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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Gemeinde. Unser Waldherr Schrankenheim hat's
unterschrieben.

Wie unsere Kirchweih eingeläutet worden, so
wird sie ausgeläutet. Da hat sich an diesem Tage
noch etwas sehr Erregendes zugetragen. Die Holden-
schlager Herren und der Förster sind fortgewesen;
am Winkelsteg ist es wieder still. Es dunkelt schon
früh und im Hochgebirge liegt der Nebel. Es ist
bereits finster, da ich zu meinen Glocken gehe.
Heute zum erstenmale brennt das rothe Aemplein
am Altare, das nun fortan das ewige Licht geheißen
werden wird, und nimmer verlöschen soll, so lange
das Gotteshaus steht. Das ist die Wacht vor dem
Herrn.

Wie ich in die Kirche trete, sehe ich in dem
matten Schein am Speisegitter eine Gestalt. Da
kniet noch ein Mensch und betet. Wenn Einer so
lange leben muß in dem Elende des Tages, so
wird hernach völlig der Sonntag zu kurz, da man
bei dem lieben Gott eingekehrt ist, oder bei sich
selber. -- So denke ich und trete vor, daß ich den
Beter aufmerksam mache auf das Absperren der
Kirche. Wie mich aber die Gestalt bemerkt, rafft
sie sich auf und will fliehen. -- Zuletzt ist das
gar kein Beter, sage ich und fasse den Davon-
eilenden und sehe ihm in's Gesicht. Ein junger
Bursche ist's.


Gemeinde. Unſer Waldherr Schrankenheim hat’s
unterſchrieben.

Wie unſere Kirchweih eingeläutet worden, ſo
wird ſie ausgeläutet. Da hat ſich an dieſem Tage
noch etwas ſehr Erregendes zugetragen. Die Holden-
ſchlager Herren und der Förſter ſind fortgeweſen;
am Winkelſteg iſt es wieder ſtill. Es dunkelt ſchon
früh und im Hochgebirge liegt der Nebel. Es iſt
bereits finſter, da ich zu meinen Glocken gehe.
Heute zum erſtenmale brennt das rothe Aemplein
am Altare, das nun fortan das ewige Licht geheißen
werden wird, und nimmer verlöſchen ſoll, ſo lange
das Gotteshaus ſteht. Das iſt die Wacht vor dem
Herrn.

Wie ich in die Kirche trete, ſehe ich in dem
matten Schein am Speiſegitter eine Geſtalt. Da
kniet noch ein Menſch und betet. Wenn Einer ſo
lange leben muß in dem Elende des Tages, ſo
wird hernach völlig der Sonntag zu kurz, da man
bei dem lieben Gott eingekehrt iſt, oder bei ſich
ſelber. — So denke ich und trete vor, daß ich den
Beter aufmerkſam mache auf das Abſperren der
Kirche. Wie mich aber die Geſtalt bemerkt, rafft
ſie ſich auf und will fliehen. — Zuletzt iſt das
gar kein Beter, ſage ich und faſſe den Davon-
eilenden und ſehe ihm in’s Geſicht. Ein junger
Burſche iſt’s.


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[249/0259] Gemeinde. Unſer Waldherr Schrankenheim hat’s unterſchrieben. Wie unſere Kirchweih eingeläutet worden, ſo wird ſie ausgeläutet. Da hat ſich an dieſem Tage noch etwas ſehr Erregendes zugetragen. Die Holden- ſchlager Herren und der Förſter ſind fortgeweſen; am Winkelſteg iſt es wieder ſtill. Es dunkelt ſchon früh und im Hochgebirge liegt der Nebel. Es iſt bereits finſter, da ich zu meinen Glocken gehe. Heute zum erſtenmale brennt das rothe Aemplein am Altare, das nun fortan das ewige Licht geheißen werden wird, und nimmer verlöſchen ſoll, ſo lange das Gotteshaus ſteht. Das iſt die Wacht vor dem Herrn. Wie ich in die Kirche trete, ſehe ich in dem matten Schein am Speiſegitter eine Geſtalt. Da kniet noch ein Menſch und betet. Wenn Einer ſo lange leben muß in dem Elende des Tages, ſo wird hernach völlig der Sonntag zu kurz, da man bei dem lieben Gott eingekehrt iſt, oder bei ſich ſelber. — So denke ich und trete vor, daß ich den Beter aufmerkſam mache auf das Abſperren der Kirche. Wie mich aber die Geſtalt bemerkt, rafft ſie ſich auf und will fliehen. — Zuletzt iſt das gar kein Beter, ſage ich und faſſe den Davon- eilenden und ſehe ihm in’s Geſicht. Ein junger Burſche iſt’s.

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/259>, abgerufen am 24.11.2024.