Behendig zieht sie den Stöpsel aus dem Plutzer gießt den funkelnden, rauchenden Branntwein bis auf den letzten Tropfen auf den Erdboden.
Die Alte kichert und keift: "Du Närrisch du, allbeid' Kätzlein werden dir rauschig; wird aber das ein Gehetz sein!"
Als Alle beisammen, hat schon die Sonne zur Thür hereingeleuchtet. In der Nacht ist ein Mahl gekocht worden, das die Leute nun mit gutem Appetit und lustigen Worten verzehren. Ich habe ebenfalls davon genossen, und habe mich unter die Kinder gemacht, die da gewesen und denen ich von den Speisen in ihre hölzernen Schüsselchen gefaßt, auf daß sie auch etwas bekommen.
Darauf sind wir Alle davongegangen. Bei den Kohlenmeilern bleibt nur ein einziger alter Mann zurück, der mit seinem Eisenhacken lange vor der Thüre steht, ein kurzes, hochthürmiges Pfeifchen schmaucht und uns schmunzelnd nachblickt, bis wir in dem waldschattigen Hohlweg ihm ver- schwunden. Dann liegt nur noch die stille, freund- liche Morgensonne auf den Schirmtannen.
Viele Männer des Hochzeitszuges haben sogar Schußgewehre bei sich getragen; aber nicht nach den Thieren zielen sie heute, in die freie Luft schießen sie hinein, und sie halten es für eine große Feier- lichkeit und Pracht, wenn es recht knallt und hallt.
Behendig zieht ſie den Stöpſel aus dem Plutzer gießt den funkelnden, rauchenden Branntwein bis auf den letzten Tropfen auf den Erdboden.
Die Alte kichert und keift: „Du Närriſch du, allbeid’ Kätzlein werden dir rauſchig; wird aber das ein Gehetz ſein!“
Als Alle beiſammen, hat ſchon die Sonne zur Thür hereingeleuchtet. In der Nacht iſt ein Mahl gekocht worden, das die Leute nun mit gutem Appetit und luſtigen Worten verzehren. Ich habe ebenfalls davon genoſſen, und habe mich unter die Kinder gemacht, die da geweſen und denen ich von den Speiſen in ihre hölzernen Schüſſelchen gefaßt, auf daß ſie auch etwas bekommen.
Darauf ſind wir Alle davongegangen. Bei den Kohlenmeilern bleibt nur ein einziger alter Mann zurück, der mit ſeinem Eiſenhacken lange vor der Thüre ſteht, ein kurzes, hochthürmiges Pfeifchen ſchmaucht und uns ſchmunzelnd nachblickt, bis wir in dem waldſchattigen Hohlweg ihm ver- ſchwunden. Dann liegt nur noch die ſtille, freund- liche Morgenſonne auf den Schirmtannen.
Viele Männer des Hochzeitszuges haben ſogar Schußgewehre bei ſich getragen; aber nicht nach den Thieren zielen ſie heute, in die freie Luft ſchießen ſie hinein, und ſie halten es für eine große Feier- lichkeit und Pracht, wenn es recht knallt und hallt.
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Behendig zieht ſie den Stöpſel aus dem Plutzer
gießt den funkelnden, rauchenden Branntwein bis
auf den letzten Tropfen auf den Erdboden.
Die Alte kichert und keift: „Du Närriſch du,
allbeid’ Kätzlein werden dir rauſchig; wird aber
das ein Gehetz ſein!“
Als Alle beiſammen, hat ſchon die Sonne
zur Thür hereingeleuchtet. In der Nacht iſt ein
Mahl gekocht worden, das die Leute nun mit gutem
Appetit und luſtigen Worten verzehren. Ich habe
ebenfalls davon genoſſen, und habe mich unter die
Kinder gemacht, die da geweſen und denen ich von
den Speiſen in ihre hölzernen Schüſſelchen gefaßt,
auf daß ſie auch etwas bekommen.
Darauf ſind wir Alle davongegangen. Bei
den Kohlenmeilern bleibt nur ein einziger alter
Mann zurück, der mit ſeinem Eiſenhacken lange
vor der Thüre ſteht, ein kurzes, hochthürmiges
Pfeifchen ſchmaucht und uns ſchmunzelnd nachblickt,
bis wir in dem waldſchattigen Hohlweg ihm ver-
ſchwunden. Dann liegt nur noch die ſtille, freund-
liche Morgenſonne auf den Schirmtannen.
Viele Männer des Hochzeitszuges haben ſogar
Schußgewehre bei ſich getragen; aber nicht nach
den Thieren zielen ſie heute, in die freie Luft ſchießen
ſie hinein, und ſie halten es für eine große Feier-
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/177>, abgerufen am 24.11.2024.
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