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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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dennoch ist kein Zweiffel, daß noch manche
fremde Gewächse aus Ost-Jndien und andern
Theilen der Welt, als auch aus andern Ländern
Europä mit guten Succels bey uns könten an-
gebracht und erhalten werden. Man siehet
ja aus den Exempeln unterschiedener fremden
Gewächse, die theils in andern Ländern, theils
auch in Teutschland selbst gar glücklich fortge-
kommen, und von denen sich dieses erstlich kein
Mensch würde eingebildet haben. Von de-
nen Pfirschen hat man wohl vorhin nicht ge-
glaubet, daß sie anders als in Persien wachsen
könten, daher sie auch den Nahmen haben, daß
sie mala persica heissen. Es ist aber diese Frucht
in Egypten, ferner nach Rom und sofort in ande-
re Länder gebracht worden, und wächset solche
so gut in Teutschland, als in Orientalischen
Ländern. Von den lieben Alten wurden vor-
dessen nur viererley Gattungen und Arten der
Citronen beschrieben; Allein durch vieles fleis-
siges Nachsinnen über Pflantzung, Wartung,
Jmpffen, Peltzen und dergleichen, ist es so hoch
gebracht, daß deren bey achtzigerley Arten ietzo
gefunden werden, daraus füglich zu schliessen,
daß bey andern Bäumen in Fortpflantzung der-
selben aus fremden Orten, die emsige Wartung
und Nachdencken, wie solche am besten anzu-
bauen, zu vermehren, grösser und stärcker zu

ziehen



dennoch iſt kein Zweiffel, daß noch manche
fremde Gewaͤchſe aus Oſt-Jndien und andern
Theilen der Welt, als auch aus andern Laͤndern
Europaͤ mit guten Succels bey uns koͤnten an-
gebracht und erhalten werden. Man ſiehet
ja aus den Exempeln unterſchiedener fremden
Gewaͤchſe, die theils in andern Laͤndern, theils
auch in Teutſchland ſelbſt gar gluͤcklich fortge-
kommen, und von denen ſich dieſes erſtlich kein
Menſch wuͤrde eingebildet haben. Von de-
nen Pfirſchen hat man wohl vorhin nicht ge-
glaubet, daß ſie anders als in Perſien wachſen
koͤnten, daher ſie auch den Nahmen haben, daß
ſie mala perſica heiſſen. Es iſt aber dieſe Frucht
in Egypten, ferner nach Rom und ſofort in ande-
re Laͤnder gebracht worden, und waͤchſet ſolche
ſo gut in Teutſchland, als in Orientaliſchen
Laͤndern. Von den lieben Alten wurden vor-
deſſen nur viererley Gattungen und Arten der
Citronen beſchrieben; Allein durch vieles fleiſ-
ſiges Nachſinnen uͤber Pflantzung, Wartung,
Jmpffen, Peltzen und dergleichen, iſt es ſo hoch
gebracht, daß deren bey achtzigerley Arten ietzo
gefunden werden, daraus fuͤglich zu ſchlieſſen,
daß bey andern Baͤumen in Fortpflantzung der-
ſelben aus fremden Orten, die emſige Wartung
und Nachdencken, wie ſolche am beſten anzu-
bauen, zu vermehren, groͤſſer und ſtaͤrcker zu

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[888/0908] dennoch iſt kein Zweiffel, daß noch manche fremde Gewaͤchſe aus Oſt-Jndien und andern Theilen der Welt, als auch aus andern Laͤndern Europaͤ mit guten Succels bey uns koͤnten an- gebracht und erhalten werden. Man ſiehet ja aus den Exempeln unterſchiedener fremden Gewaͤchſe, die theils in andern Laͤndern, theils auch in Teutſchland ſelbſt gar gluͤcklich fortge- kommen, und von denen ſich dieſes erſtlich kein Menſch wuͤrde eingebildet haben. Von de- nen Pfirſchen hat man wohl vorhin nicht ge- glaubet, daß ſie anders als in Perſien wachſen koͤnten, daher ſie auch den Nahmen haben, daß ſie mala perſica heiſſen. Es iſt aber dieſe Frucht in Egypten, ferner nach Rom und ſofort in ande- re Laͤnder gebracht worden, und waͤchſet ſolche ſo gut in Teutſchland, als in Orientaliſchen Laͤndern. Von den lieben Alten wurden vor- deſſen nur viererley Gattungen und Arten der Citronen beſchrieben; Allein durch vieles fleiſ- ſiges Nachſinnen uͤber Pflantzung, Wartung, Jmpffen, Peltzen und dergleichen, iſt es ſo hoch gebracht, daß deren bey achtzigerley Arten ietzo gefunden werden, daraus fuͤglich zu ſchlieſſen, daß bey andern Baͤumen in Fortpflantzung der- ſelben aus fremden Orten, die emſige Wartung und Nachdencken, wie ſolche am beſten anzu- bauen, zu vermehren, groͤſſer und ſtaͤrcker zu ziehen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/908>, abgerufen am 29.06.2024.