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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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de, das Seinige zu contribuiren. Es ist ge-
wiß eine seltzame Sache; Jn denen Städten,
da eine gute Policey ist, hat man Leute die des
Nachts herumgehen, und den Unfug verwehren,
auch Acht haben müssen, daß nicht etwan auf
den Gassen ein Unglück vorgehe, und gleichwohl
auf den wüsten Land-Strassen, da das Unglück
viel besorglicher ist, und solche Bösewichter, die
dergleichen Unheil anrichten, viel eher Gelegen-
heit haben, fort zu gehen, als die, so in den Mauren
der Städte eingeschlossen, hält man nieman-
den der solche bösse Leute observiret, oder von
ihren gottlossen Unternehmungen ab hält. Hö-
ret man einmahl, daß ein Unglück auf der Stras-
sen geschehen, ein Mord oder Strassen-Raub,
oder daß sich Zigeuner etwan blicken lassen, so
werden die Dorf-Gemeinden aufgeboten', und
müssen die Wälder und andere unwegsame und
einsame Oerter durchsuchen. Nachdem sie
dieses gethan, und iemand angetroffen, oder
nicht, so begeben sie sich wieder nach Hause, und
gehen aus einander. Wenn nun dergleichen
böse Gesindel Gelegenheit gefunden, diese etli-
chen Tage über sich zu verstellen, oder zu verste-
cken, so sind sie denn nachgehends wieder sicher,
und können ihre vorige Bößheit aus zu üben
aufs neue Gelegenheit haben. Wüsten sie a-
ber, daß solche Leute auf den Strassen an-

getrof-



de, das Seinige zu contribuiren. Es iſt ge-
wiß eine ſeltzame Sache; Jn denen Staͤdten,
da eine gute Policey iſt, hat man Leute die des
Nachts herumgehen, und den Unfug verwehren,
auch Acht haben muͤſſen, daß nicht etwan auf
den Gaſſen ein Ungluͤck vorgehe, und gleichwohl
auf den wuͤſten Land-Straſſen, da das Ungluͤck
viel beſorglicher iſt, und ſolche Boͤſewichter, die
dergleichen Unheil anrichten, viel eher Gelegen-
heit haben, foꝛt zu gehen, als die, ſo in den Mauren
der Staͤdte eingeſchloſſen, haͤlt man nieman-
den der ſolche boͤſſe Leute obſerviret, oder von
ihren gottloſſen Unternehmungen ab haͤlt. Hoͤ-
ret man einmahl, daß ein Ungluͤck auf der Straſ-
ſen geſchehen, ein Mord oder Straſſen-Raub,
oder daß ſich Zigeuner etwan blicken laſſen, ſo
werden die Dorf-Gemeinden aufgeboten’, und
muͤſſen die Waͤlder und andere unwegſame und
einſame Oerter durchſuchen. Nachdem ſie
dieſes gethan, und iemand angetroffen, oder
nicht, ſo begeben ſie ſich wieder nach Hauſe, und
gehen aus einander. Wenn nun dergleichen
boͤſe Geſindel Gelegenheit gefunden, dieſe etli-
chen Tage uͤber ſich zu verſtellen, oder zu verſte-
cken, ſo ſind ſie denn nachgehends wieder ſicher,
und koͤnnen ihre vorige Boͤßheit aus zu uͤben
aufs neue Gelegenheit haben. Wuͤſten ſie a-
ber, daß ſolche Leute auf den Straſſen an-

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[922/0942] de, das Seinige zu contribuiren. Es iſt ge- wiß eine ſeltzame Sache; Jn denen Staͤdten, da eine gute Policey iſt, hat man Leute die des Nachts herumgehen, und den Unfug verwehren, auch Acht haben muͤſſen, daß nicht etwan auf den Gaſſen ein Ungluͤck vorgehe, und gleichwohl auf den wuͤſten Land-Straſſen, da das Ungluͤck viel beſorglicher iſt, und ſolche Boͤſewichter, die dergleichen Unheil anrichten, viel eher Gelegen- heit haben, foꝛt zu gehen, als die, ſo in den Mauren der Staͤdte eingeſchloſſen, haͤlt man nieman- den der ſolche boͤſſe Leute obſerviret, oder von ihren gottloſſen Unternehmungen ab haͤlt. Hoͤ- ret man einmahl, daß ein Ungluͤck auf der Straſ- ſen geſchehen, ein Mord oder Straſſen-Raub, oder daß ſich Zigeuner etwan blicken laſſen, ſo werden die Dorf-Gemeinden aufgeboten’, und muͤſſen die Waͤlder und andere unwegſame und einſame Oerter durchſuchen. Nachdem ſie dieſes gethan, und iemand angetroffen, oder nicht, ſo begeben ſie ſich wieder nach Hauſe, und gehen aus einander. Wenn nun dergleichen boͤſe Geſindel Gelegenheit gefunden, dieſe etli- chen Tage uͤber ſich zu verſtellen, oder zu verſte- cken, ſo ſind ſie denn nachgehends wieder ſicher, und koͤnnen ihre vorige Boͤßheit aus zu uͤben aufs neue Gelegenheit haben. Wuͤſten ſie a- ber, daß ſolche Leute auf den Straſſen an- getrof-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 922. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/942>, abgerufen am 23.11.2024.