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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Werths nicht sattsam kundig, nicht so hinter-
gangen werden. Möchten gleich nicht allezeit
die aller accuratesten Preise gesetzt werden, so
wäre es doch schon gut, wenn die ungefähren
Preise nach dem Unterscheid der Zeiten deter-
mini
ret würden, damit sich die Käuffer doch ei-
niger maassen darnach richten, und die Ver-
käuffer nicht so erschrecklich über die Schnure
hauen könten. Es hat eine gleiche Beschaf-
fenheit mit den Apothecker Taxen, und mit der
Schätzung des Fleisches und der Becker-Waa-
ren, und gleichwohl wird beydes in denen Städ-
ten, in welchen eine gute Policey anzutreffen, ge-
schätzet. Es wären solche Taxen nach den un-
terschiedenen Umständen zu verändern und zu
modificiren. Jch glaube wohl, daß es bey
manchen Waaren sehr schwer seyn würde, ein
pretium zu bestimmen, indem sich die Preise
nach dem Unterscheid der Zeiten bey ihren Ein-
und Verkauf, Unterschied der Wege und Fracht-
Gelder, die den Fuhrleuten bezahlet werden,
der Meege und Wenigkeit der Liebhaber, und
Käuffer, die solche Waaren suchen, den Man-
gel oder Uberfluß der Materialien, daraus sie fa-
brici
ret werden, den Unterscheid der Krieges
und Friedens-Zeiten, und tausenderley andere
Umstände mehr zu verändern pflegen, ich glau-
be aber auch, daß auf viele einheimische Waa-

ren,



Werths nicht ſattſam kundig, nicht ſo hinter-
gangen werden. Moͤchten gleich nicht allezeit
die aller accurateſten Preiſe geſetzt werden, ſo
waͤre es doch ſchon gut, wenn die ungefaͤhren
Preiſe nach dem Unterſcheid der Zeiten deter-
mini
ret wuͤrden, damit ſich die Kaͤuffer doch ei-
niger maaſſen darnach richten, und die Ver-
kaͤuffer nicht ſo erſchrecklich uͤber die Schnure
hauen koͤnten. Es hat eine gleiche Beſchaf-
fenheit mit den Apothecker Taxen, und mit der
Schaͤtzung des Fleiſches und der Becker-Waa-
ren, und gleichwohl wird beydes in denen Staͤd-
ten, in welchen eine gute Policey anzutreffen, ge-
ſchaͤtzet. Es waͤren ſolche Taxen nach den un-
terſchiedenen Umſtaͤnden zu veraͤndern und zu
modificiren. Jch glaube wohl, daß es bey
manchen Waaren ſehr ſchwer ſeyn wuͤrde, ein
pretium zu beſtimmen, indem ſich die Preiſe
nach dem Unterſcheid der Zeiten bey ihren Ein-
und Veꝛkauf, Unterſchied der Wege und Fꝛacht-
Gelder, die den Fuhrleuten bezahlet werden,
der Meege und Wenigkeit der Liebhaber, und
Kaͤuffer, die ſolche Waaren ſuchen, den Man-
gel oder Uberfluß der Materialien, daraus ſie fa-
brici
ret werden, den Unterſcheid der Krieges
und Friedens-Zeiten, und tauſenderley andere
Umſtaͤnde mehr zu veraͤndern pflegen, ich glau-
be aber auch, daß auf viele einheimiſche Waa-

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[938/0958] Werths nicht ſattſam kundig, nicht ſo hinter- gangen werden. Moͤchten gleich nicht allezeit die aller accurateſten Preiſe geſetzt werden, ſo waͤre es doch ſchon gut, wenn die ungefaͤhren Preiſe nach dem Unterſcheid der Zeiten deter- miniret wuͤrden, damit ſich die Kaͤuffer doch ei- niger maaſſen darnach richten, und die Ver- kaͤuffer nicht ſo erſchrecklich uͤber die Schnure hauen koͤnten. Es hat eine gleiche Beſchaf- fenheit mit den Apothecker Taxen, und mit der Schaͤtzung des Fleiſches und der Becker-Waa- ren, und gleichwohl wird beydes in denen Staͤd- ten, in welchen eine gute Policey anzutreffen, ge- ſchaͤtzet. Es waͤren ſolche Taxen nach den un- terſchiedenen Umſtaͤnden zu veraͤndern und zu modificiren. Jch glaube wohl, daß es bey manchen Waaren ſehr ſchwer ſeyn wuͤrde, ein pretium zu beſtimmen, indem ſich die Preiſe nach dem Unterſcheid der Zeiten bey ihren Ein- und Veꝛkauf, Unterſchied der Wege und Fꝛacht- Gelder, die den Fuhrleuten bezahlet werden, der Meege und Wenigkeit der Liebhaber, und Kaͤuffer, die ſolche Waaren ſuchen, den Man- gel oder Uberfluß der Materialien, daraus ſie fa- briciret werden, den Unterſcheid der Krieges und Friedens-Zeiten, und tauſenderley andere Umſtaͤnde mehr zu veraͤndern pflegen, ich glau- be aber auch, daß auf viele einheimiſche Waa- ren,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/958>, abgerufen am 28.09.2024.