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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Alle Irrpfade des Priesterthums hat er
durchwandeln müssen, bis er das Wahre gefunden:
den Armen im Geiste ein Helfer und Freund
zu sein.

Er hat sich in den Häusern der Kranken seinen
Tod geholt. Die Verlobung des Lazarus Schwarz-
hüter mit der Juliana Graßsteiger hat er gesegnet.
Ein kleines Unwohlsein hat ihn von der Feierlichkeit
weg auf seine Stube gerufen. Er hat sie nicht
mehr verlassen. Und ein guter, getreuer Hirt, hat
er uns in seiner letzten Stunde noch das Bedeut-
samste gelehrt, das Sterben. Wie ein lächelndes
Kind ist er entschlummert. Wir, die wir es gesehen,
fürchten Keiner mehr das Sterben; und wir haben
uns zutiefst gelobt, nach seinem Vorbilde streng
unsere Pflichten zu erfüllen.



Und ich kann's nicht glauben. Ohne Ruh' und
Rast schau ich zum Fenster hinaus, ob er nicht des
Weges kommt in seinem braunen Rock. Er hat sich
schon ein wenig stützen müssen; ist schon gebeugt
gewesen unter seinen weißen Haaren.

Ohne Ruh' und Rast geh' ich am Pfarr-
hofe vorüber; es ist kein Klopfen mehr an den
Fensterscheiben, es lächelt kein freundliches Gesicht
heraus.


Alle Irrpfade des Prieſterthums hat er
durchwandeln müſſen, bis er das Wahre gefunden:
den Armen im Geiſte ein Helfer und Freund
zu ſein.

Er hat ſich in den Häuſern der Kranken ſeinen
Tod geholt. Die Verlobung des Lazarus Schwarz-
hüter mit der Juliana Graßſteiger hat er geſegnet.
Ein kleines Unwohlſein hat ihn von der Feierlichkeit
weg auf ſeine Stube gerufen. Er hat ſie nicht
mehr verlaſſen. Und ein guter, getreuer Hirt, hat
er uns in ſeiner letzten Stunde noch das Bedeut-
ſamſte gelehrt, das Sterben. Wie ein lächelndes
Kind iſt er entſchlummert. Wir, die wir es geſehen,
fürchten Keiner mehr das Sterben; und wir haben
uns zutiefſt gelobt, nach ſeinem Vorbilde ſtreng
unſere Pflichten zu erfüllen.



Und ich kann’s nicht glauben. Ohne Ruh’ und
Raſt ſchau ich zum Fenſter hinaus, ob er nicht des
Weges kommt in ſeinem braunen Rock. Er hat ſich
ſchon ein wenig ſtützen müſſen; iſt ſchon gebeugt
geweſen unter ſeinen weißen Haaren.

Ohne Ruh’ und Raſt geh’ ich am Pfarr-
hofe vorüber; es iſt kein Klopfen mehr an den
Fenſterſcheiben, es lächelt kein freundliches Geſicht
heraus.


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[372/0382] Alle Irrpfade des Prieſterthums hat er durchwandeln müſſen, bis er das Wahre gefunden: den Armen im Geiſte ein Helfer und Freund zu ſein. Er hat ſich in den Häuſern der Kranken ſeinen Tod geholt. Die Verlobung des Lazarus Schwarz- hüter mit der Juliana Graßſteiger hat er geſegnet. Ein kleines Unwohlſein hat ihn von der Feierlichkeit weg auf ſeine Stube gerufen. Er hat ſie nicht mehr verlaſſen. Und ein guter, getreuer Hirt, hat er uns in ſeiner letzten Stunde noch das Bedeut- ſamſte gelehrt, das Sterben. Wie ein lächelndes Kind iſt er entſchlummert. Wir, die wir es geſehen, fürchten Keiner mehr das Sterben; und wir haben uns zutiefſt gelobt, nach ſeinem Vorbilde ſtreng unſere Pflichten zu erfüllen. Und ich kann’s nicht glauben. Ohne Ruh’ und Raſt ſchau ich zum Fenſter hinaus, ob er nicht des Weges kommt in ſeinem braunen Rock. Er hat ſich ſchon ein wenig ſtützen müſſen; iſt ſchon gebeugt geweſen unter ſeinen weißen Haaren. Ohne Ruh’ und Raſt geh’ ich am Pfarr- hofe vorüber; es iſt kein Klopfen mehr an den Fenſterſcheiben, es lächelt kein freundliches Geſicht heraus.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/382>, abgerufen am 22.11.2024.