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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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ein Würzlein hervorgezogen: "Da thät ich wol
was haben! Bursch, das ist noch ein wenig stärker,
wie du!" -- "Her damit!" schreit der Fresser, er
rafft das Würzlein und steckt es in seinen Schlund.
-- "Bist hin!" hat der Alte gekichert, ist davon
in den Wald. -- Steht nicht lang an, springt der
Fresser auf und hinaus auf den Anger. Dort stürzt
er nieder und ist todt über und über. Da haben
wir's wol gewußt, was das Ding bedeutet. Den
alten Wurzner hat kein Mensch gekannt -- der
Teufel ist's gewesen.

Halb That, halb Mähr, so hat es der Leute
Aberglauben aufgefaßt und mir erzählt. Sie haben
den Mann auch nicht hinausgetragen auf den Hol-
denschlager Kirchhof. Im Moorboden der Wolfs-
grube, wo nur die Binsengarbe wuchert und ihre
Flockenfähnlein wiegt, haben sie eine Grube gemacht.
In dichtes Fichtengeäste haben sie den Mann ge-
schlungen, mit einer Stange haben sie ihn an das
Grab gewälzt bis er hinabgekollert.

Zur selbigen Stund' ist eine kleine Schaar
von Betern über die Moorheide und durch die
Wolfsgrube gezogen. Sie war in einem Kare des
Hochgebirgsstockes gewesen, wo ein Kreuz stehen soll
im Gestein. Diese kleine Schaar ist an der Grube
stehen geblieben und hat laut für den Todten ein
Vaterunser gesprochen. Da hat jählings eine braune

Rosegger: Waldschulmeister. 7

ein Würzlein hervorgezogen: „Da thät ich wol
was haben! Burſch, das iſt noch ein wenig ſtärker,
wie du!“ — „Her damit!“ ſchreit der Freſſer, er
rafft das Würzlein und ſteckt es in ſeinen Schlund.
— „Biſt hin!“ hat der Alte gekichert, iſt davon
in den Wald. — Steht nicht lang an, ſpringt der
Freſſer auf und hinaus auf den Anger. Dort ſtürzt
er nieder und iſt todt über und über. Da haben
wir’s wol gewußt, was das Ding bedeutet. Den
alten Wurzner hat kein Menſch gekannt — der
Teufel iſt’s geweſen.

Halb That, halb Mähr, ſo hat es der Leute
Aberglauben aufgefaßt und mir erzählt. Sie haben
den Mann auch nicht hinausgetragen auf den Hol-
denſchlager Kirchhof. Im Moorboden der Wolfs-
grube, wo nur die Binſengarbe wuchert und ihre
Flockenfähnlein wiegt, haben ſie eine Grube gemacht.
In dichtes Fichtengeäſte haben ſie den Mann ge-
ſchlungen, mit einer Stange haben ſie ihn an das
Grab gewälzt bis er hinabgekollert.

Zur ſelbigen Stund’ iſt eine kleine Schaar
von Betern über die Moorheide und durch die
Wolfsgrube gezogen. Sie war in einem Kare des
Hochgebirgsſtockes geweſen, wo ein Kreuz ſtehen ſoll
im Geſtein. Dieſe kleine Schaar iſt an der Grube
ſtehen geblieben und hat laut für den Todten ein
Vaterunſer geſprochen. Da hat jählings eine braune

Roſegger: Waldſchulmeiſter. 7
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[97/0107] ein Würzlein hervorgezogen: „Da thät ich wol was haben! Burſch, das iſt noch ein wenig ſtärker, wie du!“ — „Her damit!“ ſchreit der Freſſer, er rafft das Würzlein und ſteckt es in ſeinen Schlund. — „Biſt hin!“ hat der Alte gekichert, iſt davon in den Wald. — Steht nicht lang an, ſpringt der Freſſer auf und hinaus auf den Anger. Dort ſtürzt er nieder und iſt todt über und über. Da haben wir’s wol gewußt, was das Ding bedeutet. Den alten Wurzner hat kein Menſch gekannt — der Teufel iſt’s geweſen. Halb That, halb Mähr, ſo hat es der Leute Aberglauben aufgefaßt und mir erzählt. Sie haben den Mann auch nicht hinausgetragen auf den Hol- denſchlager Kirchhof. Im Moorboden der Wolfs- grube, wo nur die Binſengarbe wuchert und ihre Flockenfähnlein wiegt, haben ſie eine Grube gemacht. In dichtes Fichtengeäſte haben ſie den Mann ge- ſchlungen, mit einer Stange haben ſie ihn an das Grab gewälzt bis er hinabgekollert. Zur ſelbigen Stund’ iſt eine kleine Schaar von Betern über die Moorheide und durch die Wolfsgrube gezogen. Sie war in einem Kare des Hochgebirgsſtockes geweſen, wo ein Kreuz ſtehen ſoll im Geſtein. Dieſe kleine Schaar iſt an der Grube ſtehen geblieben und hat laut für den Todten ein Vaterunſer geſprochen. Da hat jählings eine braune Roſegger: Waldſchulmeiſter. 7

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/107>, abgerufen am 27.11.2024.