a quatre sous, im dritten Capitel, erzählt, ist selber ein Symbol. Unten der berechnende, balancirende Verstand, dann die kahle, unschöne Leiter als Mittel, oben aber die entzückte, im Anschauen des Schönen sich selbst vergessende Phantasie.
Die Caricatur wird als Product der Malerei sehr oft und gern die Hülfe des Wortes annehmen, ihre Absicht deutlich aussprechen. Aus dieser Verbindung sind allmälig nicht nur vereinzelte Bildwitze, sondern ganze Suiten von Caricaturen, ja ganze zusammenhängende Geschichten von Bildworten und Weltbildern entstanden. Gavarni ist in dieser Doppelkunst ein außerordentliches Genie, aber Töpfer übertrifft ihn an Humor. Die Oeuvres choisies de Gavarni, etudes de moeurs contemporaines, vier Quart¬ bände, 1846, führen uns die terribles, die Loretten, die Studirenden, den Carneval, die debardeurs, die Schau¬ spielerinnen, Clichy, Paris am Abend u. s. w. vor, immer witzig, aber kaustisch. Töpfer dagegen in seinen köstlichen histoires en estampes sprudelt von jenem heitern Uebermuth, der einen Shakespeare seinen Falstaff, einen Jean Paul seinen Dr. Katzenberger, einen Tieck seine Vogelscheuche Ledebrinna schaffen ließ. Bischer hat diese ganze Gattung in einem Aufsatz über Gavarni und Töpfer in Schweglers Jahr¬ büchern der Gegenwart, 1846, S. 554-66. so vorzüglich charakterisirt, daß wir darauf verweisen müssen, da wir ihn nur wiederholen könnten (90).
Die phantastische Caricatur streift von der Verzerrung alle ethische Gefährlichkeit ab. Sie gestattet den Vortheil, die gemeine Verständigkeit von vorn herein zu überspringen und parodirt sich selber. Nun könnte es scheinen, als ob durch solche Ausgelassenheit die Uebertreibung des Charakte¬
à quatre sous, im dritten Capitel, erzählt, iſt ſelber ein Symbol. Unten der berechnende, balançirende Verſtand, dann die kahle, unſchöne Leiter als Mittel, oben aber die entzückte, im Anſchauen des Schönen ſich ſelbſt vergeſſende Phantaſie.
Die Caricatur wird als Product der Malerei ſehr oft und gern die Hülfe des Wortes annehmen, ihre Abſicht deutlich ausſprechen. Aus dieſer Verbindung ſind allmälig nicht nur vereinzelte Bildwitze, ſondern ganze Suiten von Caricaturen, ja ganze zuſammenhängende Geſchichten von Bildworten und Weltbildern entſtanden. Gavarni iſt in dieſer Doppelkunſt ein außerordentliches Genie, aber Töpfer übertrifft ihn an Humor. Die Oeuvres choisies de Gavarni, études de moeurs contemporaines, vier Quart¬ bände, 1846, führen uns die terribles, die Loretten, die Studirenden, den Carneval, die débardeurs, die Schau¬ ſpielerinnen, Clichy, Paris am Abend u. ſ. w. vor, immer witzig, aber kauſtiſch. Töpfer dagegen in ſeinen köſtlichen histoires en estampes ſprudelt von jenem heitern Uebermuth, der einen Shakeſpeare ſeinen Falſtaff, einen Jean Paul ſeinen Dr. Katzenberger, einen Tieck ſeine Vogelſcheuche Ledebrinna ſchaffen ließ. Biſcher hat dieſe ganze Gattung in einem Aufſatz über Gavarni und Töpfer in Schweglers Jahr¬ büchern der Gegenwart, 1846, S. 554–66. ſo vorzüglich charakteriſirt, daß wir darauf verweiſen müſſen, da wir ihn nur wiederholen könnten (90).
Die phantaſtiſche Caricatur ſtreift von der Verzerrung alle ethiſche Gefährlichkeit ab. Sie geſtattet den Vortheil, die gemeine Verſtändigkeit von vorn herein zu überſpringen und parodirt ſich ſelber. Nun könnte es ſcheinen, als ob durch ſolche Ausgelaſſenheit die Uebertreibung des Charakte¬
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Symbol. Unten der berechnende, balançirende Verſtand,
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entzückte, im Anſchauen des Schönen ſich ſelbſt vergeſſende
Phantaſie.
Die Caricatur wird als Product der Malerei ſehr oft
und gern die Hülfe des Wortes annehmen, ihre Abſicht
deutlich ausſprechen. Aus dieſer Verbindung ſind allmälig
nicht nur vereinzelte Bildwitze, ſondern ganze Suiten
von Caricaturen, ja ganze zuſammenhängende Geſchichten
von Bildworten und Weltbildern entſtanden. Gavarni iſt
in dieſer Doppelkunſt ein außerordentliches Genie, aber
Töpfer übertrifft ihn an Humor. Die Oeuvres choisies de
Gavarni, études de moeurs contemporaines, vier Quart¬
bände, 1846, führen uns die terribles, die Loretten,
die Studirenden, den Carneval, die débardeurs, die Schau¬
ſpielerinnen, Clichy, Paris am Abend u. ſ. w. vor, immer
witzig, aber kauſtiſch. Töpfer dagegen in ſeinen köſtlichen
histoires en estampes ſprudelt von jenem heitern Uebermuth,
der einen Shakeſpeare ſeinen Falſtaff, einen Jean Paul ſeinen
Dr. Katzenberger, einen Tieck ſeine Vogelſcheuche Ledebrinna
ſchaffen ließ. Biſcher hat dieſe ganze Gattung in einem
Aufſatz über Gavarni und Töpfer in Schweglers Jahr¬
büchern der Gegenwart, 1846, S. 554–66. ſo vorzüglich
charakteriſirt, daß wir darauf verweiſen müſſen, da wir ihn
nur wiederholen könnten (90).
Die phantaſtiſche Caricatur ſtreift von der Verzerrung
alle ethiſche Gefährlichkeit ab. Sie geſtattet den Vortheil,
die gemeine Verſtändigkeit von vorn herein zu überſpringen
und parodirt ſich ſelber. Nun könnte es ſcheinen, als ob
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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