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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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das allersicherste, daß man solche Leute gar nicht
frey handeln und wandeln liesse, es wäre denn,
daß sie würcklich in unsern teutschen Handels-
Städten angesessen, und Feuer und Heerd drin-
nen hielten; Ja es müste auch dieses fast noch
nicht einmahl genung seyn, sondern sie müsten
auch ihre Capitalia dociren, und liegende Grün-
de oder eigene erbauete oder rechtmäßig an sich
gekauffte Häuser und reale Handlungen auf-
zuweisen haben, so sie dieses nicht thun könten,
müste man ihnen zwar, wenn sie eigen Feuer
und Heerd hielten, bürgerliche Onera trügen,
das Bürger-Recht suchten, und sich in die Kauf-
leute oder Kramer Gilden einschreiben liessen,
das Handeln und Wandeln iedoch bey eröffne-
ten Buden, Gewölben oder Laden, item, das
Hausiren in der Stadt und auf dem Lande vor
sich und ihre Diener gönnen, keinesweges aber,
daß sie andre Fremde und unter ihren Nahmen sol-
ten durchgehen, Waaren ein- und auslegen oder
hausiren lassen, welches alles ihnen auf- und bey
ihrem Bürger-Eyd müste eingebunden, und
hernach auch fleißige Kundschafft der Ubertre-
ter wegen eingezogen werden. Siehe Marper-
gers historischen Kauffmann, p. 238.

§. 16. Es bezeuget die allgemeine Erfah-
rung, daß wenig Messen vorbey zu gehen pfle-
gen, darinnen nicht eine oder einige Kaufleute

in
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das allerſicherſte, daß man ſolche Leute gar nicht
frey handeln und wandeln lieſſe, es waͤre denn,
daß ſie wuͤrcklich in unſern teutſchen Handels-
Staͤdten angeſeſſen, und Feuer und Heerd drin-
nen hielten; Ja es muͤſte auch dieſes faſt noch
nicht einmahl genung ſeyn, ſondern ſie muͤſten
auch ihre Capitalia dociren, und liegende Gruͤn-
de oder eigene erbauete oder rechtmaͤßig an ſich
gekauffte Haͤuſer und reale Handlungen auf-
zuweiſen haben, ſo ſie dieſes nicht thun koͤnten,
muͤſte man ihnen zwar, wenn ſie eigen Feuer
und Heerd hielten, buͤrgerliche Onera truͤgen,
das Buͤrger-Recht ſuchten, und ſich in die Kauf-
leute oder Kramer Gilden einſchreiben lieſſen,
das Handeln und Wandeln iedoch bey eroͤffne-
ten Buden, Gewoͤlben oder Laden, item, das
Hauſiren in der Stadt und auf dem Lande vor
ſich und ihre Diener goͤnnen, keinesweges aber,
daß ſie andꝛe Fꝛemde uñ unter ihꝛen Nahmen ſol-
ten durchgehen, Waaren ein- und auslegen oder
hauſiren laſſen, welches alles ihnen auf- und bey
ihrem Buͤrger-Eyd muͤſte eingebunden, und
hernach auch fleißige Kundſchafft der Ubertre-
ter wegen eingezogen werden. Siehe Marper-
gers hiſtoriſchen Kauffmann, p. 238.

§. 16. Es bezeuget die allgemeine Erfah-
rung, daß wenig Meſſen vorbey zu gehen pfle-
gen, darinnen nicht eine oder einige Kaufleute

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[931/0951] das allerſicherſte, daß man ſolche Leute gar nicht frey handeln und wandeln lieſſe, es waͤre denn, daß ſie wuͤrcklich in unſern teutſchen Handels- Staͤdten angeſeſſen, und Feuer und Heerd drin- nen hielten; Ja es muͤſte auch dieſes faſt noch nicht einmahl genung ſeyn, ſondern ſie muͤſten auch ihre Capitalia dociren, und liegende Gruͤn- de oder eigene erbauete oder rechtmaͤßig an ſich gekauffte Haͤuſer und reale Handlungen auf- zuweiſen haben, ſo ſie dieſes nicht thun koͤnten, muͤſte man ihnen zwar, wenn ſie eigen Feuer und Heerd hielten, buͤrgerliche Onera truͤgen, das Buͤrger-Recht ſuchten, und ſich in die Kauf- leute oder Kramer Gilden einſchreiben lieſſen, das Handeln und Wandeln iedoch bey eroͤffne- ten Buden, Gewoͤlben oder Laden, item, das Hauſiren in der Stadt und auf dem Lande vor ſich und ihre Diener goͤnnen, keinesweges aber, daß ſie andꝛe Fꝛemde uñ unter ihꝛen Nahmen ſol- ten durchgehen, Waaren ein- und auslegen oder hauſiren laſſen, welches alles ihnen auf- und bey ihrem Buͤrger-Eyd muͤſte eingebunden, und hernach auch fleißige Kundſchafft der Ubertre- ter wegen eingezogen werden. Siehe Marper- gers hiſtoriſchen Kauffmann, p. 238. §. 16. Es bezeuget die allgemeine Erfah- rung, daß wenig Meſſen vorbey zu gehen pfle- gen, darinnen nicht eine oder einige Kaufleute in N n n 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/951>, abgerufen am 29.06.2024.