in denen Handels-Städten banquerot werden. Ob nun zwar einige durch besondere Fatalitä- ten in dergleichen Unglück verfallen, so rühren doch der meisten ihre banquerote daher, daß sie mit ihren Weibern und Kindern alle Tage herrlich und in Freuden leben, die niedlichsten Speisen und grösten Delicatessen, und was nur das rareste und theuerste auf dem Marckte, zuerst geniessen müssen, es in Staat, in prächti- ger meublirung ihrer Häuser, kostbahrer Equip- page, u. s. w. denen Standes-Personen ent- weder gleich oder noch zuvor thun wollen, die herrlichsten Häuser haben, die schönsten Gär- ten anlegen, Hauß, Contoir und Magazin ne- gligiren, ohne Bedacht hinein handeln, ohne raison das Jhrige hazardiren, Buchhalters und Bediente schalten und walten lassen, sich in- dessen eines guten Tages in aller Uppigkeit, Hoffarth und Fleisches-Lust pflegen, der Frauen Kleider-Pracht, den erwachsenen Kindern in unmäßigen Geld-Ausgaben und Verschwen- den den Zügel lassen, sich aufs Spielen legen, den Nachmittag mit Visiten-Geben, al'hombre Spielen und Caffee-Trincken zubringen, das Jhrige unvorsichtiger Weise ausborgen und negligiren, von der Handlung niemahls keinen rechten Verstand noch Begriff gehabt, mit lie- derlicher Gesellschafft umgehen, u. s. w. Gleich-
wie
in denen Handels-Staͤdten banquerot werden. Ob nun zwar einige durch beſondere Fatalitaͤ- ten in dergleichen Ungluͤck verfallen, ſo ruͤhren doch der meiſten ihre banquerote daher, daß ſie mit ihren Weibern und Kindern alle Tage herrlich und in Freuden leben, die niedlichſten Speiſen und groͤſten Delicateſſen, und was nur das rareſte und theuerſte auf dem Marckte, zuerſt genieſſen muͤſſen, es in Staat, in praͤchti- ger meublirung ihꝛer Haͤuſer, koſtbahꝛer Equip- page, u. ſ. w. denen Standes-Perſonen ent- weder gleich oder noch zuvor thun wollen, die herrlichſten Haͤuſer haben, die ſchoͤnſten Gaͤr- ten anlegen, Hauß, Contoir und Magazin ne- gligiren, ohne Bedacht hinein handeln, ohne raiſon das Jhrige hazardiren, Buchhalters und Bediente ſchalten und walten laſſen, ſich in- deſſen eines guten Tages in aller Uppigkeit, Hoffarth und Fleiſches-Luſt pflegen, der Frauen Kleider-Pracht, den erwachſenen Kindern in unmaͤßigen Geld-Ausgaben und Verſchwen- den den Zuͤgel laſſen, ſich aufs Spielen legen, den Nachmittag mit Viſiten-Geben, al’hombre Spielen und Caffée-Trincken zubringen, das Jhrige unvorſichtiger Weiſe ausborgen und negligiren, von der Handlung niemahls keinen rechten Verſtand noch Begriff gehabt, mit lie- derlicher Geſellſchafft umgehen, u. ſ. w. Gleich-
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in denen Handels-Staͤdten banquerot werden.
Ob nun zwar einige durch beſondere Fatalitaͤ-
ten in dergleichen Ungluͤck verfallen, ſo ruͤhren
doch der meiſten ihre banquerote daher, daß
ſie mit ihren Weibern und Kindern alle Tage
herrlich und in Freuden leben, die niedlichſten
Speiſen und groͤſten Delicateſſen, und was
nur das rareſte und theuerſte auf dem Marckte,
zuerſt genieſſen muͤſſen, es in Staat, in praͤchti-
ger meublirung ihꝛer Haͤuſer, koſtbahꝛer Equip-
page, u. ſ. w. denen Standes-Perſonen ent-
weder gleich oder noch zuvor thun wollen, die
herrlichſten Haͤuſer haben, die ſchoͤnſten Gaͤr-
ten anlegen, Hauß, Contoir und Magazin ne-
gligiren, ohne Bedacht hinein handeln, ohne
raiſon das Jhrige hazardiren, Buchhalters
und Bediente ſchalten und walten laſſen, ſich in-
deſſen eines guten Tages in aller Uppigkeit,
Hoffarth und Fleiſches-Luſt pflegen, der Frauen
Kleider-Pracht, den erwachſenen Kindern in
unmaͤßigen Geld-Ausgaben und Verſchwen-
den den Zuͤgel laſſen, ſich aufs Spielen legen,
den Nachmittag mit Viſiten-Geben, al’hombre
Spielen und Caffée-Trincken zubringen, das
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 932. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/952>, abgerufen am 23.11.2024.
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