ihr, der Köhler ist leicht schwarz an Leib und Seel'; den mögt ihr nimmer weiß waschen. Nun, weil er halt wildert. Schlechter wie Andere wird er auch nicht sein. Was wollt ihr ihm denn?
Ich glaube, ich habe dem Frager von einer weitläufigen Verwandtschaft was gesagt. Da bleibt er stehen und sieht mich an: Verwandtschaft! thät' mich wol freuen! Der Ruß-Bartelmei bin ich halt selber.
Ich gehe mit dem Manne über Berge und durch Schluchten. Bis zur Mittagszeit sind wir bei seinem Hause.
Drei Tage bleibe ich bei den Leuten. Schwarz sind sie freilich. Bei einem Volke des Morgenlandes ist schwarz die Farbe der Tugend und der Seligen; sie malen dafür den Teufel weiß. -- Ich habe das, in der Meinung, ihm ein Gefälliges mitzutheilen, dem Kohlenbrenner gesagt. Der aber guckt seltsam aus seiner Hutkrempe hervor und entgegnet: Nachher wäre der Pfarrer in der Kirche ein Teufel und auf der Gasse ein Engel.
Am dritten Tage, nachdem ich und der Bartel- mei viel und über Vieles miteinander gesprochen und uns gegenseitig Theile aus unserer Lebens- geschichte erzählt (die seine ist kohlschwarz und die meine noch schwärzer), da frage ich ihn, ob er mein Freund sein wolle. Ich hätte vor, in der Wildniß zu
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ihr, der Köhler iſt leicht ſchwarz an Leib und Seel’; den mögt ihr nimmer weiß waſchen. Nun, weil er halt wildert. Schlechter wie Andere wird er auch nicht ſein. Was wollt ihr ihm denn?
Ich glaube, ich habe dem Frager von einer weitläufigen Verwandtſchaft was geſagt. Da bleibt er ſtehen und ſieht mich an: Verwandtſchaft! thät’ mich wol freuen! Der Ruß-Bartelmei bin ich halt ſelber.
Ich gehe mit dem Manne über Berge und durch Schluchten. Bis zur Mittagszeit ſind wir bei ſeinem Hauſe.
Drei Tage bleibe ich bei den Leuten. Schwarz ſind ſie freilich. Bei einem Volke des Morgenlandes iſt ſchwarz die Farbe der Tugend und der Seligen; ſie malen dafür den Teufel weiß. — Ich habe das, in der Meinung, ihm ein Gefälliges mitzutheilen, dem Kohlenbrenner geſagt. Der aber guckt ſeltſam aus ſeiner Hutkrempe hervor und entgegnet: Nachher wäre der Pfarrer in der Kirche ein Teufel und auf der Gaſſe ein Engel.
Am dritten Tage, nachdem ich und der Bartel- mei viel und über Vieles miteinander geſprochen und uns gegenſeitig Theile aus unſerer Lebens- geſchichte erzählt (die ſeine iſt kohlſchwarz und die meine noch ſchwärzer), da frage ich ihn, ob er mein Freund ſein wolle. Ich hätte vor, in der Wildniß zu
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ihr, der Köhler iſt leicht ſchwarz an Leib und Seel’;
den mögt ihr nimmer weiß waſchen. Nun, weil er
halt wildert. Schlechter wie Andere wird er auch
nicht ſein. Was wollt ihr ihm denn?
Ich glaube, ich habe dem Frager von einer
weitläufigen Verwandtſchaft was geſagt. Da bleibt
er ſtehen und ſieht mich an: Verwandtſchaft! thät’
mich wol freuen! Der Ruß-Bartelmei bin ich halt
ſelber.
Ich gehe mit dem Manne über Berge und
durch Schluchten. Bis zur Mittagszeit ſind wir bei
ſeinem Hauſe.
Drei Tage bleibe ich bei den Leuten. Schwarz
ſind ſie freilich. Bei einem Volke des Morgenlandes
iſt ſchwarz die Farbe der Tugend und der Seligen;
ſie malen dafür den Teufel weiß. — Ich habe das,
in der Meinung, ihm ein Gefälliges mitzutheilen,
dem Kohlenbrenner geſagt. Der aber guckt ſeltſam
aus ſeiner Hutkrempe hervor und entgegnet: Nachher
wäre der Pfarrer in der Kirche ein Teufel und auf
der Gaſſe ein Engel.
Am dritten Tage, nachdem ich und der Bartel-
mei viel und über Vieles miteinander geſprochen
und uns gegenſeitig Theile aus unſerer Lebens-
geſchichte erzählt (die ſeine iſt kohlſchwarz und die
meine noch ſchwärzer), da frage ich ihn, ob er mein
Freund ſein wolle. Ich hätte vor, in der Wildniß zu
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/301>, abgerufen am 15.06.2024.
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