Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



oder er sein Geld nach Hofe und grossen Herren
leihen soll, gehet er behutsam, und läst es wohl
bleiben. Wenn er aber wahrnimmt, daß ei-
ne gantze Stadt dafür gut spricht, die Banck-
Herren ehrliche verständige Leute, und von gu-
tem Credit sind, und man Handel und Wandel
damit treiben will, so kan er leicht erachten, daß
man nichts darbey verlieren, sondern gewinnen
müsse. Wann dann die inländischen Deposi-
tarii
voran gehen, so folgen die fremden nach,
und hat man alsdenn mehr Credit und Geld,
als man anwenden kan.

§. 3. Die Banquen sind entweder öffent-
liche Land-Lehne und Deposito, oder auch Wech-
sel und Giro, oder Kauffmännischer Ab- und
Zuschreib, item Billets und Müntz-Zettul, oder
auch Actien-Banquen, und denn die aus dieser
Sorten entspringenden vermischten Banquen,
unter welchen letztern theils Jtaliänische, und
dann die Wiener Banco vornemlich mit zu zeh-
len seyn. Eine Land-Banco oder vielmehr
öffentliche Landschaffts-Casse ist diejenige, wel-
che eine gantze Landschafft auf ihren eigenen
Credit und unter Guarantie aller Land Stän-
de anfrichtet, und in dieselbige zur Bestreitung
der Landes-Ausgaben erstlich einheimische
Capitalia, vornemlich aber Pupillen, und Witt-
wen-Gelder, und denn auch, wenn diese nicht

zu-



oder er ſein Geld nach Hofe und groſſen Herren
leihen ſoll, gehet er behutſam, und laͤſt es wohl
bleiben. Wenn er aber wahrnimmt, daß ei-
ne gantze Stadt dafuͤr gut ſpricht, die Banck-
Herren ehrliche verſtaͤndige Leute, und von gu-
tem Credit ſind, und man Handel und Wandel
damit treiben will, ſo kan er leicht erachten, daß
man nichts darbey verlieren, ſondern gewinnen
muͤſſe. Wann dann die inlaͤndiſchen Depoſi-
tarii
voran gehen, ſo folgen die fremden nach,
und hat man alsdenn mehr Credit und Geld,
als man anwenden kan.

§. 3. Die Banquen ſind entweder oͤffent-
liche Land-Lehne und Depoſito, oder auch Wech-
ſel und Giro, oder Kauffmaͤnniſcher Ab- und
Zuſchreib, item Billets und Muͤntz-Zettul, oder
auch Actien-Banquen, und denn die aus dieſer
Sorten entſpringenden vermiſchten Banquen,
unter welchen letztern theils Jtaliaͤniſche, und
dann die Wiener Banco vornemlich mit zu zeh-
len ſeyn. Eine Land-Banco oder vielmehr
oͤffentliche Landſchaffts-Caſſe iſt diejenige, wel-
che eine gantze Landſchafft auf ihren eigenen
Credit und unter Guarantie aller Land Staͤn-
de anfrichtet, und in dieſelbige zur Beſtreitung
der Landes-Ausgaben erſtlich einheimiſche
Capitalia, vornemlich aber Pupillen, und Witt-
wen-Gelder, und denn auch, wenn dieſe nicht

