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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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zu machen. Aber der Schnee ist zu locker, der
Mann hat wieder umkehren müssen. Nun macht er
Paketchen zusammen, sie sind aus der Speisekammer
unseres Wirthes und sollen durch kräftige Holz-
hauer in die Lautergräben zu den Kranken getragen
werden.

Das sind kurze Tage und doch so lang. Ich
habe meine Zither, habe die neue Geige, die mir
der Pfarrer zu meinem jüngstvergangenen Namens-
tage hat bringen lassen; ich habe andere Dinge,
die mir sonsten Zerstreuung geboten haben. Aber
jetzt muthet mich nichts an. Stundenlang gehe ich
in der Stube auf und ab und denke nach, was
dieser Winter noch für Folgen haben kann. Es gibt
Hütten genug in den Gräben, wo die Leute mit
ihren Schaufeln nicht gewesen sind. Wir wissen
nicht, wie es in denselben aussieht.

Auf daß ich mich von der drückenden That-
losigkeit erlöse, habe ich heute die Lade unter der
Ofenbank aufgemacht und meine alten Tagebuch-
blätter herausgenommen, um nachzuschlagen, was
die Gemeinde seit ihrem Bestehen für Schicksale
gehabt.

Da sehe ich, es ist seit zehn Jahren nichts
mehr geschrieben worden. -- Zwei Dinge mögen
die Ursache gewesen sein, daß ich die Aufzeichnungen
unterbrochen habe. Erstens ist das Bedürfniß nicht

Rosegger: Waldschulmeister. 21

zu machen. Aber der Schnee iſt zu locker, der
Mann hat wieder umkehren müſſen. Nun macht er
Paketchen zuſammen, ſie ſind aus der Speiſekammer
unſeres Wirthes und ſollen durch kräftige Holz-
hauer in die Lautergräben zu den Kranken getragen
werden.

Das ſind kurze Tage und doch ſo lang. Ich
habe meine Zither, habe die neue Geige, die mir
der Pfarrer zu meinem jüngſtvergangenen Namens-
tage hat bringen laſſen; ich habe andere Dinge,
die mir ſonſten Zerſtreuung geboten haben. Aber
jetzt muthet mich nichts an. Stundenlang gehe ich
in der Stube auf und ab und denke nach, was
dieſer Winter noch für Folgen haben kann. Es gibt
Hütten genug in den Gräben, wo die Leute mit
ihren Schaufeln nicht geweſen ſind. Wir wiſſen
nicht, wie es in denſelben ausſieht.

Auf daß ich mich von der drückenden That-
loſigkeit erlöſe, habe ich heute die Lade unter der
Ofenbank aufgemacht und meine alten Tagebuch-
blätter herausgenommen, um nachzuſchlagen, was
die Gemeinde ſeit ihrem Beſtehen für Schickſale
gehabt.

Da ſehe ich, es iſt ſeit zehn Jahren nichts
mehr geſchrieben worden. — Zwei Dinge mögen
die Urſache geweſen ſein, daß ich die Aufzeichnungen
unterbrochen habe. Erſtens iſt das Bedürfniß nicht

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[321/0331] zu machen. Aber der Schnee iſt zu locker, der Mann hat wieder umkehren müſſen. Nun macht er Paketchen zuſammen, ſie ſind aus der Speiſekammer unſeres Wirthes und ſollen durch kräftige Holz- hauer in die Lautergräben zu den Kranken getragen werden. Das ſind kurze Tage und doch ſo lang. Ich habe meine Zither, habe die neue Geige, die mir der Pfarrer zu meinem jüngſtvergangenen Namens- tage hat bringen laſſen; ich habe andere Dinge, die mir ſonſten Zerſtreuung geboten haben. Aber jetzt muthet mich nichts an. Stundenlang gehe ich in der Stube auf und ab und denke nach, was dieſer Winter noch für Folgen haben kann. Es gibt Hütten genug in den Gräben, wo die Leute mit ihren Schaufeln nicht geweſen ſind. Wir wiſſen nicht, wie es in denſelben ausſieht. Auf daß ich mich von der drückenden That- loſigkeit erlöſe, habe ich heute die Lade unter der Ofenbank aufgemacht und meine alten Tagebuch- blätter herausgenommen, um nachzuſchlagen, was die Gemeinde ſeit ihrem Beſtehen für Schickſale gehabt. Da ſehe ich, es iſt ſeit zehn Jahren nichts mehr geſchrieben worden. — Zwei Dinge mögen die Urſache geweſen ſein, daß ich die Aufzeichnungen unterbrochen habe. Erſtens iſt das Bedürfniß nicht Roſegger: Waldſchulmeiſter. 21

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/331>, abgerufen am 22.11.2024.