gern haben mögen, muß von der Welt verachtet und verlassen und verbannt sein, muß schier so wild und glück- und sorglos sein, wie sie selbst. Ich habe mich denn auch um eine Arbeit umsehen müssen. Ich flechte Körbe aus Rispenstroh und Weiden, ich sammle und bereite Zunder, ich schnitze aus Buchenholz Spielsachen für Kinder. Ich habe mich schon so sehr in dem Zutrauen der Leute be- festigt, daß sie mich das Schärfen der Arbeits- werkzeuge lehren, so daß ich den Holzschlägern die Beile und Sägen scharf zu machen verstehe. Das bringt mir manchen Groschen ein, und ich nehme ihn an -- muß ja angewiesen sein auf meiner Hände Arbeit, wie Alle hier. In meiner Stube sieht es bunt aus. Und da sitze ich, wenn draußen schlecht Wetter oder der lange Herbstabend ist, zwischen den Weidenbüscheln und Holzstücken und den verschiedenen Werkzeugen, und schaffe. Selten bin ich allein dabei; es plaudert mir meine heitere Hauswirthin vor, oder es sitzt ein Pecher oder Wurzner, oder Kohlenbrenner neben mir, und schmaucht sein Pfeifchen und sieht mir schmunzelnd zu, wie ich das Alles anfange und zu Ende bringe, und greift letztlich wol gar selber an. Oder es sind Kinder um mich, denen ich Märchen erzähle, oder die mit den Schnittspänen spielen, bis auch das Spielzeug in meiner Hand fertig ist. An Sonn-
gern haben mögen, muß von der Welt verachtet und verlaſſen und verbannt ſein, muß ſchier ſo wild und glück- und ſorglos ſein, wie ſie ſelbſt. Ich habe mich denn auch um eine Arbeit umſehen müſſen. Ich flechte Körbe aus Riſpenſtroh und Weiden, ich ſammle und bereite Zunder, ich ſchnitze aus Buchenholz Spielſachen für Kinder. Ich habe mich ſchon ſo ſehr in dem Zutrauen der Leute be- feſtigt, daß ſie mich das Schärfen der Arbeits- werkzeuge lehren, ſo daß ich den Holzſchlägern die Beile und Sägen ſcharf zu machen verſtehe. Das bringt mir manchen Groſchen ein, und ich nehme ihn an — muß ja angewieſen ſein auf meiner Hände Arbeit, wie Alle hier. In meiner Stube ſieht es bunt aus. Und da ſitze ich, wenn draußen ſchlecht Wetter oder der lange Herbſtabend iſt, zwiſchen den Weidenbüſcheln und Holzſtücken und den verſchiedenen Werkzeugen, und ſchaffe. Selten bin ich allein dabei; es plaudert mir meine heitere Hauswirthin vor, oder es ſitzt ein Pecher oder Wurzner, oder Kohlenbrenner neben mir, und ſchmaucht ſein Pfeifchen und ſieht mir ſchmunzelnd zu, wie ich das Alles anfange und zu Ende bringe, und greift letztlich wol gar ſelber an. Oder es ſind Kinder um mich, denen ich Märchen erzähle, oder die mit den Schnittſpänen ſpielen, bis auch das Spielzeug in meiner Hand fertig iſt. An Sonn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0152"n="142"/>
gern haben mögen, muß von der Welt verachtet<lb/>
und verlaſſen und verbannt ſein, muß ſchier ſo<lb/>
wild und glück- und ſorglos ſein, wie ſie ſelbſt.<lb/>
Ich habe mich denn auch um eine Arbeit umſehen<lb/>
müſſen. Ich flechte Körbe aus Riſpenſtroh und<lb/>
Weiden, ich ſammle und bereite Zunder, ich ſchnitze<lb/>
aus Buchenholz Spielſachen für Kinder. Ich habe<lb/>
mich ſchon ſo ſehr in dem Zutrauen der Leute be-<lb/>
feſtigt, daß ſie mich das Schärfen der Arbeits-<lb/>
werkzeuge lehren, ſo daß ich den Holzſchlägern die<lb/>
Beile und Sägen ſcharf zu machen verſtehe. Das<lb/>
bringt mir manchen Groſchen ein, und ich nehme<lb/>
ihn an — muß ja angewieſen ſein auf meiner<lb/>
Hände Arbeit, wie Alle hier. In meiner Stube<lb/>ſieht es bunt aus. Und da ſitze ich, wenn draußen<lb/>ſchlecht Wetter oder der lange Herbſtabend iſt,<lb/>
zwiſchen den Weidenbüſcheln und Holzſtücken und<lb/>
den verſchiedenen Werkzeugen, und ſchaffe. Selten<lb/>
bin ich allein dabei; es plaudert mir meine heitere<lb/>
Hauswirthin vor, oder es ſitzt ein Pecher oder<lb/>
Wurzner, oder Kohlenbrenner neben mir, und<lb/>ſchmaucht ſein Pfeifchen und ſieht mir ſchmunzelnd<lb/>
zu, wie ich das Alles anfange und zu Ende bringe,<lb/>
und greift letztlich wol gar ſelber an. Oder es ſind<lb/>
Kinder um mich, denen ich Märchen erzähle, oder<lb/>
die mit den Schnittſpänen ſpielen, bis auch das<lb/>
Spielzeug in meiner Hand fertig iſt. An Sonn-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[142/0152]
gern haben mögen, muß von der Welt verachtet
und verlaſſen und verbannt ſein, muß ſchier ſo
wild und glück- und ſorglos ſein, wie ſie ſelbſt.
Ich habe mich denn auch um eine Arbeit umſehen
müſſen. Ich flechte Körbe aus Riſpenſtroh und
Weiden, ich ſammle und bereite Zunder, ich ſchnitze
aus Buchenholz Spielſachen für Kinder. Ich habe
mich ſchon ſo ſehr in dem Zutrauen der Leute be-
feſtigt, daß ſie mich das Schärfen der Arbeits-
werkzeuge lehren, ſo daß ich den Holzſchlägern die
Beile und Sägen ſcharf zu machen verſtehe. Das
bringt mir manchen Groſchen ein, und ich nehme
ihn an — muß ja angewieſen ſein auf meiner
Hände Arbeit, wie Alle hier. In meiner Stube
ſieht es bunt aus. Und da ſitze ich, wenn draußen
ſchlecht Wetter oder der lange Herbſtabend iſt,
zwiſchen den Weidenbüſcheln und Holzſtücken und
den verſchiedenen Werkzeugen, und ſchaffe. Selten
bin ich allein dabei; es plaudert mir meine heitere
Hauswirthin vor, oder es ſitzt ein Pecher oder
Wurzner, oder Kohlenbrenner neben mir, und
ſchmaucht ſein Pfeifchen und ſieht mir ſchmunzelnd
zu, wie ich das Alles anfange und zu Ende bringe,
und greift letztlich wol gar ſelber an. Oder es ſind
Kinder um mich, denen ich Märchen erzähle, oder
die mit den Schnittſpänen ſpielen, bis auch das
Spielzeug in meiner Hand fertig iſt. An Sonn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/152>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.