zu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0979" n="959"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> oder er &#x017F;ein Geld nach Hofe und gro&#x017F;&#x017F;en Herren<lb/>
leihen &#x017F;oll, gehet er behut&#x017F;am, und la&#x0364;&#x017F;t es wohl<lb/>
bleiben. Wenn er aber wahrnimmt, daß ei-<lb/>
ne gantze Stadt dafu&#x0364;r gut &#x017F;pricht, die Banck-<lb/>
Herren ehrliche ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Leute, und von gu-<lb/>
tem Credit &#x017F;ind, und man Handel und Wandel<lb/>
damit treiben will, &#x017F;o kan er leicht erachten, daß<lb/>
man nichts darbey verlieren, &#x017F;ondern gewinnen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Wann dann die inla&#x0364;ndi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Depo&#x017F;i-<lb/>
tarii</hi> voran gehen, &#x017F;o folgen die fremden nach,<lb/>
und hat man alsdenn mehr Credit und Geld,<lb/>
als man anwenden kan.</p><lb/>
        <p>§. 3. Die <hi rendition="#aq">Banqu</hi>en &#x017F;ind entweder o&#x0364;ffent-<lb/>
liche Land-Lehne und <hi rendition="#aq">Depo&#x017F;ito,</hi> oder auch Wech-<lb/>
&#x017F;el und <hi rendition="#aq">Giro,</hi> oder Kauffma&#x0364;nni&#x017F;cher Ab- und<lb/>
Zu&#x017F;chreib, <hi rendition="#aq">item Billets</hi> und Mu&#x0364;ntz-Zettul, oder<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Acti</hi>en-<hi rendition="#aq">Banqu</hi>en, und denn die aus die&#x017F;er<lb/>
Sorten ent&#x017F;pringenden vermi&#x017F;chten <hi rendition="#aq">Banqu</hi>en,<lb/>
unter welchen letztern theils Jtalia&#x0364;ni&#x017F;che, und<lb/>
dann die Wiener <hi rendition="#aq">Banco</hi> vornemlich mit zu zeh-<lb/>
len &#x017F;eyn. Eine Land-<hi rendition="#aq">Banco</hi> oder vielmehr<lb/>
o&#x0364;ffentliche Land&#x017F;chaffts-Ca&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t diejenige, wel-<lb/>
che eine gantze Land&#x017F;chafft auf ihren eigenen<lb/>
Credit und unter <hi rendition="#aq">Guarantie</hi> aller Land Sta&#x0364;n-<lb/>
de anfrichtet, und in die&#x017F;elbige zur Be&#x017F;treitung<lb/>
der Landes-Ausgaben er&#x017F;tlich einheimi&#x017F;che<lb/>
Capitalia, vornemlich aber <hi rendition="#aq">Pupill</hi>en, und Witt-<lb/>
wen-Gelder, und denn auch, wenn die&#x017F;e nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[959/0979] oder er ſein Geld nach Hofe und groſſen Herren leihen ſoll, gehet er behutſam, und laͤſt es wohl bleiben. Wenn er aber wahrnimmt, daß ei- ne gantze Stadt dafuͤr gut ſpricht, die Banck- Herren ehrliche verſtaͤndige Leute, und von gu- tem Credit ſind, und man Handel und Wandel damit treiben will, ſo kan er leicht erachten, daß man nichts darbey verlieren, ſondern gewinnen muͤſſe. Wann dann die inlaͤndiſchen Depoſi- tarii voran gehen, ſo folgen die fremden nach, und hat man alsdenn mehr Credit und Geld, als man anwenden kan. §. 3. Die Banquen ſind entweder oͤffent- liche Land-Lehne und Depoſito, oder auch Wech- ſel und Giro, oder Kauffmaͤnniſcher Ab- und Zuſchreib, item Billets und Muͤntz-Zettul, oder auch Actien-Banquen, und denn die aus dieſer Sorten entſpringenden vermiſchten Banquen, unter welchen letztern theils Jtaliaͤniſche, und dann die Wiener Banco vornemlich mit zu zeh- len ſeyn. Eine Land-Banco oder vielmehr oͤffentliche Landſchaffts-Caſſe iſt diejenige, wel- che eine gantze Landſchafft auf ihren eigenen Credit und unter Guarantie aller Land Staͤn- de anfrichtet, und in dieſelbige zur Beſtreitung der Landes-Ausgaben erſtlich einheimiſche Capitalia, vornemlich aber Pupillen, und Witt- wen-Gelder, und denn auch, wenn dieſe nicht zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/979
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/979>, abgerufen am 23.11.2024.