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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Es ist still genug in unserer Kirche; Vater
Paul hält den Gottesdienst in den Krankenstuben
und auf dem Friedhofe. Die Leute kommen nur
mehr in den Särgen zur Pfarrkirche heraus. Die
Seuche ist zur "Sterb" geworden. Die Schule ist
schon seit Monaten geschlossen.

Es geht die Sage, der Pfarrer wäre Schuld
an der Seuche, da er das Branntweintrinken ab-
gesagt. Der Branntwein sei das allersicherste Mittel
gegen Ansteckungen.

Der Hannes lauert. Erst jetzt lehnt sich sein
Stolz auf gegen den Pfarrer, dessen Schalkheit und
Milde er vor wenigen Wochen unterlegen ist.

Es ist ein immerwährender Kampf gegen das
Geschick und gegen die Bosheit. Wer ausharrt im
Ringen und seiner inneren Ueberzeugung genug thut,
der erlangt das Ziel.



Am 22. März 1832.

Heute ist unser Pfarrer gestorben.



Zwei Tage später.

So hat sich noch Keiner selbst erlöst, wie
dieser Mann -- dieser seltsame Mann, der an
einem Fürstenhof regiert, in Indien gepredigt und
in der Höhle des Felsenthales gebüßt hat.


24*

Es iſt ſtill genug in unſerer Kirche; Vater
Paul hält den Gottesdienſt in den Krankenſtuben
und auf dem Friedhofe. Die Leute kommen nur
mehr in den Särgen zur Pfarrkirche heraus. Die
Seuche iſt zur „Sterb“ geworden. Die Schule iſt
ſchon ſeit Monaten geſchloſſen.

Es geht die Sage, der Pfarrer wäre Schuld
an der Seuche, da er das Branntweintrinken ab-
geſagt. Der Branntwein ſei das allerſicherſte Mittel
gegen Anſteckungen.

Der Hannes lauert. Erſt jetzt lehnt ſich ſein
Stolz auf gegen den Pfarrer, deſſen Schalkheit und
Milde er vor wenigen Wochen unterlegen iſt.

Es iſt ein immerwährender Kampf gegen das
Geſchick und gegen die Bosheit. Wer ausharrt im
Ringen und ſeiner inneren Ueberzeugung genug thut,
der erlangt das Ziel.



Am 22. März 1832.

Heute iſt unſer Pfarrer geſtorben.



Zwei Tage ſpäter.

So hat ſich noch Keiner ſelbſt erlöſt, wie
dieſer Mann — dieſer ſeltſame Mann, der an
einem Fürſtenhof regiert, in Indien gepredigt und
in der Höhle des Felſenthales gebüßt hat.


24*
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[371/0381] Es iſt ſtill genug in unſerer Kirche; Vater Paul hält den Gottesdienſt in den Krankenſtuben und auf dem Friedhofe. Die Leute kommen nur mehr in den Särgen zur Pfarrkirche heraus. Die Seuche iſt zur „Sterb“ geworden. Die Schule iſt ſchon ſeit Monaten geſchloſſen. Es geht die Sage, der Pfarrer wäre Schuld an der Seuche, da er das Branntweintrinken ab- geſagt. Der Branntwein ſei das allerſicherſte Mittel gegen Anſteckungen. Der Hannes lauert. Erſt jetzt lehnt ſich ſein Stolz auf gegen den Pfarrer, deſſen Schalkheit und Milde er vor wenigen Wochen unterlegen iſt. Es iſt ein immerwährender Kampf gegen das Geſchick und gegen die Bosheit. Wer ausharrt im Ringen und ſeiner inneren Ueberzeugung genug thut, der erlangt das Ziel. Am 22. März 1832. Heute iſt unſer Pfarrer geſtorben. Zwei Tage ſpäter. So hat ſich noch Keiner ſelbſt erlöſt, wie dieſer Mann — dieſer ſeltſame Mann, der an einem Fürſtenhof regiert, in Indien gepredigt und in der Höhle des Felſenthales gebüßt hat. 24*

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/381>, abgerufen am 22.11.2024.