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Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Als wir vor dem Hochzeitshause wieder anlangten, empfing uns eine sonderbare Scene. Wir hörten Victor's Stimme. Da ist unser göttlicher Steuermann! rief er lachend. Nur näher, du Adonis, reizendster aller Jünglinge!

Der Angeredete war Sardok. Er stand in der Nähe des Tisches, verlegen und doch verschmitzt lächelnd, und drehte seine Mütze in den Händen. Victor nahm ein Glas Wein. Komm, fuhr er fort, bringe durch diesen Trunk der Schlangenkönigin deine Huldigung!

Sardok schlug die Augen auf und sagte grinsend: Sie soll's mir selbst geben! Allgemeines Gelächter folgte. Marie weigerte sich, halb ärgerlich, halb lachend. Da trat Victor vor sie. Schönste der Königinnen, sagte er, erfüllen Sie die Bitte jenes armen Knaben!

Marie nahm das Glas aus seinen Händen und reichte es mit rascher Bewegung dem Kosaken. Sardok griff hastig darnach und trank es aus. Seine Augen blitzten von einem unheimlichen Feuer.

Kannst du uns ein Lied singen? fragte Victor. Sardok schüttelte den Kopf. -- Aber tanzen? Heda, Sardok, mach' es uns vor, wie man in deiner Heimath tanzt!

Dieser Vorschlag erregte schallenden Jubel, zumal da der Verhöhnte eine linkische Bewegung machte, die sein Hinken hervortreten ließ. Der Pfarrer und ich traten zu Victor, mit der Bitte, das unpassende Spiel zu beenden. Schon aber hatte bei dem allgemeinen

Als wir vor dem Hochzeitshause wieder anlangten, empfing uns eine sonderbare Scene. Wir hörten Victor's Stimme. Da ist unser göttlicher Steuermann! rief er lachend. Nur näher, du Adonis, reizendster aller Jünglinge!

Der Angeredete war Sardok. Er stand in der Nähe des Tisches, verlegen und doch verschmitzt lächelnd, und drehte seine Mütze in den Händen. Victor nahm ein Glas Wein. Komm, fuhr er fort, bringe durch diesen Trunk der Schlangenkönigin deine Huldigung!

Sardok schlug die Augen auf und sagte grinsend: Sie soll's mir selbst geben! Allgemeines Gelächter folgte. Marie weigerte sich, halb ärgerlich, halb lachend. Da trat Victor vor sie. Schönste der Königinnen, sagte er, erfüllen Sie die Bitte jenes armen Knaben!

Marie nahm das Glas aus seinen Händen und reichte es mit rascher Bewegung dem Kosaken. Sardok griff hastig darnach und trank es aus. Seine Augen blitzten von einem unheimlichen Feuer.

Kannst du uns ein Lied singen? fragte Victor. Sardok schüttelte den Kopf. — Aber tanzen? Heda, Sardok, mach' es uns vor, wie man in deiner Heimath tanzt!

Dieser Vorschlag erregte schallenden Jubel, zumal da der Verhöhnte eine linkische Bewegung machte, die sein Hinken hervortreten ließ. Der Pfarrer und ich traten zu Victor, mit der Bitte, das unpassende Spiel zu beenden. Schon aber hatte bei dem allgemeinen

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[0099] Als wir vor dem Hochzeitshause wieder anlangten, empfing uns eine sonderbare Scene. Wir hörten Victor's Stimme. Da ist unser göttlicher Steuermann! rief er lachend. Nur näher, du Adonis, reizendster aller Jünglinge! Der Angeredete war Sardok. Er stand in der Nähe des Tisches, verlegen und doch verschmitzt lächelnd, und drehte seine Mütze in den Händen. Victor nahm ein Glas Wein. Komm, fuhr er fort, bringe durch diesen Trunk der Schlangenkönigin deine Huldigung! Sardok schlug die Augen auf und sagte grinsend: Sie soll's mir selbst geben! Allgemeines Gelächter folgte. Marie weigerte sich, halb ärgerlich, halb lachend. Da trat Victor vor sie. Schönste der Königinnen, sagte er, erfüllen Sie die Bitte jenes armen Knaben! Marie nahm das Glas aus seinen Händen und reichte es mit rascher Bewegung dem Kosaken. Sardok griff hastig darnach und trank es aus. Seine Augen blitzten von einem unheimlichen Feuer. Kannst du uns ein Lied singen? fragte Victor. Sardok schüttelte den Kopf. — Aber tanzen? Heda, Sardok, mach' es uns vor, wie man in deiner Heimath tanzt! Dieser Vorschlag erregte schallenden Jubel, zumal da der Verhöhnte eine linkische Bewegung machte, die sein Hinken hervortreten ließ. Der Pfarrer und ich traten zu Victor, mit der Bitte, das unpassende Spiel zu beenden. Schon aber hatte bei dem allgemeinen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:15:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:15:33Z)

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Zitationshilfe: Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 16. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 221–335. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roquette_schlangenkoenigin_1910/99>, abgerufen am 22.11.2024.