tagen sitzt gar der Förster stundenlang bei mir, und hört meine Erfahrungen und Pläne in Bezug der Winkelwaldleute. Wir besprechen Allerlei, und zuweilen schreibe ich einen langen Brief an den Herrn des Waldes.
Die Holzschläger, die früher drüben in den Lautergräben gereutet haben, ziehen sich immer mehr gegen das Winkel herüber, und schon einige Male hab' ich durch den stillen Wald das Donnern eines fallenden Baumes vernommen. Von der Lauter- kuppe schaut seit einigen Tagen eine röthliche Tafel herab, die sich von Tag zu Tag ausdehnt und in der Morgensonne freundlich zwischen dem dunkeln Grüne des Waldes niederleuchtet.
In den Schluchten der Winkel gegen die Straße hinaus arbeiten Steinbrecher und Teich- gräber; es wird ein Fahrweg angelegt, daß die Kohlen und Holzstämme hinausbefördert werden können.
Ich gehe gerne zu den Arbeitern herum und sehe ihnen zu, und spreche mit ihnen, auf daß ich mir in den Dingen einige Erfahrungen sammle.
Zuweilen aber sind die Leute doch ein wenig mißtrauisch gegen mich, und begegnen mir mit ihren Vorurtheilen. Ich trage gerne ein Büchelchen von Wolfgang Göthe mit mir herum, und wo so ein schönes lauschig Plätzchen ist, da setze ich mich auf
tagen ſitzt gar der Förſter ſtundenlang bei mir, und hört meine Erfahrungen und Pläne in Bezug der Winkelwaldleute. Wir beſprechen Allerlei, und zuweilen ſchreibe ich einen langen Brief an den Herrn des Waldes.
Die Holzſchläger, die früher drüben in den Lautergräben gereutet haben, ziehen ſich immer mehr gegen das Winkel herüber, und ſchon einige Male hab’ ich durch den ſtillen Wald das Donnern eines fallenden Baumes vernommen. Von der Lauter- kuppe ſchaut ſeit einigen Tagen eine röthliche Tafel herab, die ſich von Tag zu Tag ausdehnt und in der Morgenſonne freundlich zwiſchen dem dunkeln Grüne des Waldes niederleuchtet.
In den Schluchten der Winkel gegen die Straße hinaus arbeiten Steinbrecher und Teich- gräber; es wird ein Fahrweg angelegt, daß die Kohlen und Holzſtämme hinausbefördert werden können.
Ich gehe gerne zu den Arbeitern herum und ſehe ihnen zu, und ſpreche mit ihnen, auf daß ich mir in den Dingen einige Erfahrungen ſammle.
Zuweilen aber ſind die Leute doch ein wenig mißtrauiſch gegen mich, und begegnen mir mit ihren Vorurtheilen. Ich trage gerne ein Büchelchen von Wolfgang Göthe mit mir herum, und wo ſo ein ſchönes lauſchig Plätzchen iſt, da ſetze ich mich auf
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tagen ſitzt gar der Förſter ſtundenlang bei mir,
und hört meine Erfahrungen und Pläne in Bezug
der Winkelwaldleute. Wir beſprechen Allerlei, und
zuweilen ſchreibe ich einen langen Brief an den
Herrn des Waldes.
Die Holzſchläger, die früher drüben in den
Lautergräben gereutet haben, ziehen ſich immer mehr
gegen das Winkel herüber, und ſchon einige Male
hab’ ich durch den ſtillen Wald das Donnern eines
fallenden Baumes vernommen. Von der Lauter-
kuppe ſchaut ſeit einigen Tagen eine röthliche Tafel
herab, die ſich von Tag zu Tag ausdehnt und in
der Morgenſonne freundlich zwiſchen dem dunkeln
Grüne des Waldes niederleuchtet.
In den Schluchten der Winkel gegen die
Straße hinaus arbeiten Steinbrecher und Teich-
gräber; es wird ein Fahrweg angelegt, daß die
Kohlen und Holzſtämme hinausbefördert werden
können.
Ich gehe gerne zu den Arbeitern herum und
ſehe ihnen zu, und ſpreche mit ihnen, auf daß ich
mir in den Dingen einige Erfahrungen ſammle.
Zuweilen aber ſind die Leute doch ein wenig
mißtrauiſch gegen mich, und begegnen mir mit ihren
Vorurtheilen. Ich trage gerne ein Büchelchen von
Wolfgang Göthe mit mir herum, und wo ſo ein
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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/153>, abgerufen am 24.11.2024.
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