen an. Wehe uns, wenn wir an Kleinig-
keiten ſo ſehr gefeßelt ſind, daß wir an wichtigern,
erhabenern Gütern keinen Geſchmack finden! Die
Welt vergehet mit ihrer Luſt, wer aber den
Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit.
1 Joh. 2, 17.
So will ich denn die Gaben und Fähigkei-
ten, die mir mein Schöpfer verliehen hat, ſo an-
wenden, wie es ſeiner gütigen Abſicht gemäß, und
mir am Vortheilhafteſten iſt. Ich will es mit
dem lebhafteſten Dank erkennen, daß er mich zu
einer höhern Glückſeeligkeit beſtimmt hat, und mir
die kräftigſten Mittel verleihet, mich zu derſelben
vorzubereiten. Iſt gleich das Licht, welches er
mir ſchenket, noch nicht ſo groß, als ich es bis-
weilen wünſche, ſo weiß ich doch, daß es hinläng-
lich iſt, mir den Weg zu meiner künftigen Wohl-
farth zu zeigen. Meine Sache iſt nur zu glauben,
den mir gegebenen Anweiſungen zu folgen, und
die mir verſprochenen Seeligkeiten mit ungezweifel-
ter Hofnung zu erwarten. Du haſt mir, mein
großer Schöpfer, ein Glück zugedacht, gegen
welches alle irdiſchen Herrlichkeiten nichts ſind, als
ein todter Schatte; du haſt deinen einzig geliebte-
ſten Sohn in die Welt geſandt, mich und alle Men-
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 268[266]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/278>, abgerufen am 16.02.2025.
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