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Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.

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Kohlenbrennerin das Wort ergriffen und in ihrer
Art ausgerufen: "Ihr Hascher, dem hilft euer
fromm Gebet just so viel, wie dem Fisch im
Wasser ein trocken Pfaidlein thät nützen. Der ist
schon dort, wo die Hühner hin pissen, das ist ja
der Glasscherbenfresser!"

"Nachher gilt das heilig Vaterunser für un-
sern Viehstand daheim!" murmeln die Beter und
gehen davon.

Ein einziger Mann, ein blasser, schwarzlockiger,
völlig genickter und seltsam hastender Mann ist
noch stehen geblieben an der Grube, hat hinab-
gestarrt, hat mit zitternder Hand eine Scholle auf
den Leichnam im grünen Reiserkleide geworfen, hat
in der Runde umhergeblickt und die Worte gesagt:
"Mit Erden werden sie ihn doch bedecken. Seines
guten Magens wegen wird ihn der Teufel nicht
geholt haben; und etwan ist sein Herz nicht schlech-
ter gewesen, als sein Magen."

So die Grabrede. Und hierauf kommen ein
par Männer und scharren Erdreich in die Grube.

Ich bin später mit dem blassen, geknickten
Mann, den sie den Einspanig nennen, wieder zu-
sammengekommen. Da habe ich an ihn die Frage
gethan: "Was ist das mit dem Glasscherbenfresser?
Das ist doch eine seltsame und märchenhafte Ge-
schichte."


Kohlenbrennerin das Wort ergriffen und in ihrer
Art ausgerufen: „Ihr Haſcher, dem hilft euer
fromm Gebet juſt ſo viel, wie dem Fiſch im
Waſſer ein trocken Pfaidlein thät nützen. Der iſt
ſchon dort, wo die Hühner hin piſſen, das iſt ja
der Glasſcherbenfreſſer!“

„Nachher gilt das heilig Vaterunſer für un-
ſern Viehſtand daheim!“ murmeln die Beter und
gehen davon.

Ein einziger Mann, ein blaſſer, ſchwarzlockiger,
völlig genickter und ſeltſam haſtender Mann iſt
noch ſtehen geblieben an der Grube, hat hinab-
geſtarrt, hat mit zitternder Hand eine Scholle auf
den Leichnam im grünen Reiſerkleide geworfen, hat
in der Runde umhergeblickt und die Worte geſagt:
„Mit Erden werden ſie ihn doch bedecken. Seines
guten Magens wegen wird ihn der Teufel nicht
geholt haben; und etwan iſt ſein Herz nicht ſchlech-
ter geweſen, als ſein Magen.“

So die Grabrede. Und hierauf kommen ein
par Männer und ſcharren Erdreich in die Grube.

Ich bin ſpäter mit dem blaſſen, geknickten
Mann, den ſie den Einſpanig nennen, wieder zu-
ſammengekommen. Da habe ich an ihn die Frage
gethan: „Was iſt das mit dem Glasſcherbenfreſſer?
Das iſt doch eine ſeltſame und märchenhafte Ge-
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[98/0108] Kohlenbrennerin das Wort ergriffen und in ihrer Art ausgerufen: „Ihr Haſcher, dem hilft euer fromm Gebet juſt ſo viel, wie dem Fiſch im Waſſer ein trocken Pfaidlein thät nützen. Der iſt ſchon dort, wo die Hühner hin piſſen, das iſt ja der Glasſcherbenfreſſer!“ „Nachher gilt das heilig Vaterunſer für un- ſern Viehſtand daheim!“ murmeln die Beter und gehen davon. Ein einziger Mann, ein blaſſer, ſchwarzlockiger, völlig genickter und ſeltſam haſtender Mann iſt noch ſtehen geblieben an der Grube, hat hinab- geſtarrt, hat mit zitternder Hand eine Scholle auf den Leichnam im grünen Reiſerkleide geworfen, hat in der Runde umhergeblickt und die Worte geſagt: „Mit Erden werden ſie ihn doch bedecken. Seines guten Magens wegen wird ihn der Teufel nicht geholt haben; und etwan iſt ſein Herz nicht ſchlech- ter geweſen, als ſein Magen.“ So die Grabrede. Und hierauf kommen ein par Männer und ſcharren Erdreich in die Grube. Ich bin ſpäter mit dem blaſſen, geknickten Mann, den ſie den Einſpanig nennen, wieder zu- ſammengekommen. Da habe ich an ihn die Frage gethan: „Was iſt das mit dem Glasſcherbenfreſſer? Das iſt doch eine ſeltſame und märchenhafte Ge- ſchichte.“

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Zitationshilfe: Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/108>, abgerufen am 27.11.2024.